Jubiläum

Das plant der Ilvesheimer Obst- und Gartenbauverein zu seinem 100. Geburtstag

Seit rund einem Jahrhundert gibt es in Ilvesheim einen Obst- und Gartenbauverein. Sein Engagement sei wichtiger denn je, sagt der Vorsitzende. Ein Grund dafür seien Schottergärten.

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
Lesedauer: 
Mit dieser Aktion auf dem Chécy-Platz vor dem Rathaus macht der Obst- und Gartenbauverein Ilvesheim auf sein 100-jähriges Bestehen aufmerksam. © Torsten Gertkemper-Besse

Ilvesheim. Ganz genau lässt sich nicht festlegen, wann die Geschichte des Ilvesheimer Obst- und Gartenbauvereins (OGV) beginnt. „Zwischen 1924 und 1926 hat sich Ilvesheim vom großen Verband in Ladenburg losgelöst“, erklärt der Vorsitzende Dieter Bühler. Doch wann feiert man dann das Jubiläum? Dafür habe man sich schließlich auf das Jahr in der Mitte festgelegt – und feiere deshalb jetzt das 100-jährige Bestehen des Obst- und Gartenbauvereins, erklärt Bühler. Am Sonntag, 22. Juni, lädt der OGV zur Feier in das Bürgerhaus Hirsch. Beginn der Veranstaltung ist um 11 Uhr. Ein Hinweis auf den feierlichen Anlass hängt auch in den Bäumen vor dem Rathaus. Bunte Gießkannen und laminierte Zettel machen auf das Jubiläum aufmerksam.

Früher gab es in Ilvesheim noch mehr Obstbäume

Über die Anfangszeit des Vereins gibt es nicht mehr allzu viele Unterlagen. „Es war vor allem in den 1950er-Jahren, dass die Aktivität spürbar zunahm. Die Menschen haben selbst Lebensmittel angebaut – und brauchten Ratschläge und Hinweise, wie das am besten zu tun ist“, berichtet Bühler. Das heißt aber nicht, dass es vor dieser Zeit keine Obstbäume gab, im Gegenteil. Früher habe es noch deutlich mehr gegeben, zum Beispiel im Schlossfeld (wo bald das neue Schwimmbad entsteht) oder im Norden der Insel, wo sich heute die Straße „Im Mühlkopf“ befindet. Nur war die Bewirtschaftung dieser Flächen nicht von einem Verein organisiert, sondern lag meist in Familienhand.

Das Jubiläumsfest

Das Jubiläumsfest im Bürgerhaus Hirsch (Hauptstraße 9) am Sonntag, 22. Juni, dauert von 11 bis 17 Uhr.

Das Heimatmuseum ist an diesem Tag mit einer Sonderausstellung zum 100-jährigen Bestehen des Obst- und Gartenbauvereins geöffnet.

Um 11 Uhr gibt es den Frühschoppen, eine kurze Begrüßung und musikalische Unterhaltung durch den Musikverein Friedrichsfeld.

Ab 14 Uhr stehen die Festansprachen an. Danach gibt es Kaffee, Kuchen und Musik.

Heute gibt es in Ilvesheim nicht mehr viele Flächen mit Obstbäumen. „Eine erfreuliche Ausnahme ist da das Gelände der Vogelfreunde“, sagt Bühler. Der OGV selbst habe keine eigenen Flächen oder Räume: „Daher nutzen wir für unsere Angebote häufig die Privatgärten unserer Mitglieder, wo Bäume stehen.“ Zu diesem Angebot zählen unter anderem die Schneidkurse, in denen Fachleute den korrekten Schnitt von Bäumen vorführen. In den vergangenen Jahren hat Bühler hier eine erfreuliche Entwicklung festgestellt: „Es kommen immer mehr jüngere Menschen, die sich für diese Themen interessieren.“ Ein weiteres Angebot ist der Schnittkurs nur für Frauen, in denen eine Expertin den Teilnehmerinnen Tipps gibt. Dieses wird laut Bühler gut angenommen.

Vorsitzender des Ilvesheimer Obst- und Gartenbauvereins will Familien ansprechen

Bühler, selbst seit 20 Jahren Vorsitzender des Vereins, hat noch einiges vor: „Mir ist es wichtig, noch mehr Familien anzusprechen.“ Es sei von großer Bedeutung, die Jugend für Themen rund um Gartenbau und Umwelt zu begeistern. Der Verein macht dafür bereits auch einiges, so gab es zum Beispiel bei der jüngsten Pflanzentauschbörse Anfang Mai verschiedene Mitmachangebote für Kinder: „Dort konnten sie unter Anleitung zum Beispiel kleine Insektenhotels bauen.“

Die Schnittkurse des Ilvesheimer Obst- und Gartenbauvereins erfreuen sich großer Beliebtheit. © Obst- und Gartenbauverein

Insektenhotels dienen vor allem Wildbienen als Unterschlupf. Die Tiere gelten als besonders hilfreich für die Artenvielfalt. Im Laufe des Gesprächs wird deutlich, warum Bühler das Bewusstsein für diese Fragen so wichtig ist. Denn wenn man sich das Verhalten der meisten Menschen anschaue, müsse man sich um die Umwelt und Artenvielfalt große Sorgen machen, findet Bühler: „Ein Beispiel dafür sind die Schottergärten. Dort kann nichts wachsen, es gibt keine Grundlage für irgendein Lebewesen, und im Sommer heizen sich Stein und Asphalt extrem auf.“

Hinzu kommt: Im Gegensatz zum Grün speichern Asphalt und Stein die Wärme und geben sie über Nacht ab. „Wenn man dagegen einen Grünstreifen vor dem Haus pflanzt, kann es über Nacht abkühlen. Kleine Maßnahme – große Wirkung“, ist Bühler überzeugt. Die Entwicklung zeige aktuell aber in eine andere Richtung. Obwohl Schottergärten eigentlich verboten seien, würden immer noch neue angelegt.

Blumenschmuckwettbewerb des Ilvesheimer Obst- und Gartenbauvereins soll ein Zeichen setzen

Einen Beitrag dagegen leisten soll auch der Blumenschmuckwettbewerb, der mittlerweile auch schon 60 Jahre alt wird. Hierbei kürt eine Jury die schönsten von der Straße aus sichtbaren Gärten und Balkone. „Es geht um eine Verschönerung des Ortsbilds, aber auch um einen Beitrag zur Bepflanzung und Artenvielfalt“, sagt Bühler. Wer mitmachen will, kann eine Mail an dieter.buehler@yahoo.de schreiben. Meldeschluss ist der 13. Juli 2025.

Die Winterlinde hatte der OGV vor einigen Monaten an der katholischen Kirche Sankt Peter gepflanzt. © Obst- und Gartenbauverein

Aus Anlass seines Jubiläums hat der OGV bereits von sich aus für eine Verschönerung des Ortsbildes gesorgt. In diesem Jahr fanden bereits drei Baumpflanzaktionen statt. Nun stehen an der katholischen Kirche Sankt Peter (Winterlinde), auf dem Friedhof neben dem Kriegerdenkmal (Blauglockenbaum) sowie im Mahrgrund (Spitzahorn) jeweils ein Baum, an dessen Pflege sich auch immer wieder Mitglieder des OGV beteiligen. So kümmert sich Bühler zum Beispiel während der Anfangszeit regelmäßig um den Baum im Mahrgrund: „Wir hoffen, dass sich die Bäume gut einfügen und an ihrem Standort ein langes Leben haben werden.“

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke