Edingen/Leutershausen. Strahlend zeigt Helmut Koch aus Edingen die Urkunde für den Ehrenpreis und eine Flasche mit dem prämierten Kirschwasser. „Das ist mein erster“, erklärt der Landwirt. Beim Wettbewerb „Baden Best Spirits“ holte er die volle Punktzahl und sicherte sich damit den Ehrenpreis. „Das hätte ich nie gedacht, dass ich das schaffe“, gesteht er, denn 90 Prozent der Teilnehmer kommen aus dem Schwarzwald, wo das Kirschwasser quasi zuhause ist.
Die Bäume, auf denen die Kirschen der Sorte Dollenseppler wachsen, hat er vor Jahren selbst gepflanzt. Kleine schwarze Kirschen mit einem hohen Zuckergehalt. Sie eignen sich laut Koch hervorragend für Destillate: „Man kann die Bäume schütteln, und nur die Kirschen fallen ab, die Stiele bleiben am Ast.“ Hohe Öchslegrade und ein sehr gutes Aroma tun ein übriges für den Erfolg. „Es kommt auch auf den Jahrgang und die Sonnenstunden an“, verrät der preisgekrönte Brenner.
"Eigene Brennerei war immer mein Traum"
Doch ein gehöriger Anteil Handwerk gehört ebenso dazu. „Die Handhabung der Maische ist wichtig“, nennt er ein Beispiel. Beim Vergären sollte die Temperatur unter 18/20 Grad liegen, damit es nicht zu schnell geht. Seinen edlen Tropfen hat er mit halbem Steinanteil gebrannt: „Sonst gibt’s einen zu starken Mandelgeschmack.“ Das Konzept war also gut, das Ergebnis aber noch besser: „Ich war selbst überrascht, dass der so lecker schmeckt.“
110 Liter davon hat er gebrannt. Die Menge muss bei der Prämierung genau angegeben werden. Abgefüllt in Flaschen zwischen 0,35 und einem Liter, wird das Kirschwasser verkauft, vorwiegend im eigenen Hofladen in der Bahnhofstraße. Das Brennrecht hat Koch 1996 erworben. „Eine eigene Brennerei war immer mein Traum“, erklärt er. Doch dafür gelten strenge Regeln. So muss man zum Beispiel einen Hektar Obstanbaufläche nachweisen.
Seit 25 Jahren aktiv
Im vergangenen Jahr hätte er Silbernes feiern können, doch das war wegen Corona nicht möglich. Eventuell werde er das im Laufe des Jahres nachholen, sagt Koch, der den landwirtschaftlichen Betrieb zusammen mit Sohn Dennis betreibt. Neben Ackerbau, Legehennenhaltung und Schweinezucht ist die Brennerei das vierte Standbein und macht inzwischen rund ein Viertel aus. „Schön, dass die jungen Leute weiter machen“, freut er sich über die nächste Generation im „HelDenHof“, die auch schon große Pläne hat. Am Aussiedlerhof nahe des OEG-Bahnhofs soll ein neuer Hofladen mit Café entstehen, die Genehmigung erwarten die Kochs in Kürze.
Doch zurück zum Schnaps. Zehn Hochprozentige hatte Helmut Koch eingereicht, dafür erhielt er dreimal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze. „Sehr reintönig und sortentypisch, perfekt harmonisch“, so urteilten die Juroren über sein Kirschwasser. Aber auch sein Williams schnitt mit 19 von 20 möglichen Punkten sehr gut ab.
Grund zur Freude hat auch sein Leutershausener Kollege Werner Volk. „Ich hab noch nie so gut abgeschnitten“, sagt der 58-Jährige. Von der Prämierung von Obstbränden in Sasbachwalden kam er mit sage und schreibe 35 Medaillen zurück – so viele wie noch nie. Glücklich ist er über jede Auszeichnung, eine macht ihn besonders stolz. Seine Brennerei gehörte bei der Prämierung mit 19,5 Punkten zu den Top Ten beim Wettbewerb „Baden Best Spirits“. Von 20 möglichen Punkten holte er 19,5 und erreichte mit seinen fünf besten Schnäpsen den dritten Platz. Wie eng das Rennen am Ende war, zeigt der Umstand, dass der Erstplatzierte gerade mal 0,2 Punkte mehr als Volk hatte. „In Nordbaden bin ich damit der Beste“, verkündet er voller Stolz. Bei der weltgrößten Prämierung dieser Art wurden fast 2900 Proben unter die Lupe genommen.
Die Jury bei diesem Wettbewerb ist paritätisch mit Frauen und Männern besetzt. Bei der Bewertung geht es um Kategorien wie Geruch, Volumen oder Farbe. Für seinen Aroniabeerengeist erhielt Volk Gold und einen Ehrenpreis. Auch mit seinem Bierbrand, den er erstmals im Wettbewerb einreichte, gewann er auf Anhieb Gold.
Ein „erfolgreicher Schnaps“ entsteht auch dann, wenn sein Erfinder zuvor viel Kreativität an den Tag legt. Volk macht das und denkt schon über neue Kreationen nach: „Mir schwebt ein Mispelbrand und ein Cranberrygeist vor.“ Bleibt abzuwarten, was die Jury im nächsten Jahr zum Ergebnis sagt.
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