Bildung

Sehbehinderte erfahren in Ilvesheim den Frühling mit allen Sinnen

Blinde oder sehbehinderte Menschen nehmen ihre Umwelt mit allen Sinnen wahr. Die sonderpädagogische Beratungsstelle Frühförderung an der Schloss-Schule Ilvesheim hat das jetzt eindrucksvoll demonstriert

Von 
Klaus Neumann
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Wie fühlt sich das an? Pädagogin Vera Bergmann, Luan und seine Mutter Mandy-Kim Adam © Klaus Neumann

Ilvesheim. Der Familientag der sonderpädagogischen Beratungsstelle Frühförderung hat am Samstag zahlreiche Eltern aus ganz Baden-Württemberg mit blinden oder sehbehinderten Kindern in die Schloss-Schule Ilvesheim gelockt. Unter dem Motto „Alles neu macht der Mai“ bot der Veranstalter den Kindern die Möglichkeit, den Frühling mit allen Sinnen zu erfahren.

Musikalische Begrüßung

Gerade im Wonnemonat Mai solle die Freude und das Vergnügen nicht zu kurz kommen, betonte Daniela Thallner-Klamm, Fachschulrätin und Leiterin der Frühförderung, zu Beginn der Veranstaltung. Die Kinder im Alter bis zu sieben Jahren konnten bei den verschiedenen Stationen denn auch mit Spaß ihren Spieltrieb ausleben. Aber auch der Lerneffekt kam nicht zu kurz. Mit einer musikalischen Begrüßung waren Klein und Groß auf das Fest eingestimmt worden. Pädagoge Gunter Bratzel zückte die Gitarre und baute in seine Strophen die Namen der Kinder ein. Gerne fielen die Besucher mit ein. „Wir gehören zusammen, zusammen sind wir stark“, klang es aus vielen Kehlen. Derart eingestimmt nahmen die kleinen Gäste eine Aufforderung von Daniela Thallner-Klamm wörtlich und verteilten sich auf die Stationen, um viele Dinge auszuprobieren. So wie im Tonraum, wo das Tasten im Vordergrund stand. Der vierjährige Luan beispielsweise drückte Bälle, um bunte Wasserperlen zu fühlen.

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jab
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In der Küche standen lebenspraktische Fähigkeiten im Fokus. Unter der Anleitung von Sonderschulpädagogin Barbara Wahl konnten die Zutaten für einen Smoothie, wie Erd- oder Blaubeeren, erst einmal ertastet werden. Jannis drückte danach den überdimensionalen Startknopf, um die Maschine in Gang zu setzen. Das Ergebnis war ein herrlich frisches Getränk. Entsprechend ausgestattete Maschinen bieten Kindern mit Seh- oder auch körperlich motorischer Behinderung den ersten Schritt hin zur Selbstversorgung.

Kräuter werden erschnuppert

Ein Grünspecht und andere Vogelstimmen machte Lea Kaspar auf einer Konsole im Musikraum hörbar. Zahlreiche Lieder wurden hier gemeinsam angestimmt. Die Sehförderung bediente sich des Schwarzlichts, um das Sehen bei den Kindern zu reizen. Gerne steuerten sie auch das Leuchtkarussell, bei dem sich bunte Teile bewegten. Dass die Augen-Hand-Koordination durch das beliebte Kinderspiel Lotti Karotti gefördert wird, wurde in einem weiteren Raum vorgeführt. Hier durften Kinder auch einen echten Wurm anfassen und auf ein gebasteltes Beet setzen.

Hier entstehen Smoothies: Sonderschullehrerin Barbara Wahl (v.l.), Jannis, Papa Thorben Kröger und Luan in der Küche der Schloss-Schule. © Klaus Neumann

Wie bitte riecht Curry- oder Olivenkraut? In einem Klassenzimmer standen zahlreiche Kräuter, die erschnuppert werden konnten. Kresse durften die Kleinen zusätzlich pflanzen. Schmecken, hören, sehen, riechen und ertasten: Die blinden und sehbehinderten Kleinen waren gefordert. Aber auch das Ausruhen kam nicht zu kurz, ebenso wenig wie das gemeinsame Essen.

Der Tag diente aber auch dem Austausch. Ziel war es eine Begegnung mit anderen Familien zu bieten, wie Daniela Thallner-Klamm betonte. Die sonderpädagogische Beratungsstelle in der Schloss-Schule ist für ganz Baden zuständig. Sie bietet eine fachliche Beratung von Familien mit sehbehinderten Kindern an. Die Frühförderung ist ein familienbegleitendes, ganzheitlich orientiertes Beratungs- und Unterstützungsangebot vom Säuglings- bis zum Vorschulalter. Da werden Eltern auch zuhause informiert. Die Fachkräfte der Frühförderung geben Tipps für Förderangebote oder erläutern augenärztliche Befunde.

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