Betreuung

Erster Kita-Neubau seit 50 Jahren in Ladenburg eröffnet

Im Ladenburger Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann ist am Montag die Kita "Gänsäcker" eröffnet worden. Das Ereignis soll der Anfang vom Ende einer sechs Jahre andauernden Misere sein

Von 
Peter Jaschke
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Mit der Kita Gänsäcker ist in Ladenburg der erste Kindergarten seit mehr als 50 Jahren neugebaut worden. Das freut (v.l.) Christian Sauter, Katja Rödl, Denise Hoffmann, Stefan Lenz, Bürgermeister Stefan Schmutz und Christine Kehl-Hauser. © Peter Jaschke

Ladenburg. Der Spielplatz draußen ist schon fast fertig. Drinnen hängen kleine Regenjacken an der Garderobe - mit Namenschildchen und Kinderfotos. Alles wirkt einladend. Die Kita „Gänsäcker“ im Ladenburger Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann ist seit Montagnachmittag eröffnet. Darauf haben viele Eltern gewartet.

Nach 21 Monaten Bauzeit ist der Trägerverein „Postillion“ nun startklar zum Betrieb einer Einrichtung mit vier Gruppen für insgesamt 45 Kinder über drei Jahren und 20 Kinder unter drei. Dieser Augenblick soll der Anfang vom Ende einer sechsjährigen Durststrecke sein. Solange schon läuft die Stadt trotz vieler Bemühungen dem Bedarf an Betreuungsplätzen hinterher.

Diese weiteren Projekte sind für mehr Betreuungsplätze in Ladenburg geplant

Im September soll die „Postillion“-Kita Weststadt in der Wiesenstraße folgen. Zudem betreibt die Stadt das im März 2023 errichtete Provisorium im Brenngässel nahe der Nordstadt bald weiter und will darüber hinaus Angebote der Kindertagespflege ausweiten. Zum Ende dieses Jahres erwartet Bürgermeister Stefan Schmutz „eine erhebliche Entspannung“, wie er bereits im „MM“-Jahresinterview angekündigt hatte.

Doch eins nach dem anderen. Am Montagnachmittag stellt er zusammen mit dem „Postillion“-Geschäftsführer Stefan Lenz den neuen Kindergarten vor - und ordnet das Ereignis vor Mitgliedern des Gemeinderats historisch ein: „Wir eröffnen den ersten Kindergarten seit mehr als 50 Jahren“, sagt Schmutz, als er das rote Band vor dem Eingang durchschneidet. Denn abgesehen vom Umbau des ehemaligen Jugendwohlgebäudes zum Anne-Frank-Kindergarten im Jahr 1982, war in der Stadt mit dem Güntherschen Kindergarten zuletzt 1972 eine solche Einrichtung neugebaut worden.

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„Es sind Plätze, die wir dringend brauchen, und so hat die Stadt die Baukosten von 4,4 Millionen Euro einschließlich Ersteinrichtung und Gestaltung der Außenanlage ohne Möglichkeit der Förderung durch Bund und Land zu 100 Prozent bezuschusst“, betont Schmutz. Ende April 2022 hatte der erste Spatenstich stattgefunden. Die Eingewöhnung von mehr als der Hälfte der insgesamt 65 Kinder erfolgt nun Schritt für Schritt, um diese nicht zu überfordern und eine gute Arbeit zu ermöglichen.

Fachkräftemangel auch in diesem Bereich zu spüren

Was diese Phase erleichtert, erklärt Lenz: „Wir hatten schon zwei Gruppen mit 30 Kinder im Container, die jetzt nur umziehen.“ Dennoch soll das Team um Christine Kehl-Hauser (Krippe) und Denise Hoffmann (Kindergarten) vorübergehend aus anderen Postillion-Häusern Verstärkung bekommen. Aus einer kleinen Einrichtung eine große zu machen, sei zwar kein Spaziergang, weil es ein Team zu formen gelte, so Lenz vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, „aber wir sind recht guter Dinge, dass es klappt“.

Es müsse klappen, denn Lenz wisse außerdem, „dass es einige Eltern gibt, die Druck haben, ihr Kind unterzubringen“. Als das für Neubauten zuständige Vorstandsmitglied bei Postillion sagt Christian Sauter: „Den Kostenplan einzuhalten, war aufgrund der Kostensteigerungen im Baugewerbe spannend und nicht ganz einfach, aber es ist uns gelungen“. Architekt Jürgen Roth (Schwetzingen) führt aus, dass es sich tatsächlich um das erste dreieinhalbgeschossige Kitagebäude handele, welches sein Büro geplant habe. Dabei arbeite er schon lange mit Postillion zusammen. „Die besondere Qualität macht die Dachterrasse mit einem spektakulären Ausblich aus“, findet Roth. Drinnen sei alles „zu 99,9 Prozent fertig“. Doch wegen wetterbedingter Verzögerungen werde ein Teil der Fassaden- und Außenarbeiten erst im Frühjahr fertig.

Postillion ist ein erfahrener freier Träger der Jugendhilfe und betreibt viele Einrichtungen

Die Aussagen von Sauter und Roth stimmen die Stadträtinnen und Stadträte ebenso froh wie die Gestaltung und Ausstattung der Räume, die beim Rundgang durch knapp 1000 Quadratmeter Nutzfläche alle Fraktionen loben. Der seit 1988 als freier Träger der Jugendhilfe anerkannte Verein Postillion hat bisher mehr als 16 Kitas selbst gebaut, betreibt knapp 30 Krippen sowie mehr als 15 Hauskindergärten und 20 Waldkindergärten - darunter den Naturkindergarten in Ladenburg.

Für das jüngste Gebäude am „Gänsäcker“ hatte Postillion das Schwetzinger Architekturbüro Roth beauftragt, mit dem der Verein schon viele Kitas gebaut hat. Den Auftrag für die „Postillion“-Kita in der Wiesenstraße im Stadtteil West hatte auf Wunsch der Stadt Ladenburg jedoch das in Kaiserslautern ansässige Planungsbüro Hort & Hänsel den Auftrag erhalten. Auch dieses Unternehmen hat Erfahrung beim Bau von Kindertageseinrichtungen - zum Beispiel in Edingen-Neckarhausen. Die zweite neuen Einrichtung in Ladenburg soll bis September auf rund 1300 Quadratmetern Fläche fertiggestellt sein. Dort entstehen eine Krippen- und drei Kindergartengruppen. Das Provisorium dieser Kita mit jeweils einer Krippen- und einer Kindergartengruppe besteht schon länger an der Hockenwiese. Im September soll diese Einrichtung in den Neubau umziehen.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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