Hirschberg. Er sitzt seit knapp einem Jahr im Rathaus: Sebastian Wagner ist für das gute Klima in Hirschberg zuständig. Der 30-jährige Klimaschutzmanager sprüht nur so vor Ideen, wie man die Umwelt in der Bergstraßengemeinde nach und nach verbessern kann. Wagner, der in Darmstadt den Master in Biologie, Schwerpunkt Ökologie, absolvierte, arbeitete vor seiner Funktion im Rathaus bei der Firma Rifcon im Bereich Pflanzenschutz.
Wagner vernetzt Klimaprojekte für Hirschbergs Zukunft
In erster Linie betreibt der 30-Jährige Projektmanagement auf verschiedensten Ebenen. Die Umsetzung des im Januar 2024 verabschiedeten Hirschberger Klimaschutzkonzepts ist ihm quasi in den Schoß gefallen. An den zwei anderen großen Brocken sitzt er gerade dran. Dabei handelt es sich zum einen um die kommunale Wärmeplanung, die Hirschberg in Zusammenarbeit, also in einer Energiekarawane, mit anderen Kommunen umsetzen wird.
Daten werden beschafft, Verbrauchsdaten der kommunalen Liegenschaften, Gasverbräuche, sogar Schornsteinfegerdaten – alles wird gesammelt, um ein möglichst genaues Bild zu erhalten und entsprechende Umweltschutzmaßnahmen zu planen. „Wir sind bei der Datenbeschaffung in den letzten Zügen. Es folgt sodann die Potenzialanalyse, und am 4. November wird unser Dienstleister, die Energielenker, im Technischen Ausschuss einen Zwischenstand abgeben und einen Fahrplan für die kommunale Wärmeplanung vorlegen“, erläutert Wagner. Die Planungsgrundlagen sollen dazu dienen, um später einmal festzulegen, wo etwa Fernwärme und wo ein Wärmepumpengebiet entstehen kann beziehungsweise soll. Über den Wärmeplan entscheidet aber jede Kommune selbst.
Da er immer wieder zum Thema Wärmepumpen angerufen und gefragt wird, ob man ein solches Gerät kaufen soll, verweist er stets auf die Energieberatung durch die KliBa. Die könnten dies genauer sagen. Der zweite große Brocken für den Klimaschutzberater ist das zu erarbeitende Mobilitätskonzept der Gemeinde Hirschberg. Dies wird Vorgaben machen, wie nachhaltige Mobilität am Ort aussehen soll und wie klimafreundliche Verkehrspolitik funktioniert. Hier arbeitet die Gemeinde mit der Firma Modus Consult zusammen. Fußverkehrscheck, Parkraumkonzepte wie etwa in der Vordergasse oder jüngst in der Lobdengaustraße – dies sind alles Puzzlesteine im großen Mobilitätskonzept.
Der Bestandsanalyse folgt wie bei der Wärmeplanung eine Potenzialanalyse. Ein typisches Beispiel für den Wunsch nach einer besseren Verkehrssituation ist die B 3 in Großsachsen. Doch hier für Verbesserungen zu sorgen, sei nicht einfach, gesteht Wagner. Denn zum einen ist der Bund der Baulastträger, zum anderen führt die RNV-Linie 5 entlang. Ungeachtet der kniffligen Situation an der B 3 will die Verwaltung wissen, wo den Bürgern bei der Mobilität sonst noch der Schuh drückt. Es wird daher eine digitale Bürgerbeteiligung geben, in der die Menschen ihre gefährlichsten Stellen benennen und zudem Verbesserungsvorschläge machen können.
Fahrradservicestation wurde vor dem Rathaus eingeweiht
Wagner, der sich als Projektmanager, Ansprechpartner, Kümmerer und Experte in Sachen Klima, Mobilität, Energie- und Wärmewende sieht, hält bei den besuchten 70 Seminaren, Konferenzen oder Netzwerktreffen Augen und Ohren offen. Unterwegs fällt dem E-Bike-Fahrer auch so manches auf. Etwa in Dossenheim am RNV-Bahnhof. Dort entdeckte er eine Fahrradservicestation. „So etwas will ich auch für Hirschberg“, sagte er sich und stellte den Förderantrag. Im Rahmen der Mobilitätswoche im September wurde die Servicestation vor dem Rathaus eingeweiht. Weitere Standorte solcher Stationen werden der nördliche RNV-Bahnhof in Großsachsen sowie das Hilfeleistungszentrum in Leutershausen sein.

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Je Station holte er 1.000 Euro an Zuschuss heraus. Sonst hätte die Kommune über 6.000 Euro zahlen müssen. Auch einen Zuschuss über 1.500 Euro leierte er für den Radcheck am Tag der Einweihung heraus. Insgesamt wurden 70 Räder durchgecheckt. Kleine Maßnahmen, die für eine bessere Umwelt sorgen, freut sich Wagner. Dies alles dient dazu, der von Bund, Land und Kommunen vorgegebenen Klimaneutralität näherzukommen.
Gebäudesanierung als Dauerbrenner
Veranstaltungen mit der Klima Arena, ein Ladesäulenspaziergang oder die Initiative „Gut saniert“ mit der KliBA sind weitere Aktionen, bei denen der Klimaschutzmanager die Fäden zieht. „Die Sanierung unserer Gebäude ist und bleibt ein Dauerbrenner“, betont Wagner. Er bedauerte es, dass er in diesem Jahr niemanden fand, der seine Haustüren öffnen wollte, um zu zeigen, wie eine gelungene Sanierung aussehen kann. „Nächstes Jahr sind wir wieder dabei“, verspricht der Klimaschutzmanager, der froh ist, im Rathaus bei den Kollegen für seine Aktionen stets auf offene Ohren zu stoßen.
Der Blick auf Wagners Schreibtisch im Rathaus sowie auf seinen Zettel verdeutlicht, dass der 30-Jährige noch viele Ideen hat. So wird ihn etwa ein Geografiestudent unterstützen. Konkretes Ziel ist die Entwicklung eines Hitzeaktionsplans. Hierzu gilt es, Hitzeauswirkungen und bestehende Aktionspläne auszuwerten, dann Konzepte zu entwickeln und einen Plan aufzustellen. Wagner schlägt hierfür Hirschberg als Pilotkommune beim Forschungsprojekt Prolok vor; dieses Projekt unterstützt drei kleine Kommunen in Baden-Württemberg bei der Entwicklung eines lokalen Hitzeaktionsplans.
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