Konzertkritik - Die international gefragte Band Giant Rooks bringt auf der ausverkauften Festwiese 1200 Fans zum Schwelgen und Tanzen

Giant Rooks bringen 1200 Fans beim Picknick-Konzert in Ladenburg zum Tanzen

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Giant-Rooks-Frontmann Frederik Rabe und Luca Göttner am Bass. © Marcus Schwetasch

Ladenburg. Der Kalauer muss erlaubt sein: Giant Rooks sind Hammer. Nicht nur weil sie seit 2014 fast perfekt schönen Indie-Pop kultivieren und damit die 1200 Plätze beim Picknick-Konzert auf der Ladenburger Festwiese komplett auslasten. Die fünf Mittzwanziger stammen tatsächlich aus dem Rhein-Ruhr-Stadtchen Hamm und sind erst 2019 nach Berlin gezogen.

Von ihrem Startort aus, wo die Cousins Frederik Rabe (Gesang) und Finn Schwieters (Gitarre) schon in Kindertagen gemeinsam Musik gemacht haben, haben sie es weit gebracht. Auch kilometermäßig: Giant Rooks (GR) l zählen zu den wenigen deutschen Bands, die in ganz Europa gefragt sind. Ende November ist gemeinsam mit dem stil- und geistesverwandten Folktronica-Duo Milky Chance aus Kassel sogar eine Tour durch Nordamerika geplant.

Giant Rooks starten mit der Verlorenheitshymne „The Birth Of Worlds“, in der nicht mal an ein Leben nach dem Tod geglaubt wird. Zusammen mit einer wohlmeinenden Ansage vor dem Konzert mit Notfallmaßnahmen für eine eventuelle Unwetterkatastrophe ergibt das zunächst ein leicht apokalyptisches Szenario. Gott sei Dank singt Rabe auch, dass er trotz allem klarkommt. Auch das Wetter bleibt den äußerst feucht-unfröhlichen Vorhersagen zum Trotz stabil und trocken. So entwickelt sich wie bei allen bisherigen Picknick-Konzerten in der wunderbaren Kulisse zwischen Wasserturm, hohem Baumbestand und Neckar eine einmalige Atmosphäre.

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Dazu tragen Giant Rooks mit dem sehr viel besser gelaunten Uptempo-Song „Heat Up“ massiv bei. So steigt statt dem Wasser- der Stimmungspegel, Und das auch bei „Bright Lies“ - rasant. Die Band ist spürbar ausgehungert und regelrecht bezaubert von der Kulisse: „Wir sind tatsächlich das erste Mal in Ladenburg“, sagt Rabe zur Begrüßung. „So krass: Anfang des Jahres wusste man noch gar nicht, ob man jemals wieder auftreten kann. Es fühlt sich so unfassbar nice an hier.“

Fast zu nice, schon eher seicht beginnt der Song „100 mg“, steigert sich aber im Refrain dank geradezu betörenden Harmonien. Die Fans sind jedenfalls immer in Bewegung und schwelgen in der beschwingten Schönheit dieser im Grundton entspannten Musik, die wie gemacht ist für diesen Ort und das größtenteils junge Publikum. Das gilt auch für den zu Recht viel bejubelten Lie Ning im Vorprogramm, dem Rabe für seinen eindrucksvollen Auftritt dankt: „Denk an uns und nimm uns als Vorgruppe mit, wenn Du in den Stadien dieser Welt spielst.“

Mehr Harmonie geht wohl nicht. Es gibt aber auch richtig originelle Anflüge. Etwa die Flötentöne und der Umgang mit Electropop in der allerersten GR-Nummer „Very Soon You‘ll See“ - das rockt regelrecht, inklusive einem Ausflug zum Stones-Klassiker „Sympathy For The Devil“. Der beim großen Anteil junger Zuschauer aber keinen großen Wiedererkennungswert zu haben scheint. Aber das „Hu-Hu“ funktioniert im Massenchor immer. „King Thinking“ beginnt locker drei Oktaven tiefer und geht fast in Progrock-Richtung - für Abwechslung ist gesorgt.

Viele Stile in Schönheit verpackt

Etwa mit der Akustik-Version von Nelly Furtados Welthit „All Good Things (Come To An End)“ von der Corona-Projekt-EP „Rookery Live Tapes“, dem Abräumer „New Estate“, dem Rave-Charakter von „Nightingales Of The Walled City“, dem folkig-rauen „Wild Stare“ und dem großen GR-Hit „Watershed“ als letzte Zugabe. „Von diesem Abend werden wir noch lange zehren“, ruft Rabe euphorisch. „Das war das Highlight in diesem Sommer.“ Die fünf Hammer mögen körperlich keine gigantischen Türme sein, wie ihr Bandname es verspricht - für die große Pop-Bühne reicht es allemal.

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