Verkehr

Warum die Hürden für einen Radweg zwischen Ilvesheim und Ladenburg so hoch sind

Der aktuelle Weg, den Radfahrer zwischen Ilvesheim und Ladenburg nutzen, ist in keinem guten Zustand. Die Ilvesheimer Jugend will Verbesserungen, doch das ist schwierig.

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Der Beginn der Radwegs von Ilvesheim nach Ladenburg. Ein Problem ist der schlechte Zustand und die Tatsache, dass die Verbindung bei Hochwasser häufig nicht nutzbar ist. © Torsten Gertkemper-Besse

Ilvesheim. Mehr als 600 Radfahrende täglich (Stand 2019), dazu sicher noch einige Fuß- oder Spaziergänger. Der Weg zwischen Ilvesheim und Ladenburg ist eine wichtige Verbindung zwischen den beiden Kommunen – vor allem für Kinder und Jugendliche, die in Ilvesheim leben und in Ladenburg zur Schule gehen. Sie fahren meistens mit dem Rad. Doch dafür ist der Weg nur bedingt geeignet. Er ist offiziell nur ein Betriebsweg, er ist eng. Es gibt Schäden im Belag, keine Beleuchtung und bei Hochwasser ist die Strecke nicht nutzbar, weil sie direkt unten am Alt-Neckar entlang führt. Erst am Hochwassersperrtor kommt der Weg wieder neben die höher gelegene Autostraße.

„Radweg“ zwischen Ilvesheim und Ladenburg ist schon länger ein Thema

Das ist schon länger ein Thema in der Gemeinde, doch nun hat sich der Jugendgemeinderat (JGR) mit Nachdruck dieses Problems angenommen (wir berichteten). Man wolle eine sichere Radwege-Verbindung nach Ladenburg, die die Jugendlichen nicht vor Probleme stelle, hatte JGR-Sprecher Henri Maurice Schmitz jüngst betont. Bereits vor einigen Monaten hatten sich die Jugendlichen mit dem Radwege-Koordinator des Rhein-Neckar-Kreises getroffen, um Möglichkeiten auszuloten.

Der Weg zwischen Ilvesheim und Ladenburg führt durch ein Wasserschutzgebiet. © Torsten Gertkemper-Besse

Dabei zeigte sich: Es ist schwer, Verbesserungen zu erreichen. Warum ist das so? Und wie könnte es vielleicht doch klappen? Dazu äußerte sich der Ilvesheimer Bürgermeister Thorsten Walther ausführlich in der jüngsten Sitzung des Jugendgemeinderats. „Da unten hat der Weg keine Zukunft“, brachte es der Rathauschef auf den Punkt. Er meinte damit, dass ernsthafte Verbesserungen nicht zu erreichen sind, indem man den Weg dort belässt, wo er gerade ist. „Es handelt sich hier um ein Wasserschutzgebiet. Da kann man nicht einfach mit schwerem Gerät runter und asphaltieren“, berichtete Jugendgemeinderätin Sahra Krämer vom Treffen mit dem Radwege-Koordinator.

Kann der Radweg verlegt und so vom Hochwasser unabhängig werden?

Eine Hoffnung der Jugendlichen ist, dass der Radweg an die Straße (Landesstraße (L) 542) hoch verlegt wird. So wäre er nicht vom Hochwasser betroffen. Dabei spielt auch die in Bau befindliche L 597 eine Rolle. Sie umgeht Ilvesheim und wird die Ortsdurchfahrt (und damit auch die L 542) entlasten. Die Idee: Wenn die neue L 597 fertig ist, wird die L 542 zu einer Kreis- oder Gemeindestraße umgewidmet und saniert. Damit könnte es leichter werden, dort einen Radweg zu realisieren.

