Pfennigbasar

Zwei Tage Schnäppchenjagd beim Pfennigbasar in Heidelberg

Es ist alles bereit für die Schnäppchenjagd im Bürgerzentrum "Forum 1" in Heidelberg-Emmertsgrund: Eine Woche lang haben 70 Ehrenamtliche sortiert und gesichtet, was in fast 600 Fahrzeugen an Spenden gebracht wurde

Von 
Michaela Roßner
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Andrang im Bürgerhaus: Mehr als eine Woche lang haben Ehrenamtliche die Auslagen des Pfennigbasars vorbereitet. © Philipp Rothe

Heidelberg. Der Pfennigbasar ist eröffnet: Noch zwei Tage kann man im Bürgerhaus (Forum 1) im Stadtteil Emmertsgrund auf Schnäppchenjagd gehen. Im Angebot sind gut erhaltene, gebrauchte Waren wie Haushaltsgegenstände, Handtaschen, Bücher und vieles mehr.

Selbstbeschriebene Schilder weisen den Weg quer durch den Stadtteil zum Veranstaltungsort. Parkplätze sind heiß begehrt, aber auch die Linienbusse bringen schubweise Kundschaft aus der Innenstadt hoch auf den Berg. Schon vor der Öffnung der breiten Glastüren am Donnerstagmorgen bildet sich vor dem Gebäude eine Schlange von geduldig Wartenden. Drinnen ist alles vorbereitet, nach Objektart sortiert und mit genügend Nachschub unter dem Verkaufstisch, damit immer wieder Ware nachgeschoben werden kann. Der Pfennigbasar ist kein Flohmarkt, sondern ein gut sortiertes, nachhaltiges Kaufhaus: Jedes Stück, das in Säcken oder Kartons gespendet wurde, ist einzeln in die Hand genommen, begutachtet und sortiert worden. 70 Helferinnen sind für den Basar jedes Jahr stunden- und tagelang im Einsatz.

Clubpräsidentin Ruth Hörner freute sich bei der Eröffnung mit geladenen Gästen, dass nach zwei Pandemiejahren nun wieder ein Pfennigbasar stattfinden darf. Die Kasse, aus der soziale Projekte wie der Austausch von Studierenden finanziert werden, kann dringend einen kleinen Geldregen gebrauchen. Beim Pfennigbasar kommt regelmäßig ein fünfstelliger Betrag zusammen.

Der erste Pfennigbasar fand am 11. und 12. April 1960 in der Stadthalle in Heidelberg statt. In den folgenden Jahren hat sich der Pfennigbasar des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs einen festen Platz im öffentlichen Leben Heidelbergs erobert.

Mehrere hundert Fahrzeuge

Wer vom Feilschen und Durchschauen der Kisten und Tische eine Auszeit braucht, schlendert in die Cafeteria, wo selbst gebackene Kuchen auf Abnehmer warten. Im Gang dorthin kommt man bei der Galerie vorbei, in der Ölbilder genauso wie gerahmte Fotos zu haben sind.

Exakt 371 Autos waren am ersten Sammeltag, dem vergangenen Samstag, vor dem Bürgerhaus vorgefahren, hatten Kofferraumklappen und Fahrzeugtüren geöffnet und Waren abgeladen: gebrauchte Gegenstände, vom gut erhaltenen Topf über Schallplatten, CDs und Blumenvasen bis hin zu Taschen und Schmuck. Am zweiten Sammeltag, dem Sonntag, waren es 200 Fahrzeuge. Es war das erste Mal, dass an einem Samstag und Sonntag gesammelt wurde, erklärt Pfennigbasar-Organisatorin Eveline Bastian. „Wir wollten dem Betrieb an der Grundschule aus dem Weg gehen.“

Die Waren liegen nun auf Thementischen sortiert. Gleich am Eingang stehen kistenweise nach Farbe und Größe geordnete Blumen-Übertöpfe. „Es sind etwa 500 Stück“, sagt Bastian, die hier die Standleitung innehat. Bis zu acht Tage am Stück sind die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer für den Pfennigmarkt im Einsatz. „Nicht wenige sind inzwischen über 80 Jahre alt“, drückt Bastian ihren Dank und Respekt aus. Die Damen sind stolz auf ihre Stände, die sie zum Teil über Jahre verantworten.

Beim Auspacken gestaunt

Auch Etti Bönning ist dieser Stolz anzumerken. Sie ist die Chefin der Abteilung Schallplatten und Bücher. „Jede Schallplatte kostet einen Euro, jedes Buch zwischen 50 Cent und wenigen Euro“, definiert sie ihre Preispolitik. Allein 4000 Schallplatten sind im Angebot.

Beim Auspacken haben sie und ihr Mann auch manchmal gestaunt - etwa bei einer rosafarbenen LP aus den 1970ern, die den Titel „Ach Duu“ trägt und Songs für homosexuelle Männer vereint. Vier Keyboards und sogar ein Schlagzeug hat die ehrenamtliche Verkäuferin ebenfalls im Angebot. Sortieren, schleppen, verkaufen: Warum sie diese Mühen seit rund zehn Jahren auf sich nimmt? „Es macht einfach riesig Spaß“, sagt Bönning. „Das ist bürgerschaftliches Engagement, wie man es sich in einer Stadt nur wünschen kann“, lobt auch Oberbürgermeister Eckart Würzner die Helfer des Pfennigbasars.

Pfennigbasar

  • Der Pfennigbasar wird organisiert vom Deutsch-Amerikanischen Frauenclub Heidelberg (ADFC).
  • Verkaufstage sind noch der heutige Freitag, 14. Oktober, von 10 bis 18 Uhr sowie Samstag, 15. Oktober, von 10 bis 14 Uhr.
  • Veranstaltungsort ist das Bürgerhaus „HeidelBERG“, Forum 1, Heidelberg-Emmertsgrund.
  • Es gibt Geschirr, Vasen, Bestecke, Körbe, Töpfe, Pfannen, Blumentöpfe, Kunst, Schmuck und mehr – Textilien sind 2023 wieder dabei.
  • Infos: www.gawc.de

 

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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