Demo gegen rechts

Kundgebung in Hirschberg: 600 Stimmen für Toleranz

Arndt Weidler, Bernhard Götz und Dietmar Stamm hatten eingeladen - und rund 600 Menschen folgten. Wer selbst nicht dabei sein konnte: So lief es bei „Hirschberg für Demokratie und Bürgerrechte“ am Sonntag

Von 
Hans-Peter Riethmüller
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Rund 600 Menschen kamen am Sonntag zur Kundgebung für Demokratie und Bürgerrechte in den Schulhof nach Leutershausen. © Thomas Rittelmann

Hirschberg. Initiator Arndt Weidler wirkte am Sonntagnachmittag sehr zufrieden: Denn seine Hirschberger erhoben wie er sehr laut ihre Stimmen für Demokratie, Vielfalt und Menschenrechte. 600 Menschen folgten der Einladung von Weidler, Bernhard Götz und Dietmar Stamm, um im Hof der Martin-Stöhr-Schule bei der Kundgebung „Hirschberg für Demokratie und Bürgerrechte“ mit Musik und Reden ein deutliches Zeichen gegen rechts zu setzen.

„Trotz unterschiedlicher Ansichten – lasst euch nicht spalten“, sagte Weidler in seiner Begrüßung und erachtete es als sehr wichtig, dass nun auch in der Fläche und auf dem Dorf dem Protest ein Gesicht gegeben werde. Peter Reinig stimmte zu Beginn der Kundgebung Lieder von Bettina Wegner, Wolf Biermann und Fredrik Vahle an, die für Toleranz und Vielfalt standen.

Würde des Menschen unantastbar

Den Satz des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ rückte Hirschbergs Bürgermeister Ralf Gänshirt in den Mittelpunkt seiner Rede: „Wer die Grundrechte infrage stellt, hat in Hirschberg keinen Platz“, betonte er und warb für eine Gemeinde, die weiterhin von Vielfalt und Toleranz geprägt werden solle. Wichtig für ihn sei, dass die schweigende Mehrheit nun zu einer lauten Mehrheit werde. Wie vielfältig die Gemeinde sei, bewiesen seine Zahlen: In Hirschberg leben demnach 90 verschiedene Nationen zusammen. Allein in den Kindergärten und Schulen hätten 20 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. „Gerade in diesen Zeiten reicht es nicht mehr aus, nur zu beobachten, sondern wir müssen für Demokratie und Menschenrechte einstehen.“

Die Elternbeiratsvorsitzenden der Grundschule, Sandra Gritsch und Christopher Walkowiak, warnten ebenfalls vor der Gefahr von rechts und vor der AfD. „Ja, wir haben eine schwache Regierung. Aber muss ich dann die AfD wählen?“, mahnte Gritsch und erinnerte an die NSDAP.

„Schubladi, Schublada“ klang zwar zunächst lustig, doch das Lied von Markus König hatte einen sehr ernsten Hintergrund: König warb dafür, bei den „Schubladen“ im eigenen Kopf anzufangen, und plädierte für mehr Offenheit. Die Kapelle AM mit dem Lied „Imagine“ und der Odenwälder Shanty Chor (OSC) taten es ihm gleich. „Wer schweigt, spielt den Antidemokraten in die Hände“, warnte Manfred Maser vom OSC: „Wir brauchen jetzt eine Solidarität der Demokraten.“ Und damit die Demokratiebewegung Wind hinter die Segel bekam, sang der Chor „Volle Kraft voraus“.

Vielfalt ist natürlich auch den Kirchen wichtig. Antje Blank, Vorsitzende des katholischen Pfarrgemeinderats, und die evangelische Pfarrerin Tanja Schmidt forderten dazu auf, vor Ort Verantwortung zu übernehmen, damit der demokratische Weg weitergehe. Schmidt hielt den Begriff „Remigration“ für nicht vereinbar mit dem christlichen Menschenbild.

Reden statt Schweigen

Michael Penk, Vorsitzender des Arbeitskreises Ehemalige Synagoge, warnte nicht nur vor dem Rechtsradikalismus, sondern auch vor dem wachsenden Antisemitismus: „Solche Demos wie heute machen mir Mut. Doch es müssen weitere Schritte folgen. Denn Demokratie zu stärken, beginnt im Alltag“, meinte er und fordert dazu auf, gegen Rassismus das Wort zu erheben und nicht zu schweigen.

Die letzten Redner waren Rabea Götz, Tobias Kleis und Nicole Baena Poletto vom Vorstand der Pfadfinder St. Georg. Als größte Jugendorganisation der Welt mit 60 Millionen Mitgliedern stehe man für Respekt und Toleranz: „Vielfalt ist schöner, als wenn sich eine Gesellschaft verschließt“, betonte Kleis. Seine Kollegin Baena Poletto schilderte anhand ihrer Integrationsgeschichte, wie Vielfalt aussehen könne. Den krönenden Abschluss bildete das gemeinsame Lied „Die Gedanken sind frei“, angestimmt von Dirigent Volker, der von der Kapelle AM begleitet wurde.

Initiator Weidler dankte am Ende allen Rednern und Musikern. Er wünsche sich weitere solche Veranstaltungen – bis der „braune Sumpf trockengelegt“ sei.

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