Natur

Maifisch hat es im Neckar bei Ladenburg weiter schwer

Der Maifisch ist zurück am Neckar. Dem ersten Fund vor neun Jahren folgten jetzt weitere. Fachleute sehen darin ein gutes Zeichen, fordern aber vor allem eine wichtige Maßnahme von der Politik

Von 
Peter Jaschke
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30 Maifische wie dieses Exemplar, das schon 2014 gezählt wurde, zeigen das Potenzial im Neckar an. Als großes Handicap gelten fehlende Steighilfen. © Peter Jaschke

Ladenburg. Die gute Nachricht lautet: Der Maifisch ist wieder da. Bereits 2014 hatte diese Botschaft Naturfreunde erfreut: Seinerzeit waren diese Wanderfische erstmals seit etwa 80 Jahren wieder im Neckar aufgestiegen, um zu laichen, also Eier abzulegen. Die erfreuliche Entwicklung dauert offenbar an: Kürzlich wurden erneut im Fischpass des untersten Neckarwehrs in Ladenburg 30 Maifische registriert - so viele wie noch nie an dieser Stelle. Das Ergebnis einer Erhebung der Pachtgemeinschaft Kurpfalz ist umso bemerkenswerter, da die bis vor wenigen Jahren noch als ausgestorben geltende Art nicht aus Besatzmaßnahmen im Neckar stammen.

Problemstellen Fischpässe - warum es der Maifisch im Neckar schwer hat

Die schlechte Nachricht: Um das „enorme Potenzial“ für den einst weitverbreiteten Maifisch im Neckar auszuschöpfen, müssten zunächst „die teilweise über 100 Jahre alten, viel zu kleinen und für Fische schlecht auffindbaren Fischpässe im Neckar endlich neu gebaut werden“. Davon ist Frank Hartmann, der Fischereireferent des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe, überzeugt. Seiner Meinung nach hätten auch in diesem Jahr weit mehr Maifische den Neckar aufwandern können, als in Ladenburg gezählt wurden. Es bestehe durchaus die Chance, diese Art in Baden-Württemberg wieder zu etablieren und dadurch einen großen Beitrag zur Wiederherstellung der Artenvielfalt zu leisten, so Hartmann. Woran es seiner Meinung nach jedoch klemmt: Bislang sei an den Neckarwehren im Regierungsbezirk Karlsruhe kein einziger Fischpass neu gebaut worden. Dabei sei die Wasserstraßenverwaltung des Bundes bereits seit 2010 rechtlich dazu verpflichtet.

Schwabenheim und Feudenheim als Eingangstore für Fische aus Rhein

„Für die besonders bedeutenden Standorte Schwabenheim und Feudenheim sind jedoch nicht einmal Planungen vorhanden“, kritisiert Hartmann die zuständige Bundesbehörde. Beide Standorte seien „Eingangstore für Fische, die aus dem Rhein in den Neckar einwandern möchten“. Je mehr Fische und Maifische aus dem Rhein aufsteigen könnten, desto größer sei auch die Besiedlung des Neckars hinauf bis zu Kocher, Jagst und Enz. Das RP stellt fest: „Der aktuelle kleine Fischpass in Ladenburg ist lediglich ein winziges Nadelöhr, das als Ersatzbauwerk für den bei Umbauten beschädigten historischen Fischpass ebenfalls nur eingeschränkt funktioniert.“

Das von Hartman kritisierte Versäumnis der Bundesbehörde habe „sehr negative Auswirkungen“ auf den gesamten Fischbestand im Neckar. Gemeinsam stellen Hartmann und Claus Neuer (Pachtgemeinschaft Kurpfalz) fest: „In den letzten Jahren ist der natürliche Fischbestand des Neckars nahezu zusammengebrochen. Es fehlen entlang des gesamten schiffbaren Neckar angemessene Durchgängigkeiten für Fische, und es fehlen Seitengewässer als bedeutende Laichgebiete und vor Welleschlag der Schiffe geschützte Aufwuchsgewässer wie die gelungene Fischkinderstube in Edingen-Neckarhausen.“ Das früher weit verbreitete Arten zunehmende seltener im Neckar vorkommen und kaum noch Fische zu fangen seien, beobachten Angelsportvereine der Region seit Jahren mit Sorge.

Nachwuchs aus Frankreich

Auch eine der Hauptursachen für das Verschwinden der Maifische im Neckar soll - neben der früheren Überfischung und Verschmutzung des Flusses - dessen rigoroser Ausbau zur Wasserstraße gewesen sein. In ganz Europa gingen ursprünglich reiche Bestände drastisch zurück. Lediglich in Atlantikzuflüssen in Westfrankreich, Spanien und Marokko hielten sich Restbestände. Eine französische Population steht seit 2007 Pate für die Wiederansiedlung des Maifischs im Rheinsystem. Es gibt Hinweise darauf, dass der Neckar für den natürlichen Bestandsaufbau des Maifischs eine bedeutende Rolle spielt. Genetische Untersuchungen weisen darauf hin, dass im Neckar sogar ein „Hot Spots“ der Populationsentwicklung zu liegen scheint.

Maifische

Der Maifisch zählt zur Familie der Heringe und ist mit bis zu 50 Zentimeter Länge ihr größter Vertreter.

Sie wachsen in küstennahen Regionen des nordöstlichen Atlantiks zu erwachsenen Fischen heran. Dort ernähren sie sich überwiegend von Zooplankton.

In Schwärmen ziehen sie zur Laichzeit, im Mai und Juni, die Flüsse hoch, um die Laichgründe über kiesiger bis steiniger Sohle zu erreichen. Die Eier werden ins Freiwasser abgegeben und von der Strömung abgedriftet, bis sie allmählich auf den Grund absinken.

Schon nach wenigen Tagen schlüpfen die winzigen Larven. Nach wenigen Wochen beginnt schon die Reise der Jugendstadien stromabwärts in Richtung Meer, das sie noch im ersten Lebensjahr erreichen.

2014 wurden nach langer Zeit die ersten Maifische im Neckar entdeckt. Im Rhein ist die natürliche Reproduktion direkt nachgewiesen worden. Die Bemühungen der Wiederansiedlung des Maifisches im Rheinsystem zeigen damit erste vorzeigbare Erfolge. (Quelle: Regierungspräsidium Karlsruhe)

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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