In einem 1871 errichteten Gebäude fallen notwendige Sanierungsarbeiten aufwendiger, überraschender und meist teurer aus als bei deutlich jüngeren Häusern. Das zeigt sich aktuell bei der Werkrealschule (WRS) Unterer Neckar in Ladenburg. Rund 270 Schülerinnen und Schüler aus der Römerstadt und aus Nachbargemeinden müssen ab kommendem Schuljahr 2023/24 in Containern auf dem Schulcampus unterrichtet werden. Das gilt als unvermeidlich, denn der teils asbesthaltige Putz ist zu entfernen. Im Prinzip steht nun eine Generalsanierung bevor.
Laut Verbraucherzentrale wird der früher vielfach eingesetzte Baustoff Asbest gefährlich, wenn Fasern freigesetzt und eingeatmet werden - zum Beispiel bei Renovierungsarbeiten. Bereits in den Sommerferien wurde damit begonnen, Toiletten und Klassenräume zu sanieren (diese Redaktion berichtete). Die im Vorfeld durch eine Fachfirma durchgeführte Schadstoffbegutachtung habe zunächst keine Asbestbefunde ergeben, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Im Verlauf der Arbeiten seien jedoch weitere Untersuchungen durchgeführt worden. „Dabei wurde festgestellt, dass Teile des Putzes asbesthaltig sind und vollständig entfernt werden müssen“, erklärt Rathaussprecherin Nicole Hoffmann.
War die Stadt bei den ursprünglich geplanten Arbeiten von rund 500.000 Euro am Kosten ausgegangen, liegen die Schätzungen durch die jetzt vollumfänglich erforderliche Sanierung des Schulgebäudes inzwischen bei 3,6 Millionen Euro. Darin inbegriffen sind nach Auskunft von Hoffmann aber auch zusätzliche energetische Maßnahmen wie die Erneuerung der Heizungstechnik und die Installation einer Photovoltaikanlage, die im ursprünglich sehr viel kleineren Sanierungsumfang nicht vorgesehen gewesen seien.
Da der Bauablauf während des Schulbetrieb immer wieder ins Stocken kommen würde, hat sich die Verwaltung mit der Schulleitung um Rektor Thomas Schneider darauf verständigt, den Schulbetrieb für das Schuljahr 2023/24 in Container auszulagern. Im Vorfeld sollen auch Gespräche mit dem Elternbeirat sowie den Schulleitungen der benachbarten Schulen stattgefunden haben. „Wir müssen raus, das ist ganz klar, denn eine Beschulung parallel zu solchen Baumaßnahmen ist unmöglich“, bekräftigt Rektor Schneider und betont: „Wir haben Verständnis dafür und fühlen uns beim Schulträger gut aufgehoben.“ Benachbarte Schulen stellten Fachräume bereit.
Die große Herausforderung bestand laut Stadtverwaltung darin, Container zu bezahlbaren Preisen zu finden, da aufgrund der Erdbeben in Türkei und Syrien der Weltmarkt für Container leergekauft sei. „Wir hatten Glück, dass wir von einer Schule in Frankfurt, wo der Schulbetrieb ebenfalls ausgelagert werden musste, Container für sieben Klassenräume und zwei Verwaltungsräume zum vergleichsweise günstigen Preis von rund 250 000 Euro übernehmen können“, erklärt Hoffmann.
Von zusätzlichem Vorteil sei es, dass Bodenbelag, Schreibtafeln und Beleuchtung bereits für einen Schulbetrieb ausgelegt sind. Genutzt werden sollen auch die bereits auf dem Schulgelände befindlichen Container. So könnnen vier Klassenräume weniger angemietet werden. Da sich der Schulcampus aus archäologischen Gründen im Grabungsschutzgebiet befinde, seien nur einstöckige Container möglich, die kein Bodenfundament benötigten, was Grabungen mit Zeitverzug und mehr Kosten nach sich gezogen hätte.
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