Parlamentswahlen in Frankreich

Warum auch in den französischen Partnergemeinden der Region ein Rechtsruck drohen könnte

Bislang sind die französischen Partnergemeinden der Neckar-Bergstraßen-Orte fest in der Hand gemäßigter politischer Kräfte. Das könnte sich bei den Parlamentswahlen am Sonntag ändern

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Am Sonntag wird in Frankreich gewählt. Nachdem Präsident Emmanuel Macron vor knapp drei Wochen die Nationalversammlung aufgelöst hat, stehen jetzt Neuwahlen an - die erste Runde an diesem Sonntag, die zweite eine Woche später. Zwischen Neckar und Bergstraße wird man auch mit Interesse in die Partnergemeinden blicken.

Droht dort ein Rechtsruck wie bei den Europawahlen vor wenigen Wochen? Diese waren der Auslöser für die Auflösung des Parlaments. Noch am Abend verkündete Macron diesen Schritt, als Reaktion auf das schlechte Abschneiden seines Bündnisses. „Ich kann also am Ende dieses Tages nicht so tun, als ob nichts geschehen wäre“, sagte er.

Die letzten Wahlen zur Nationalversammlung fanden 2022 statt. Damals setzte sich - auf ganz Frankreich gesehen - das Bündnis Macrons knapp gegen eine Allianz aus Linken und Grünen durch. Der rechtsradikale Rassemblement National (RN) kam landesweit auf Platz 3. In den Partnergemeinden der Neckar-Bergstraße-Kommunen konnte sich bis auf wenige Ausnahmen das Macron-Bündnis behaupten. Danach sieht es dieses Mal eher nicht aus, holten die Rechten bei dieser Europawahl (frankreichweit) doch mehr als doppelt so viele Stimmen wie das Bündnis des französischen Präsidenten. Auch in den Partnergemeinden „unserer Kommunen“ erlangten stets die Rechten die meisten Stimmen.

An dieser Stelle noch ein paar Worte zum französischen Wahlsystem: Die Abgeordneten werden in Wahlkreisen gewählt. Wer im ersten Versuch mehr als 50 Prozent und mindestens 25 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten holt, zieht in die Nationalversammlung ein. Andernfalls kommt es eine Woche zur zweiten Runde, in der die beiden Stärksten gegeneinander antreten. Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch der Drittplatzierte noch einmal teilnehmen.

Voraussichtlich sind es drei Bündnisse, welche die meisten Stimmen holen werden: der Rassemblement National (RN), „Ensemble“ (ENS) und die neu formierte Volksfront (Nouveau front populaire, NFP). Beim RN handelt es sich um das rechtsradikale Bündnis von Marine Le Pen und Jordan Bardella. „Ensemble“ ist Präsident Macron zuzuordnen. Die NFP besteht aus linken Parteien, diese Abkürzung ist in den offiziellen Verlautbarungen zur Wahl aber nicht zu finden. Darin firmiert sie möglicherweise unter UG (Union de la gauche). Nun zu der Lage in den Partnerkommunen:

Brignais

Hirschberg hat zwei Partnerstädte - Brignais ist die größere. Hier hat Thomas Gassiloud vom Macron-Bündnis 2022 deutlich gewonnen. Dieses Jahr tritt er wieder an. Ob er seinen Erfolg wiederholen kann, ist offen. Die Rechten erreichten bei der Europawahl mit 25 Prozent Platz 1.

Chécy

Auch in der Ilvesheimer Partnergemeinde setzte sich der Rassemblement National bei der Europawahl durch, sogar mit 29,5 Prozent. Für die Parlamentswahl am Sonntag muss das aber noch nichts heißen. In Chécy hat das Bündnis von Macron ein starkes Zugpferd. Richard Ramos setzte sich bei den vergangenen Wahlen immer deutlich durch und tritt auch dieses Mal wieder an.

Nogent-le-Roi

Wenn man die französischen Partnergemeinden miteinander vergleicht, schnitten hier die Rechtsextremen bei der Europawahl am besten ab, sie holten 40,6 Prozent. In Heddesheims Partnerstadt sind sie traditionell stark. Bei den Parlamentswahlen 2022 gewann aber der Kandidat des Macron-Bündnisses. Er heißt Guillaume Kasbarian und tritt wieder an.

Plouguerneau

Mit 26,6 Prozent holten die Rechtsextremen bei der Europawahl auch in Plouguerneau (verpartnert mit Edingen-Neckarhausen) Platz 1. Die Kandidatin der Rechten - Renée Thomaidis - spielte bei den vergangenen Parlamentswahlen 2022 allerdings keine große Rolle. Damals setzte sich die Anwärterin des Macron-Bündnisses - Graziella Melchior - knapp vor der Linken-Kandidatin durch. Melchior und Thomaidis treten erneut an.

Schweighouse-Thann

Hirschbergs kleinere Partnerkommune liegt im Elsass, wo die Rechtsextremen stark sind. Erwartbar „gut“ waren auch deren Ergebnisse bei der Europawahl. In Schweighouse gibt es aber eine Besonderheit. Hier ist der gemäßigte Konservative Raphael Schellenberger beliebt. Bei den vergangenen Wahlen setzte er sich stets durch - 2022 gegen die Rechts-Kandidatin Marion Wilhelm. Beide bewerben sich erneut um ein Mandat.

Uzès

In der Schriesheimer Partnerkommune Uzès gibt es eine Neuerung. Für das Macron-Bündnis steht nicht mehr (der bei den vergangenen Wahlen sehr erfolgreiche) Phillipe Berta am Start. Allerdings ist Nicolas Cadène von der Linken weiterhin dabei. Welche Rolle die extreme Rechte spielen wird, bleibt abzuwarten. Bei der Europawahl vor drei Wochen setzte sie sich deutlich durch.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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