Die Front der Ablehnung hat ein neues Glied: Die neue Interessengemeinschaft „Pro Naherholungsgebiet Apfelbach/Villa Rustica“ hat sich im Großsachsener „Hofcafé Bitzel“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Ihr wichtigstes Anliegen: alle Hirschberger noch vor dem Bürgerentscheid im Oktober auf die drastischen Auswirkungen der geplanten Ortsrandentlastungsstraße aufmerksam zu machen und umfassend darüber zu informieren. „Dieses Projekt wäre für unsere Gemeinde ein finanz-, umwelt- und verkehrspolitisches Desaster“, sieht Thilo Merkel gleich drei gravierende, negative Folgen, mit denen ein Bau der geplanten Umgehung verbunden wäre.
Überparteiliche Gruppe
Seine Meinung dazu hat er als Anwohner in der Lorscher Straße und damit von der künftigen Trassenführung direkt Betroffener bereits vor einigen Monaten in Leserbriefen kundgetan und damit auch Nachbar Johannes Gutfleisch motiviert, gegen das Millionenprojekt mobilzumachen. Nach dieser „Initialzündung“ stießen auch noch die beiden ehemaligen Gemeinderäte Peter Johe und Martin Bitzel zur neuen IG dazu. Dass die beiden bekannten Hirschberger in ihrer aktiven Zeit unterschiedlichen Fraktionen angehörten, steht nach Meinung der IG-Mitglieder auch für den überparteilichen Charakter der Initiative und unterscheide diese von der bereits bestehenden Bürgerinitiative.
Warum man sich letzterer nicht angeschlossen, sondern eine eigene Gruppierung „besorgter Bürger“ ins Leben gerufen hat, begründet Johannes Gutfleisch damit, dass man nicht nur auf die von der BI propagierten umweltpolitischen Aspekte abheben, sondern auch alle übrigen mit dem Bau der Ortsrandentlastungsstraße verbundenen Probleme transparent machen wollte.
„Vielen Bürgern ist nicht bewusst, dass sich unsere Gemeinde auf Jahrzehnte hoch verschulden muss“, berichtet Thilo Merkel von vielen „Aha-Erlebnissen“, wenn er in Gesprächen darauf aufmerksam macht, dass allein die Kosten für den Bau der Straße auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt würden. Und da es sich um einen kommunalen Verkehrsweg handle, seien die Folgekosten dauerhaft und vollständig durch die Gemeinde Hirschberg zu tragen.
Mit dieser Tatsache will die IG vor allem den Menschen im Ortsteil Leutershausen klarmachen, dass sich das Projekt auf alle Hirschberger negativ auswirkt und nicht nur Großsachsen davon betroffen ist. „Eine dauerhafte Erhöhung der Grund- oder Gewerbesteuer würde von allen bezahlt werden müssen“, heißt es in dem Flyer der IG, der demnächst in der Gemeinde auf allen Kanälen in Umlauf gebracht werden soll. Was dies bedeutet, ist darin ebenfalls nachzulesen: „Kein Spielraum mehr für dringende Investitionen. Das neue Bürgerhaus in Leutershausen, Hallensanierungen und Grundschulanbau sind dann nicht mehr möglich.“
Doch auch für die Umwelt befürchten die Mitglieder der Interessengemeinschaft erhebliche negative Auswirkungen aufgrund der Versiegelung von über 40 000 Quadratmeter Boden. Zudem werde ein beliebtes Naherholungsgebiet zerstört und der Ortsteil Großsachsen davon abgeschnitten.
Außerdem werde zusätzlicher Verkehr in Wohngebiete geleitet, denn es müssten mit der Rosengartenstraße und dem Riedweg oder der Lobdengaustraße und Im Sterzwinkel zwei Ortsstraßen an die Trasse angebunden werden.
Argumente für die Umgehung
Ganz anders argumentiert die IG Ortsrandentlastungsstraße, die sich für die Umgehung starkmacht: „Niemand, der die Ortsdurchfahrt in Großsachsen regelmäßig nutzt, bezweifelt ernsthaft, dass sie quasi täglich ein Ärgernis sowohl für Tausende Verkehrsteilnehmer als auch die Anwohner darstellt. Staus und kritische Situationen sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel.“
Das schreiben die beiden Sprecher der IG, Sylvia Grüll und Steffen Kunz, in einer Mitteilung. Verkehrsexperten gingen in den nächsten Jahrzehnten von steigenden Verkehrszahlen aus. Das werde die Situation weiter verschärfen. Trotzdem habe eine Mehrheit im Hirschberger Gemeinderat explizit beschlossen, dass nichts zur Lösung dieses Problems getan werde. Auch die Bürger hätten nicht gefragt werden sollen.
Die IG Ortsrandentlastungsstraße setze sich dafür ein, eine Lösung für die Betroffenen zu suchen und die Bürger in diese Entscheidung miteinzubeziehen. „Wir unterstützen daher den Bürgerentscheid. Er bietet die Möglichkeit, sachlich zu diesem Thema zu diskutieren, auf seriöse Art Argumente auszutauschen sowie eine Entscheidung durch die Bürger und für die Bürger zu ermöglichen“, heißt es dazu.
Grüll und Kunz setzen sich im Weiteren mit den Argumenten auseinander, die von den Gegnern der Straße genannt wurden. Die hatten vermutet, der Bau der Straße könne am Ende 15 bis 20 Millionen Euro kosten. Auch die Befürworter des Projekts gehen davon aus, dass eine Straße nicht zum Nulltarif zu bekommen ist. Die tatsächlichen Kosten einer Straße hingen von einer Vielzahl von Faktoren ab.
Auch dazu wäre das im Bürgerentscheid geforderte Planungsverfahren (Kostenpunkt 450 000 Euro) sinnvoll, denn erst dann wisse man genau, über welche Größe, Streckenführung und Ausgleichsmaßnahmen überhaupt geredet werde. Jede Zahl, die in Umlauf gebracht werde, sei daher reine Spekulation. Das betreffe erst recht Aussagen darüber, welche anderen Maßnahmen dadurch, also in etlichen Jahren, gegebenenfalls verschoben werden müssten und wie lange.
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