Prävention

Totes Wild durch Hundebisse - Gemeinde verzichtet auf Leinenzwang

Totes Wild durch Hundebisse hat in Hirschberg jüngst für große Aufregung gesorgt. Viele hatten schon mit einer Leinenpflicht gerechnet, doch es kommt anders. Dafür gibt es mehrere Gründe

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Hans-Peter Riethmüller
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Die Hirschberger Jagdpächter (v.l.) Martin Schmitt, Karl-Jürgen Bitzel und Hans-Jürgen Kiefer sehen Fortschritte bei den Hundehaltern. © Fritz Kopetzky

Hirschberg. Fünf tote Rehe in vier Wochen und immer wieder unangenehme Begegnungen im Wald mit frei laufenden Hunden - bei den Jagdpächtern und einzelnen Bürgerinnen und Bürgern schrillten die Alarmglocken. Die Hirschberger Jagdpächter Hans-Jürgen Kiefer, Karl-Jürgen Bitzel und Martin Schmitt plädierten daraufhin für eine begrenzte Leinenpflicht während der Brut- und Setzzeit zwischen 1. März und 30. Juni für Hunde im Wald.

Und die CDU-Fraktion stellte im Gemeinderat den Antrag, die Einführung in besonders „gefährdeten Gebieten“ zu überprüfen. Als Beispiel nannte CDU-Gemeinderat Thomas Götz, der selbst unangenehme Erfahrungen gemacht hatte, den Bereich um den Grillplatz in Leutershausen, den Waldspielplatz am Staudenbach sowie die Gegend am Marbacher Hof.

Statt Leinenpflicht kommt die Rolle rückwärts

Eigentlich war damit gerechnet worden, dass eine solche Leinenpflicht auch erlassen wird. Doch jetzt kommt die Rolle rückwärts. Statt einer Pflicht wird an die Vernunft der Hundehalter appelliert und auf Aufklärung gesetzt. Dies ist das Ergebnis eines intensiven Gesprächs zwischen Hauptamtsleiter Frank Besendorfer, Martin Schmitt, Christian Mayer (Jagdpächter) sowie Forstrevierleiter Walter Pfefferle. Folglich schlägt die Gemeinde dem Verwaltungsausschuss vor, keine Leinenpflicht zu verordnen. Vielmehr sollen die Hundehalter sensibilisiert werden.

Schärfere Regeln könnten kaum kontrolliert werden

Jagdpächter Schmitt stellte klar, dass nach der Veröffentlichung des Zeitungsartikels am 21. Mai nichts mehr geschehen sei. „Das ist eine sehr gute Nachricht. Gerade am Marbacher Hof habe ich bemerkt, dass die Menschen ihre Hunde beim Gassigehen angeleint hatten.“ Schärfere Regeln würden so nicht benötigt werden, meinte er. Schon gar nicht, wenn die von der Verwaltung erlassene Leinenpflicht kaum kontrolliert werden könne: „Dann wäre dies nur ein zahnloser Tiger.“ Damit würde man nichts erreichen. Vielmehr wolle man das Gespräch mit den Hundehaltern suchen und sie an die Gefahren für das Wild erinnern.

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Ein weiteres Argument gegen eine solche Leinenpflicht ist die Angst vor „nachteiligen Verdrängungseffekten“. Hundebesitzer würden dann möglicherweise erst bei Eintritt der Dunkelheit im Wald spazieren gehen und dadurch die Störungen des Wilds noch weiter erhöhen. Der Jagdpächter nannte weitere Bedenken gegen eine Leinenpflicht. Unter anderem müsste die Kommune über eine Hundewiese nachdenken, falls die Vierbeiner im Ort nicht mehr frei herumlaufen dürften. Auch rechnete er mit den „Prügeln der Tierschutzverbände“, wenn sich die Hunde nicht mehr frei bewegen dürften. „Mit einer Kampagne im Frühjahr und Hinweisen im Gemeindeblatt erreichen wir mehr als mit einem Verbot“, glaubt Schmitt und hofft auf die Vernunft der Hundehalter.

Auch Jagdpächter Mayer warnte davor, übers Ziel hinauszuschießen: „Wegen ein oder zwei Hunden, die sich falsch verhalten, müssen wir nicht alle anderen 400 Hunde am Ort bestrafen. Die Bevölkerung soll auf Fehlverhalten achten und dies melden“, betonte er und warb für die gemäßigtere Vorgehensweise.

Verwaltung und Jagdpächter verwiesen zudem auf die ausreichenden Vorschriften und Gesetze zum Schutz des Wildes und der Waldbesucher und Erholungssuchenden. Mehr benötigt man daher nicht. Vorerst zumindest. Zum Schutz der Wildtiere soll eine ganzjährige Kampagne im örtlichen Mitteilungsblatt, auf der Homepage im Internet sowie in den sozialen Medien gestartet werden, um die Öffentlichkeit für die Belange der Wildtiere und einen wildtierbewussten Umgang der Menschen in Wald und Flur zu sensibilisieren.

Leinenpflicht frühestens wieder Anfang 2026 ein Thema

Weiterhin wird laut Sitzungsunterlage zu Beginn des Jahres 2025 den Hundesteuerbescheiden ein Infoflyer beigelegt. Zudem wird der Gemeindevollzugsdienst an den Parkplätzen „Kehrrang“ und „Kohlbach“ sowie am Waldspielplatz an unterschiedlichen Tagen Präsenz zeigen, die Hundebesitzer aufklären und die Steuermarken kontrollieren.

Sollte es sich erweisen, dass die Maßnahmen nicht greifen, kann Anfang 2026 erneut über die Einführung einer Leinenpflicht beraten werden.

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