An dieser Stelle intervenierte Bürgermeister Walther in aller Deutlichkeit: „Das ist ein hochkomplexes Verfahren. Es laufen Gespräche. Aber ob und wie eine Umwidmung kommt – da ist noch lange nichts entschieden.“ Aber gerade, weil es so komplex sei, sei es so wichtig, dass möglichst viele Akteure in Ilvesheim an einem Strang zögen. Die Verwaltung begrüße die Initiative der Jugendlichen daher ausdrücklich.

Der Beginn des Radwegs von Ilvesheim nach Ladenburg. Hat er überhaupt eine Zukunft? © Torsten Gertkemper-Besse

Doch die mögliche Umwidmung der Straße ist nicht das einzige Hindernis. Aktuell dürfen die Autos auf der Straße 70 km/h fahren. Wenn dort oben ein Radweg entlang führen soll, müsste man das ändern. Dazu kommt, dass der Radweg im Bedarfsplan des Landes bisher gar nicht vorkommt. Das verwundert etwas, denn bereits 2019 wurde der kritische Wert an Radfahrenden pro Tag (dieser liegt bei 200) auf der Verbindung zwischen Ilvesheim und Ladenburg weit überschritten, siehe Anfang des Textes. Nur weil der Radweg nicht im Bedarfsplan auftaucht, ist die Lage aber nicht hoffnungslos. Die Gemeinde kann beim Land eine Einzelfallentscheidung beantragen, erklärte Bürgermeister Walther: „Dieses Vorgehen hat es im Landkreis schon einige Male gegeben.“

Gemeinde Ilvesheim könnte einen Einzelfall-Antrag für einen Radweg stellen

Die nächsten Schritte könnten folgendermaßen aussehen: Der Jugendgemeinderat erarbeitet einen Antrag, den er im Gemeinderat der Erwachsenen einbringt. Dazu haben die Kinder und Jugendlichen das gleiche Recht wie zum Beispiel die Fraktionen. Im Anschluss könnte der Erwachsenen-Gemeinderat dann beschließen, einen Einzelfall-Antrag beim Land zu stellen. Dieser müsste verschiedene Bedingungen erfüllen, die hohe Zahl an Radfahrenden zwischen Ilvesheim und Ladenburg sei aber schon einmal ein guter Grund, betonte Walther. Am Ende muss das Land über den Einzelfall-Antrag entscheiden, so ist es möglich, dass das Projekt umgesetzt wird, obwohl es gar nicht im Bedarfsplan steht.

Der Betriebsweg zwischen Ilvesheim und Ladenburg, so der offizielle Titel, erlaubt eigentlich kein Radfahren. Es wird aber geduldet. Das Foto ist ein Symbolbild und zeigt einen gemeinsam genutzten Rad- und Fußweg. © Hendrik Schmidt/dpa

Dem Bürgermeister ist wichtig, dass sich die Gemeinde dabei nicht von dem möglichen Umwidmungs-Prozess der L 542 ablenken lässt. „Klar ist: Wir als Gemeinde können das ohnehin nicht allein stemmen. Deshalb brauchen wir alle Beteiligten an Bord, wenn wir das schaffen wollen“, sagte er und meinte damit auch das Land Baden-Württemberg und den Rhein-Neckar-Kreis.

Der aktuelle Jugendgemeinderat in Ilvesheim wird – sollte er Erfolg – haben, vermutlich nicht mehr profitieren

Klar ist: Bis es einen neuen Radweg an der Stelle gibt, wird es noch längere Zeit dauern. JGR-Sprecher Schmitz, der in wenigen Wochen 18 Jahre alt wird, wird davon vermutlich nicht mehr profitieren können. Vielen seiner Kolleginnen und Kollegen geht es ähnlich, sie werden dann nicht mehr zur Schule gehen. Schmitz stört das aber nicht, er macht das auch für die jüngeren Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde: „Für die ist es einfach super ärgerlich, wenn der aktuelle Weg zum Beispiel wegen Hochwasser nicht nutzbar ist. Dann müssen sie lange Umwege fahren, den Bus nehmen oder von den Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht werden.“

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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