Tag des offenen Denkmals

Fondsbroker lassen „Merkel-Mühle“ in Hirschberg neu aufleben

Am 14. September öffnet der neue Firmensitz der Hirschberger Fondsbroker AG erneut die Pforten. Warum die Fondsspezialisten umgezogen sind und weshalb sie wieder eine alte Mühle von Grund auf renoviert haben.

Von 
Erich Rathgeber
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Die Fondsbroker AG beteiligt sich wieder am bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ am 14. September und öffnet die Tore der „Merkel-Mühle“ für die Bevölkerung. Von links Frank Gutschalk, Jonas Dallinger und Thomas P. Sättele © Erich Rathgeber

Hirschberg. Vor knapp zwölf Monaten war die Resonanz gewaltig: Über 1.000 Besucher wollten beim letztjährigen „Tag des offenen Denkmals“ sehen, wie man aus einem schwer sanierungsbedürftigen Gebäude einen modernen Arbeitsplatz macht. Genau das nämlich hatte sich die im Hirschberger Ortsteil Großsachsen ansässige Fondsbroker AG zur Aufgabe gemacht und dafür die „Merkel-Mühle“ in der Breitgasse erworben, um diese als neuen Firmensitz nutzen zu können.

Aufgrund des riesigen Interesses der Bevölkerung sind die Vorstände des Finanzdienstleisters bereit, erneut wieder die Türen in ihrer neuen Heimat zu öffnen und allen interessierten Bürgern das Ergebnis der ebenso aufwendigen wie kostenintensiven Restaurierung zu präsentieren. „Letztes Jahr waren wir noch nicht ganz fertig, haben aber wegen der guten Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt trotzdem an diesem bundesweiten Aktionstag kurzfristig teilgenommen“, sagt Thomas P. Sättele. Wie vom Vorstandsvorsitzenden der Fondsbroker AG weiter zu erfahren ist, sei jetzt die Sanierung komplett abgeschlossen und alle Mitarbeiter in ihren neuen Büros „bestens angekommen“.

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Dass nach dem Umzug von der Oberen in die Untere Apfelbachmühle vor genau einem Jahr die Handwerker auch noch ständige Gäste waren, scheint den Betrieb beim Fondsspezialisten nicht gestört zu haben. Im Gegenteil. „Die moderne Arbeitsumgebung in historischem Rahmen hat offensichtlich einen inspirierenden Effekt auf Kunden und Mitarbeiter“, schmunzelt Frank Gutschalk. Es sei schon etwas Besonderes, in einem jahrhundertelang produktiv genutzten Gebäude zu arbeiten: „Früher wurde hier Getreide gemahlen, heute sind es gewissermaßen Börsendaten und Firmenbilanzen.“

Liebe zum Detail: Die „Merkel-Mühle“ wurde zum neuen Firmensitz umgebaut. © Erich Rathgeber

Für die Chefs des Anlageberatungsunternehmens könnte daher auch das diesjährige Motto des bundesweiten Tags des offenen Denkmals kaum passender sein: „WERT-voll – Denkmale als Teil unserer Geschichte und Identität“. Thomas P. Sättele: „Für uns sind Werte nicht nur Zahlen in einem Depot, sondern Prinzipien, die über das Finanzielle hinausgehen.“

Keine leeren Worte, ist es für den Großsachsener Finanzdienstleister doch schon der zweite Firmensitz, für den eine der sechs Mühlen im Apfelbachtal von Grund auf renoviert wurde. Bis Mitte 2024 war man etwa 500 Meter oberhalb ebenfalls in historischem Gemäuer untergebracht. Die Erfahrungen aus der früheren Sanierung kamen den Bauherren jetzt zugute. Alle Maschinen wurden in ihre Einzelteile zerlegt, gesäubert und neu zusammengebaut. „Bis auf den letzten Nagel alles neu in Schuss gebracht“, freut sich Sättele, dass seine Firma erneut ein beispielhaft renoviertes Domizil präsentieren kann.

Zerlegt, gesäubert, neu zusammengebaut: Die Maschinen in der Hirschberger Merkel-Mühle bleiben erhalten. © Erich Rathgeber

Und warum zieht man nach 20 Jahren erneut in eine alte Mühle um? „Wir waren den früheren Räumen da oben schlichtweg entwachsen. Dass wir mit unserer Entscheidung richtig lagen, zeigt der steile Expansionskurs des Unternehmens“, berichtet Vorstand Frank Gutschalk. Drei neue Mitarbeiter seien aufgrund der gestiegenen Anzahl der Mandate allein seit dem Einzug in die Mühle eingestellt worden. Dass die Fondsbroker AG erneut in einer Großsachsener Mühle firmiert, soll ein „Bekenntnis zum Ort“ sein, verrät Jonas Dallinger. Die Treue eines Unternehmens zu seinem Heimat-Standort sei heutzutage ja keine Selbstverständlichkeit mehr, so der für Personal zuständige Vorstand.

Und warum tut man sich so etwas an? Sättele bekennt: „Die einen nennen es Leidenschaft für die Erhaltung alter Bausubstanz, andere halten uns schon für ein wenig verrückt, dass wir schon wieder eine alte Mühle als unseren Firmensitz ausgewählt haben.“ Allerdings hätte diese Verrücktheit auch dazu beigetragen, dass das Projekt seinen Segen von allen beteiligten Behörden bekommen habe. „Wir haben schon mit der Apfelbachmühle gezeigt, dass wir das können. Die dabei gesammelte Erfahrung hat uns geholfen, auch dieses Objekt zu stemmen“, sagt der Gründer der Fondsbroker AG.

Technik durch Beleuchtung in Szene gesetzt

Was die Besucher beim „Tag des offenen Denkmals“ sicher besonders interessieren wird: Die gesamte Mühlentechnik ist erhalten geblieben. Sie wurde gesäubert und mit Leinöl bestrichen. Durch das Öffnen des Eingangsbereiches und durch optimierte Beleuchtung ist die Technik zusätzlich hervorragend in Szene gesetzt. Beeindruckend auch der nun ebenfalls fertiggestellte „Wasserbau“ der historischen Mühle mit erhaltenem Zulauf und allen zur Kraftübertragung notwendigen Gewerken. Zu hören ist dort sogar der direkt darunter unterirdisch verlaufende Apfelbach. „Ich kann hier am Rauschen erkennen, wie hoch das Wasser gerade ist“, lacht der Vorstandsvorsitzende.

Wer einen Blick hinter die Mauern werfen möchte, hat dazu am Sonntag, 14. September, Gelegenheit. Dann beteiligt sich die Fondsbroker AG erneut am „Tag des offenen Denkmals“. Besucher können das liebevoll sanierte Bauwerk besichtigen, Einblicke in die Geschichte der Mühle gewinnen und erleben, wie Wirtschaft, Kultur und Denkmalpflege hier ineinandergreifen.

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