Ilvesheim. Es ist stockfinster. Die Zuhörer sitzen auf Stühlen und lauschen. Lauschen der Livemusik von Bands, die sie im Dunkeln nicht sehen können. Es geht um das reine Hörerlebnis. Dieses besondere Erlebnis bietet die Veranstaltungsreihe „Kultur im Dunkeln“ der Schloss-Schule in Ilvesheim. Corona-bedingt fielen die Konzerte im vergangenen Jahr aus. In diesem Jahr wagen die Organisatoren einen Neustart.
„Pandemiebedingt müssen wir einiges ändern, wollen aber unser Publikum nicht allzulange warten lassen. Wir wollen nicht in Vergessenheit geraten und versuchen es deshalb mit einem Auftakt“, kündigt Gunter Bratzel von der Schloss-Schule an. Und tatsächlich: Schon Ende September steht das erste Musikerlebnis im Dunkeln auf dem Programm. Der Vorverkauf für die Tickets hat bereits begonnnen.
Die Band „BRTHR“ spielt am Dienstag, 28. September, um 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr, Karten 14 Euro) in der Aula der Schloss-Schule. Mit friedfertigem American-Folk, der von Neil Young bis zum Flimmern von Calexico reicht, will die Band dann ihre Zuhörer begeistern. Und die sitzen im Dunkeln auf ihren Stühlen. Normalerweise werden sie dort von den Schülern und Schülerinnen der AG hingeführt. Corona-bedingt fällt diese Besonderheit aus. „Wir hoffen, dass dies irgendwann wieder der Fall sein kann“, so Bratzel. Bis dahin muss die Veranstaltungsreihe die aktuellen Corona-Vorschriften berücksichtigen.
Einlass ist an 3G-Regel geknüpft
Und die sehen für den Konzertabend folgendes vor: Der Einlass ist momentan an die 3G-Regel geknüpft - Besucher müssen geimpft, genesen oder negativ getestet sein. Um die Abstände zwischen den Zuhörern einzuhalten, sind die Veranstalter auf die größere Schulaula ausgewichen. „Aber es kann sich natürlich immer wieder etwas ändern durch die aktuellen Veränderungen. Ob das jetzt die 2G-Regel ist oder vielleicht doch wieder eine Absage der Konzerte“, überlegt Bratzel. Das Motto der Reihe lautet im Hinblick auf die Corona-bedingten Veränderungen daher diesmal „Kultur im Dunkeln light“. 50 Karten gibt es für jedes Konzert im Vorverkauf.
Neben der Band „BRTHR“ tritt auch noch eine andere auf - allerdings erst im Oktober. Die Musiker von „Beyond Brothers“ sind am Dienstag, 12. Oktober, um 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr, Karten 20 Euro) zu Besuch. Ihr Musikstil bewegt sich im Genre des Contemporary Oriental Jazz und vereint europäischen Jazz-Beat mit arabischer Musiktradition. Fadhel Boubaker an der Oud, Niko Seibold am Saxophon, Jonathan Sell am Kontrabass und Dominik Fürstberger am Schlagzeug gehen mit ihrer Musik so über kulturelle Grenzen hinaus. Veranstalter des Konzerts ist Enjoy Jazz. Mit ihm verbindet die Schloss-Schule eine jahrelange Kooperation.
Im November sollte dann eigentlich das letzte Konzert der Veranstaltungsreihe folgen. Geplant war, dass am Mittwoch, 24. November, die Band „Doghouse Rose“ spielt. Mit Liedern wie „Run 666“, „Last Time“ oder „The Rose“ sollten besonders rockige Töne in der Aula erklingen. Die Pink gefärbten Haare der Leadsängerin wären im Dunkeln allerdings nicht zu sehen gewesen. Die Band schreibt über sich selbst, dass sie melodischen Punk mit kultigem Rock verbinden. Ihr erstes Album „The Harder They Fall“ erschien bereits im November 2020. „Die Musiker haben allerdings abgesagt und bitten um Verschiebung. Sie kommen aus Schottland, da muss sich der Besuch in Ilvesheim schon irgendwie lohnen“, zeigt sich Bratzel verständnisvoll. Für die Auswahl der Bands versucht er, immer unterschiedliche Musikstile in die Veranstaltungsreihe zu integrieren. „Die Konzerte sollen den Kontakt zu Blindenschule herstellen, deshalb ist es gut, wenn das Publikum gut durchmischt ist. Bei jedem Konzert sind andere Musikstile dabei. Nur Volksmusik gab es noch nicht“, sagt Bratzel lachend.
Extra Proben nötig
Normalerweise treten bei „Kultur im Dunkeln“ bis zu sechs Bands auf, Corona-bedingt ist die Auswahl diesmal kleiner. Was bleibt, ist aber das Prozedere: „Wir können nur Profis auf die Bühne stellen, die es sich zutrauen, komplett im Dunkeln zu spielen. Dafür müssen die Bands extra proben“, gibt Bratzel zu Bedenken und ergänzt: „Wenn das Licht mal aus ist, kannst du nicht sehen, wann deine Bandkollegen zum Spielen ansetzen. Das muss einfach alles automatisch laufen.“
Auch deshalb schaut sich Bratzel die Bands vor dem Buchen selbst an. „Wenn der Gitarrist die ganze Zeit auf die Akkorde schaut, weiß ich, es könnte mit einem Konzert im Dunkeln schwer werden.“ Denn nicht nur für die Zuhörer ist der Raum komplett abgedunkelt, auch auf der Bühne brennt für die Musiker kein einziges Licht. Konzertkarten gibt es ab sofort unter der Telefonnummer 0621/4 96 90.
Weitere Infos: www.schloss-schule-ilvesheim.de
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