Ladenburg. „Bürger für Ladenburg“ nennt sich die Liste, die im Juni erstmals bei einer Gemeinderatswahl in der Römerstadt am Neckar antritt. „Unser wichtigstes Ziel ist es, die politische Landschaft in Ladenburg zu verändern“, erklärt ihr Sprecher Ingo Preuß. „Durch unseren Ansatz der steten Bürgerbeteiligung könnten neue Impulse in die politische städtische Realität eingebracht werden“, hofft er. Denn für viele Bürger, die aktuell ein Problem mit dem jetzigen Parteiensystem hätten, seien die „Bürger für Ladenburg“ ein „einfacher, erster Ansatz, politisch aktiv zu werden“.
22 Gemeinderäte sind in Ladenburg zu wählen, nur sechs stehen auf der Liste der neuen Gruppierung, die sich im Herbst vergangenen Jahres gegründet hatte. Nach dem Rückzug der angestammten Freien Wähler könnten sie deren Potenzial zumindest teilweise abschöpfen. Denn durch die geringe Zahl der Namen auf der Liste haben sie einen Nachteil gegenüber den Mitbewerbern. Selbst wenn Wähler jedem der sechs Kandidierenden auf der Liste drei Stimmen geben, kommen sie insgesamt nur auf 18 statt auf 22 mögliche Stimmen.
Bei der Wählergemeinschaft gibt man sich zuversichtlich. Preuß erklärt auf Nachfrage: „Wir rechnen mit zwei, im günstigsten Fall mit drei Sitzen im Ladenburger Rathaus.“ Die Freien Wähler hatten seit der Wahl 2019 vier Vertreter im Rat, die FDP hat aktuell einen Sitz, bis 2019 waren es zwei. Auf die Möglichkeit der Stimmenhäufung wollen die Bürger für Ladenburg deshalb verstärkt hinweisen. Nachdem sie mehr als 100 Unterschriften von Unterstützern erhalten haben, hoffen sie auf einen „gewissen kommunikativen Verstärkungseffekt“.
Die einzige Frau auf der Liste will für einen Wohlfühlort sorgen
Einzige Frau auf der Liste ist Inez Gruner, Jahrgang 1973. Die Marketing-Kommunikationswirtin hat sich als Schwerpunkte den „Ausbau und die Erhaltung von Ladenburgs Wohlfühlorten“ sowie die Erhaltung der Sauberkeit und Gepflegtheit innerhalb der Stadt als Schwerpunkt vorgenommen. Außerdem möchte sie als Ansprechpartnerin die Wünsche und Anliegen der Gastronomie und des Einzelhandels vertreten. „Ladenburg liegt mir am Herzen, und ich möchte, dass Ladenburg auch weiterhin ein attraktiver Wohlfühlort für alle Bürger, Bewohner und Besucher bleibt“, schreibt sie.
Marc Schrod, Jahrgang 1977, ist der Jüngste auf der Liste. Der Vater einer Tochter ist freiberuflicher IT-Datenbankspezialist. Als Schwerpunkte nennt er Verkehrsplanung, Freizeitangebote und Veranstaltungen. Gute Erreichbarkeiten und sichere Mobilität sollten Ladenburg als Wohn- und Arbeitsort noch attraktiver machen. Dazu zählten insbesondere ein durchdachtes ÖPNV-Konzept, sichere Wege zu Schulen und Kindergärten, „aber auch eine Verkehrsplanung mit Augenmaß und Vernunft, die alle Formen der Mobilität ihren Raum lässt“.
Thomas Lohmann, Jahrgang 1963, steht auf Platz zwei der Liste. Der Diplom-Chemiker kandidiert nach seinen Worten für den Gemeinderat, „weil ich mich für mehr Demokratie und einen größeren Zusammenhalt in der Gesellschaft engagiere“. Dazu bedürfe es des Dialogs zwischen Menschen und Entscheidungsträgern. Im Gemeinderat werde er sich deshalb besonders für größtmögliche Transparenz und mehr Bürgerbeteiligung bei Entscheidungen einsetzen.
Jörg Ringer, Jahrgang 1968, ist Vater von zwei Kindern und arbeitet als staatlich anerkannter Arbeitserzieher. Berufsbedingt verfügt er über Kenntnisse vieler Handwerksberufe und Tätigkeiten, wie er von sich selbst sagt. Durch seine Arbeit habe er Verständnis für Menschen mit Einschränkungen im öffentlichen Raum. Seine Leidenschaft für historische Bauwerke und ihre Restaurierung will er in die Stadtentwicklung einbringen. Als früherer Fahrradkurier habe er zudem Sinn für Radwege und „rollenden Sport“.
Frank Kresse, Jahrgang 1972, ist selbstständiger Handwerker und zertifizierter Wohnberater. Als seine Hobbys nennt er Musik und Kultur. „Ich stehe für die kulturelle Vielfalt in Ladenburg“, erklärt er und wünscht sich mehr Konzerte, Auftritte und auch Kabarett sowie andere öffentliche Veranstaltungen in der Stadt. „Gerade wenn Vielfalt das Thema ist, sollten alle zu Wort, Schrift, Gesang kommen können“, findet er. Und wenn dann ein Thema einigen nicht liege,dürfe man dieses „auf keinen Fall ausgrenzen oder gar verbieten“.
Inhaltliche Ziele nennt die neue Liste bislang nicht
Josef Hoffmann, Jahrgang 1952, Beamter im Ruhestand, ist der Senior auf der Liste. Der Diplom-Verwaltungswirt (FH) nennt als Schwerpunkte „alles rund ums Rathaus“ und wünscht sich eine stärkere Einbindung aller Ladenburger. Außerdem will er, dass Ältere und Behinderte in der Gesellschaft nicht ausgegrenzt werden: „Ein Internetzugang und Computerkenntnisse dürfen keinesfalls Voraussetzungen für die Teilhabe am öffentlichen Leben in Ladenburg sein.“
Die „Bürger für Ladenburg“ wollen nach eigenen Angaben Fürsprecher für verschiedene Anliegen sein und sich für die lokalen Belange Ladenburger Bürger einsetzen, „nicht für die Durchsetzung von Parteienprogrammatik“. Abgesehen von der Forderung nach einer stärkeren Bürgerbeteiligung nennt die Liste auch auf Nachfrage keine konkreten inhaltlichen Ziele.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg_artikel,-ladenburg-fuenf-maenner-und-eine-frau-treten-als-buerger-fuer-ladenburg-an-_arid,2194749.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Eine neue Unbekannte in Ladenburg