Ilvesheim. Der Einsatz für mehr Artenvielfalt beginnt vor der eigenen Haustür - im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Beispiel dafür sind Steingärten. Sie sind gleich in mehrfacher Hinsicht ungünstig für die Umwelt. Zum einen wird es durch das fehlende Grün sehr warm, zum anderen haben Insekten wegen fehlender Pflanzen kaum Möglichkeiten zur Bestäubung. Beim ersten Treffen der neu gegründeten Gemeindeinitiative Wildtier- und Insektenschutz in Ilvesheim ging es um diese Themen - und um viele weitere Fragen.
Bei der Sitzung im Rathaus waren neben Vertretern der Gemeinderatsfraktionen die Repräsentanten verschiedener Vereine sowie Jagdpächter und Landwirte eingeladen. Die Gründung der neuen Initiative geht auf eine kontroverse Diskussion im Gemeinderat vor gut einem Jahr zurück. Damals hatten die Grünen zunächst ein generelles Verbot von Pestiziden auf Ilvesheimer Gemarkung gefordert. Nach längeren Debatten wurde entschieden, einen Antrag der SPD zur Gründung einer Gemeindeinitiative, in das modifizierte Ansinnen von Grünen und CDU mit aufzunehmen.
Drei Themenbereiche identifiziert
Nach einer gut zweistündigen Diskussion am Donnerstagabend kristallisierten sich drei verschiedene Themenbereiche heraus. Erstens: Wo können Blühstreifen errichtet werden? Zweitens: Was kann man für den Schutz und Erhalt von Kleinwild tun? Drittens: Wie kann man Privatleute dazu animieren, ihre Vorgärten umweltfreundlicher zu gestalten?
Bei Thema eins drücken der Bürgermeister und die Landwirte aufs Tempo. Bereits in einigen Tagen soll ein weiteres Treffen stattfinden, bei dem es darum geht, mögliche Orte für Blühwiesen anzulegen. Konkrete Festlegungen gibt es bisher nicht, es geht aber vor allem um Bereiche von landwirtschaftlichen Feldern, die sich für die Kultivierung gewisser Sorten nicht mehr so gut eignen. Auch das temporäre Anlegen von Insel-artigen Blühbereichen sei möglich, sagte Landwirt Steffen Linnenbach aus Ladenburg. Dort gibt es eine von Bürgerspenden getragene Initiative von Blühwiesen (wir berichteten), die möglicherweise als Vorbild für Ilvesheim dienen könnte. Linnenbach äußerte sein Bedauern darüber, dass der damals zuerst eingebrachte Eintrag gegen den Pestizid-Einsatz im Gemeinderat vorgetragen wurde, ohne dass die Landwirte zuvor angesprochen worden waren.
Das zweite Thema betrifft den Schutz des Kleinwilds. Der eingeladene Jagdpächter Joachim Ortenburger monierte, dass gerade die geschützten Bereiche um den Neckar herum nicht ausreichend gepflegt würden. Der Rückgang des Wilds in den vergangenen Jahren sei enorm. Vor allem dichte Brombeerhecken seien ein Hindernis für Artenvielfalt beim Wild. Mit deutlichen Worten forderte er, die Situation im Blick zu behalten und das Gebiet etwas zu „managen“. „Es darf nicht so enden, dass man sich nur auf die Insekten konzentriert“, sagte Ortenburger.
Das dritte Thema, die Gestaltung der Vorgärten, wird nach Einschätzung aller Beteiligten nicht einfach. Dieter Bühler vom Obst- und Gartenbauverein zeigte aber auf, dass es viele Möglichkeiten gibt, für eine umweltfreundliche Bepflanzung zu sorgen - auch wenn man nur einen Balkon hat. Auch Wasser spiele für Insekten eine wichtige Rolle. Aus dem Kreis der Gemeinderäte hieß es, dass man mit positiven Anreizen für die Bürgerinnen und Bürger das Vorhaben vorantreiben müsse.
Umfangreiche Präsentation
Vor Beginn der Diskussion hatte die Verwaltung in einer umfangreichen Präsentation dargestellt, wo in der Inselgemeinde bereits etwas für mehr Artenvielfalt getan wird. Unter anderem ging es dabei um das reduzierte Mähen bestimmter Gemeindeflächen, damit Insekten mehr Lebensraum haben. Zur Sprache kam auch die geplante Aufwertung des Alt-Neckars im Bereich der Seckenheimer Brücke (wir berichteten). Im Vortrag ging die Verwaltung auch auf umweltfreundliche Maßnahmen von Vereinen ein, wie zum Beispiel auf die Vogelweide, die Wasserflächen im Mahrgrund oder die vor einigen Jahren errichteten Naturlehrpfade.
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