Dass es regnet, kümmert hier keinen. An der Saatschule in Hirschberg gibt es nur gutes Wetter, so drückt es Barbara Salomon-Jonas aus, die das zehntägige Feriencamp im Wald in diesem Jahr leitet. An drei nassen Platten werden gerade die Finalrunden des Tischtennisturniers ausgetragen. Ein Großteil der 171 Kinder hat schon am Versammlungsplatz Stellung bezogen.
Es gilt, sich einen strategisch günstigen Platz zu sichern, denn der Bürgermeister-Stellvertreter Fritz Bletzer hat seinen Besuch angekündigt und versprochen, Eis mitzubringen. Im allgemeinen Trubel geht fast unter, dass der neunjährige Mika und der zehnjährige Lars das Turnier gewonnen haben. Ohnehin hat jeder Teilnehmer einen Taler verdient. Diese Waldwährung tauschen die Hüttenbauer gegen Materialien, mit denen sie ihre Bauwerke für den Abschluss am Freitag verzieren können. Die Band aus drei erwachsenen Teamern mit Gitarre und einem jugendlichen Trommler steht bereit, da kommen auch schon ein Paar Jungs gerannt und verkünden lauthals: "Der Bürgermeister kommt!"
Zu "Country Roads" laufen Bletzer und Bernd Lauterbach, der als Familienbüroleiter die Saatschule koordiniert, wie zwei Helden auf dem Waldweg ein, dicht gefolgt von Volker Zeilfelder, der in Kühlboxen das Eis liefert. Doch zuerst bekommt der Bürgermeister-Stellvertreter, der von Bürgermeister Manuel Just Grüße aus dem Urlaub bestellt, noch ein tolles Lied zu hören, das sogar das unendlich coole Saatschullied noch toppt: "Muss nur mal kurz den Wald retten, mit 171 Kinder rappen, noch 171 Tausend 713 Taler checken . . ." - Was für ein Groove, hier oben im Wald!
"Bekommt ihr davon keinen kalten Bauch?", zögert Bletzer angesichts der 404 Eisportionen in vier großen Kisten an der mehrspurigen Ausgabestation, wo 171 Kinder in langen Schlangen warten. "Nein!", rufen sie. Denn an der Saatschule gibt es natürlich nur warme Bäuche. Und sei es beim Tischtennisspielen mit Zweiteis im Regen.
Während die anderen Kinder Freundschaftsbänder knüpfen oder Stühle bauen, ist das Hüttendorf verlassen. Die Haupttrampelpfade zeichnen sich breit ab, der beigefarbene Sisalschnurgewebeanteil der Hüttenbauten nimmt zu. Das zirkusartige Zeltdach des Supermarktes ist ein beeindruckendes Exemplar seiner Gattung. Auch die Ausstellungsexemplare auf den Sockeln im Museum wirken recht authentisch. Da werden die Eltern beim Abschlussfest im Saatschuldorf heute bestimmt staunen! meh
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/hirschberg_artikel,-hirschberg-muss-nur-mal-kurz-den-wald-retten-_arid,374458.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/hirschberg.html