Ilvesheim. Wenn zu Beginn eines Konzerts die Lichter ausgehen, dann ist wieder einmal Kultur im Dunkeln angesagt - und wenn Enjoy Jazz in der Blindenschule stattfindet, dann können sich die Gäste auf ein ganz außergewöhnliches Hörerlebnis freuen. Im Vorfeld begrüßte der Organisator Gunter Bratzel nicht nur die hochkarätigen Künstler, sondern auch die zahlreichen Gäste und auch vor allem die blinden oder sehbehinderten Kinder, die souverän die mit Schlafmasken ausgerüsteten Besucher zu ihren Plätzen geleitet hatten oder vor Beginn der Veranstaltung Getränke verkauft hatten.
Drei Musiker aus drei Kontinenten bei dem Konzert in Ilvesheim
FlamenKora, dahinter verbirgt sich eine Trompete, eine westafrikanische Mandinka-Kora, dazu eine umwerfende Stimme, ergänzt um eine brasilianische Flamenco-Gitarre. Eine perfekte Kombination, das das Hörerlebnis im lichtlosen Raum nur noch intensivierte. Drei Musiker aus drei Kontinenten repräsentierten unterschiedliche Kulturen, die sich absolut harmonisch in ihrer Musik widerspiegelte.
Mal war das Trompetenspiel dominant, dann zeigte Roberto Monteiro auf seiner Flamenco-Gitarre sein ganzes Können und immer wieder sang Ali Boulo Santo Cissoko zu seiner Harfenlaute. Obwohl offensichtlich niemand den Gesang aus dem Senegal verstand, hatte man doch jederzeit das Gefühl, dass der Künstler wundervolle Geschichten vertont hatte. „Wir haben kein Programm“, erklärte Volker Goetze zwischen zwei Stücken dem verdutzten Publikum, „aber Sie haben ja eines, denn Sie müssen uns zuhören“.
Und weiter erklärte er: „Die Harfenlaute muss immer wieder neu gestimmt werden und da wir im Dunkeln keine visuelle Hilfe haben, dauert es eben ein wenig länger“. Den Gästen war es egal, sie fühlten sich wunderbar unterhalten, zumal Goetze auch noch einige Informationen zu dem ungewöhnlichen Instrument gab. So erfuhren die Zuhörer, dass der Korpus der Kora einem Kürbis gleicht und mit Kuhfell bespannt ist. Der Steg ist senkrecht aufgestellt und die 21 Saiten werden lediglich mit den Daumen und den Zeigefingern bespielt. Die Kora zu stimmen braucht Zeit, und der senegalesische Künstler vermittelte damit auch etwas von der Ruhe Afrikas.
Mitsingen im Dunkeln in der Schloss-Schule
Beim nächsten Stück forderte Ali Boulo Santo Cissoko das Publikum zum Mitsingen auf. Es ging nur um ein einfaches „Lalala“, aber innerhalb kürzester Zeit ging ein allgemeines Summen und Schwingen durch den verdunkelten Saal. Im nächsten Lied „Le Président“ wurde wieder eine wunderschöne Geschichte erzählt. Auch ein Präsident muss die Hände offen halten, um zu geben und zu nehmen.
„Es ist inspirierend und ein sehr intensives Erlebnis im Dunkeln zu spielen“, erklärte Goetze. „In der Lichtlosigkeit zu spielen ist nicht so einfach, man sieht nichts, aber man sieht mit dem Herzen.“ Für diese Worte erhielt er spontanen Applaus. Leider hatten einige Gäste nicht ganz verstanden, was Kultur im Dunkeln bedeutet, denn immer wieder flammte kurz Licht auf, was etwas störend war.
Die Musiker erhielten am Ende großen Applaus und die Zuhörer verlangten natürlich eine Zugabe. Bratzel hatte dazu die Bühne wieder beleuchtet, so dass die Besucher nun auch sehen konnten, wie aufwendig die Hafenlaute gestimmt werden muss. Für das letzte Stück wurde das Publikum nochmals ausdrücklich aufgefordert mitzusingen, was zu einem schönen Abschluss des Konzertes führte.
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