Das Wichtigste in Kürze
- Das Ladenburger Altstadtfest feierte sein 50. Jubiläum und war gut besucht.
- Die Beteiligung der Jugend zeigt positive Resonanz und weckt Hoffnung.
- Die Entscheidung über den Festbeginn am Freitag hängt von Helfern und Finanzen ab.
Ladenburg. Ein halbes Jahrhundert Altstadtfest in Ladenburg: Die 50. Ausgabe dieser Traditionsfeier weckt Erinnerungen und zeigt zugleich die Notwendigkeit für Nachwuchs und frische Ideen. Ulrike Storch, eine eingefleischte Besucherin, erinnert sich bis heute lebhaft an ihr erstes Altstadtfest im Jahr 1974. Damals, als knapp Elfjährige, hatte sie mit ihrer Grundschulklasse einen Flohmarktstand. „Es ist für mich unvergesslich, weil es so besonders war, als Kinder etwas zu verkaufen“, erzählt die heute 60-jährige Römerstädterin. Seither hat sie kein einziges Fest versäumt.
Ob die Begeisterung in der nächsten Generation ähnlich groß sein wird, bleibt abzuwarten. Emil und Theo, beide zehn Jahre alt, betrieben am vergangenen Samstag einen Flohmarktstand auf der Deichwiese. „Unser Speicher war voll mit Sachen, die wir loswerden wollten“, erklärt Theo. Emil ergänzt: „Es ist richtig gut, so aktiv am Altstadtfest beteiligt zu sein.“ Theos Mutter Johanna sieht darin eine wertvolle Erfahrung: „Es ist eine tolle Gelegenheit für die Kinder und macht ihnen Freude, ein bisschen Verantwortung zu übernehmen.“
Auch rund 30 Jugendliche vom evangelischen Jugendtreff tragen ihren Teil bei, indem sie erstmals in Eigenregie einen alkoholfreien Stand beim Benefizfestival Rock@Church anboten. Julia Tasch, Mitorganisatorin vom Verein Rock@Church, betont: „Es ist wichtig, Jüngeren die Möglichkeit zu geben mitzuwirken, um sie nicht zu verlieren und damit sie die Traditionen weitertragen.“
Der breite Erfolg des diesjährigen Festes zeigt sich in der positiven Resonanz der Besucher, insbesondere nach dem allerersten Freitagabend-Start. „Großartig“, sagt Pfarrer David Reichert. Bei dem Aufwand, den die Vereine trieben, habe es ihn schon immer gewundert, dass das Fest nicht länger gehe. „So ein heimeliges, tolles Fest“, schwärmt Karin Höft. Die städtische Eventmanagerin Petra Liebig bestätigt: „Alle waren begeistert, und die Vereine hielten sich streng an die Vorgaben, um die Anwohner zu schonen.“
Die Frage, ob der Freitag als fester Bestandteil des Festes etabliert werden kann, hängt jedoch von den verfügbaren Helfern und den städtischen Finanzen ab. Thomas Thieme vom FV 1903 hofft auf eine dauerhafte Neuerung: „Es wäre schön, wenn es sich etabliert“, sagt er. Auch Mark Völkel zeigt sich als Besucher „total begeistert, weil so schöne Stimmung herrscht und man viele nette Leute trifft.“ In diesen Zeiten voller bedrückender Nachrichten sei das wohltuend.
Bürgermeister Stefan Schmutz plant, nach dem Fest Bilanz zu ziehen, um über die Zukunft des Altstadtfest-Freitags zu entscheiden. Bei der Eröffnung am Samstag auf dem vollen Marktplatz betont er: „Der Versuch von 1974, etwas Neues zu wagen, ist mehr als geglückt.“ Schmutz ehrt Marianne und Werner Edelmann (LSV), Werner Molitor (Heimatbund) und Brigitte Stahl als Vertreter der Festgründergeneration. Letztere hatte als rechte Hand des damaligen Bürgermeisters Reinhold Schulz die Premiere und alle folgenden Feste bis 2013 mitorganisiert. „Die Emotionen sind immer noch hoch bei mir“, sagt die seit 2014 pensionierte Brigitte Stahl.
Eine besondere Überraschung erwartet die aus Mazedonien stammende Aleksandra Kletnichka, die am Sonntag ihren 50. Geburtstag feiert. Sie darf anlässlich des 50. Festes das Bierfass der örtlichen Lobdengau-Brauerei anstechen, was ihr nach einem „Blitzkurs“ bei Braumeister Kai Müller mit Bravour gelingt. Ihre persönliche Premiere wird mit großem Beifall honoriert, ebenso wie die Gäste aus den Partnerkommunen Paternion (Österreich) und Garango (Burkina Faso), vertreten durch Bürgermeister Manuel Müller, Mariama Nakouari und Abdo Narcisse Guiébré. Alle genießen auch am Samstag und Sonntag Höhepunkte im Programm wie etwa die beiden nachmittäglichen Auftritte von Sängerin Jeannette Friedrich, der Stimme Ladenburgs im Antoniushof und sonntags bei den GrizzlyBeers an der Köhlerschen Scheuer. Pech nur für alle Nachteulen, dass die zum Jubiläum teilweise verlängerte Feierzeit unter einem Regenguss am Samstag ab etwa 23 Uhr leiset. Dennoch ist die bis 24 Uhr anberaumte Party mit athi.rocks auf dem prallgefüllten Marktplatz umjubelt. Auch an allen weiteren Bühnen herrscht bis dahin Andrang. So gut besucht war er schon lange nicht mehr.
Pünktlich zum ökumenischen Gottesdienst am Sonntagmorgen hört der Regen auf. Der seit 1975 beliebte Frühschoppen mit den Altstadtmusikanten (mit neuem Sänger Dominik) lässt auf dem Schulhof keine Wünsche offen. Dort schmeckten die deftigen Kärntner Spezialitäten aus Paternion noch mal so gut. Und allen wird es noch bewusster: Das Altstadtfest bleibt eine bedeutsame Einnahmequelle für die Vereine und gehört fest zur Identität der Stadt, wie Werner Molitor anmerkt: „Es ist ein fester Bestandteil, genauso wie die Türme und historischen Plätze.“ Doch die Zukunft des Festes hängt von der aktiven Beteiligung der jüngeren Generation ab, die in die Tradition hineinwachsen und sie mit neuen Ideen bereichern muss. Der Erfolg des diesjährigen Fests zeigt, dass dies möglich ist, wenn die Jugend eingebunden und gefördert wird.
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