Landwirtschaft

Viele Pläne für den Maybachhof

Isabell und Heiko Bachhuber sprechen über ihre Vorhaben für den Großsachsener Bauernhof. Gänsesaison gestartet

Von 
Hans-Peter Riethmüller
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Der Großsachsener Maybachhof startet die Gänsesaison: der langjährige Betreiber Hans Mayer (v.l.), seine Tochter Isabell mit Malia sowie Heiko Bachhuber, die heute das Sagen auf dem Bauernhof haben. © Thomas Rittelmann

Hirschberg. Schuhe anziehen, Jacke überstreifen und die kleine Malia auf den Rücken schnallen. So geht es morgens bei der Familie Isabell und Heiko Bachhuber in Großsachsen aufs Feld. „Gut 20 000 Schritte kommen da schon zusammen“, erzählt die 33-jährige Isabell, die gemeinsam mit ihrem 38-jährigen Ehemann den Maybachhof leitet. Bekannt ist der Hof durch ihren Vater Hans. Den Namen Gänsemayer kennt jeder. Dieser Name wurde aber geändert, denn das junge Unternehmerpaar wollte etwas Eigenes haben. So wurde der Name Maybachhof geboren. Geblieben sind die Qualität und die familiäre Atmosphäre auf der weitläufigen Anlage.

Bester Beweis für eine funktionierende Familie ist etwa Heikos Mutter Edith, die an diesem Morgen gerade in der Küche sitzt. Auf dem Weg zu den Gänsen stößt man auf den zweiten Beweis: Isabells Papa Hans, der gerade den Reitstall ausmistet.

Mehrheit der Kunden stammt aus der Region

Unterwegs erzählen die zwei Jungunternehmer von ihren Zukunftsplänen: „Vergangenes Jahr konnte man die Bestellungen für 700 Martinsgänse auch online abgeben.“ Der Versuch glückte, wie auch die Zahl der Online-Bestellungen für dieses Jahr bislang zeigt. Für die zwei hat dieses neue System auch noch eine ganz andere Information gebracht. Sie wussten erstmals, wohin ihre Gänse verkauft werden. Die Mehrheit der Kunden stammt aus der Region. Die am weitesten entfernten Kunden kommen aus Weinstadt, Stuttgart, Frankfurt, Dorfprozelten (Bayern), Pfullingen und Aidlingen.

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Für Isabell ist die jetzt angelaufene Martins- und Weihnachtsganssaison etwas Besonderes: Seit 1991 werden auf dem Hof Gänse gehalten und verkauft. Damals startete ihr Vater mit 200 Tieren. „Wir bekommen die Gänse übrigens, wenn sie sechs Wochen alt sind. Sie besitzen dann ein entsprechendes Federkleid und sind sozusagen wasserdicht. So können sie auf unserer Freilandanlage leben“, betont Heiko.

Dies entspricht auch ihrer Philosophie. Die meisten Tiere für den deutschen Markt werden aus Polen importiert. Dabei handelt es sich meist um Stopfgänse. Ihre Gänse stammen hingegen aus Deutschland. Um entsprechende Fleischqualität zu garantieren und den Gänsen ein möglichst angenehmes Dasein zu ermöglichen, verzichten die Bachhubers auf die üblichen Methoden. „Unsere Gänse bekommen nur Hafer und werden nicht mit Mais gemästet. Letztes Jahr hatten wir eben etwas schlankere Gänse“, sagt Heiko. Die Kunden werden sich auch über den Preis freuen, denn die Familie hält die Preise stabil.

Die nächsten Tage werden für die Familie bestimmt recht stressig werden. Denn die Schlachtungen sowie der Verkauf der Tiere stehen an. Beide werden dabei von einer Stammmannschaft von Schlachtern unterstützt. „Unser ältester ist über 90 Jahre alt“, berichten die Bachhubers.

Neben ihrem Maybachhof haben Isabell und Heiko noch einen anderen Job. Isabell ist momentan in Teilzeit im Steuerbereich tätig. Die Großsachsenerin studierte zuvor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen Agrarwissenschaft und legte dort ihren Bachelor ab. Die 33-Jährige wählte bewusst diesen Studiengang aus, denn so konnte sie Landwirtschaft mit Betriebswirtschaft kombinieren. Heiko fährt ein- bis zweimal in der Woche nach Stuttgart zu Mercedes Benz. Dort arbeitet er im Bereich Mobile Finanzierung und Leasinggesellschaft. Seit September lässt er sich zum Landwirt im Nebenerwerb ausbilden. Die Ausbildung dauert zwei Jahre.

Und wie läuft es so auf dem Bauernhof, der 1984 von Isabells Vater gegründet wurde? Beide bestätigen, dass sie ein eingespieltes Team mit klarer Aufgabenteilung sind. Ums Körperliche wie die Außenwirtschaft kümmert sich Heiko. Isabell ist für die Beschaffung und die Organisation zuständig. Zudem gibt es noch gemeinsame Verantwortlichkeiten, etwa das Beantworten von E-Mails. „Wenn es um Fragen zu Pferden geht, antwortet Isabell, da kennt sie sich ja aus“, sagt Heiko.

Unterstützung durch Familie wichtig

Da der Bauernhof neben den Freilandgänsen und Weihnachtsbäumen seit 2007 zudem über eine Reithalle und seit 2008 über einen Aktivstall für 50 Pferde verfügt, ist es für die Bachhubers ganz wichtig, dass Papa Hans mit im Boot sitzt. „Klar haben wir Ideen. Aber er gibt uns Tipps bei der Anbauplanung. Schließlich besitzt er eine jahrzehntelange Erfahrung“, erzählen sie.

Das Paar hat weitere Pläne – familiäre wie unternehmerische. Der Hinweis auf ein zweites Kinderzimmer deutet darauf hin, dass sich die beiden ein weiteres Kind wünschen. Im Januar planen sie den Abriss der Folienhäuser. Dort soll eine Halle aus Holz für Heu, Stroh und Maschinen errichtet werden. Für die Bachhubers ist dies sozusagen „Plan B“. „Falls so etwas wie die Vogelgrippe ausbricht und die Gänse eingesperrt werden müssten, hätten wir den entsprechenden Platz“, erläutert Heiko.

Zwar „opfern“ Isabell und Heiko üblicherweise ihren Urlaub für den Betrieb, Freiraum für ihre Hobbys muss aber auch sein. Als VfB-Stuttgart-Fan und Fußballer kickt Heiko bei den Alten Herren der SG Hohensachsen mit. In Lützelsachsen und in Hemsbach spielt er in Freizeitmannschaften. Bei Isabell ist Tanzen angesagt – besonders Salsa oder Kizomba (Musikform und Tanz aus Angola).

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