Ladenburg. Auf hoher See aus Meerwasser Bier herstellen und es mit Gästen bei Sonnenuntergang auf Deck verkosten: Als Bordbrauer auf einem Kreuzfahrtschiff hat der Ladenburger Kai Bauer einen außergewöhnlichen Beruf. Beneidenswert ist sein Job für viele sicher obendrein: Während hierzulande winterliche Temperaturen herrschen, ist der 26-Jährige auf dem Schiff AIDAsol zwischen den kanarischen Inseln auf dem Atlantik unterwegs. Es ist bereits sein zweiter Profi-Einsatz an Bord dieser Flotte.
„Wahrscheinlich könnte ich später im Leben nicht mehr so leicht acht Monate im Jahr herumreisen, deshalb war die AIDAstella im Frühjahr 2022 eine tolle Möglichkeit zum Berufseinstieg für mich“, erklärt uns Bauer nach Feierabend per Mail aus seiner Dienstkabine.
Ja, tatsächlich: An Bord der meisten AIDA Schiffe gibt es eine Brauerei, die aus Meerwasser, das in der schiffseigenen Aufbereitungsanlage entsalzt, gesäubert und wieder mit den nötigen Mineralien versehen wird, die unterschiedlichsten Biersorten produziert. Bauer ist diesmal auf Gran Canaria an Bord gegangen. Nach vier Monaten rund um die Kanaren und dann über Madeira vor Portugal hoch zur Nordsee verlässt der einstige Absolvent der Ladenburger Merian-Realschule erst im Mai in Hamburg das Schiff wieder. Nach der Brauerlehre bei „Distelhäuser“ (Tauberbischofsheim), Meisterprüfung in Ulm und Studienabschluss als Diplom-Braumeister in München hatte sich Bauer erfolgreich bei AIDA Cruises (Rostock) beworben.
Die Chance, die Welt zu entdecken
„Eine schwimmende Brauerei passt gut in das erlebnisorientierte Konzept einer Kreuzfahrt“, teilt eine Sprecherin der Reederei auf Anfrage dieser Redaktion mit. Gerade für junge Berufsanfänger biete das Unternehmen, das insgesamt rund 17 500 Mitarbeitende aus mehr als 60 Nationen beschäftige, vielfältige Einstiegsmöglichkeiten und zugleich die Chance, die Welt zu entdecken. Auch für Berufsgruppen, die man nicht unbedingt mit Kreuzfahrt verbinde - wie beispielsweise Mediengestalter, Licht-, Ton- oder Veranstaltungstechniker - böten sich attraktive Jobs.
Das bestätigt Bauer: „Es macht viel Spaß, und daher plane ich nicht so schnell damit aufzuhören.“ Obwohl er pro Jahr acht Monate auf See sei, zeige sich seine Freundin verständnisvoll und finde seinen Arbeitsplatz spannend. „Es ist geplant, dass sie mich bald an Bord besuchen kommt“, freut sich Bauer aufs Wiedersehen. Seine Freizeit verbringt er ansonsten gerne im schiffseigenen Fitnessstudio - oder er trifft sich mit Kollegen zum Karten spielen.
„Außerdem werden auch für die Crew Landausflüge angeboten, an denen ich teilnehme, wenn genügend Zeit ist“, so Bauer. Denn er hat alle Hände voll zu tun: Sein Alltag sieht so aus, dass er frühmorgens alles regelt, was zu erledigen ist. Da sind Gär- und Lagertanks zu reinigen, und es ist dafür zu sorgen, dass genügend Bier im Ausschank und in seinem Lager ist. Als große technische Anlage benötigt die Bordbrauerei Pflege und Wartung. Außerdem muss er darauf achten, genügend Rohstoffe zum Brauen zu haben. Und es fallen Aufgaben wie das Sieden und die Gärüberwachung an.
Einblick in gläserne Sudkessel
Den von Bauer überwachten Brauvorgang können die Gäste live mit verfolgen, denn die zwei gläsernen Sudkessel sind im rustikal gestalteten Brauhaus integriert. In Brauseminaren zeigt Bauer, worauf es bei der Produktion ankommt - von der Rohstoffauswahl bis zum Brauprozess. Der Clou: Bierfans können in Workshops ihr eigenes Braudiplom absolvieren und während ihrer Urlaubsreise ihren eigenen Biersud ansetzen.
„Für mich besteht der Reiz der Arbeit an Bord darin, jeden Morgen an einem anderen Ort aufzuwachen und neue Leute und Landschaften kennenzulernen“, schreibt Bauer. Auch die Arbeit mit den Kollegen, die aus aller Welt stammen, sei spannend und oft lustig. „Man lernt jeden Tag etwas Neues dazu, und die technische Seite ist oft eine Herausforderung, weil nicht jedes Teil sofort verfügbar ist, da wir uns über das Meer bewegen“, erläutert Bauer. Besonders schön sei es immer, „wenn sich ein Gast über das Bier freut und die Arbeit dahinter auch zu schätzen weiß“.
Gesellige Abende mit seinen Kollegen mag Bauer ebenso wie den täglichen Genuss des Sonnenaufgangs über dem Meer. „Meine Ausbildung hat mich auf den handwerklichen Part sehr gut vorbereitet“, findet Bauer. Offen gesteht er jedoch, dass ihm der erste raue Seegang etwas zu schaffen gemacht hatte. „Aber daran gewöhnt man sich“, so Bauer. Klar sei auch, dass es auf einem Schiff immer Geräusche gebe: „Das heißt, auch nachts ist es nie still, aber da helfen dann Ohrenstöpsel.“
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