Zugeparkte Feldwege oder rege genutzte Schleichwege, gestohlenes Obst oder Vandalismus auf landwirtschaftlichen Flächen: Die Aufgaben für Wolfgang Schröder und Justus Düssel sind vielfältig. Seit Kurzem sind die beiden Heidelberger als Feldranger im Auftrag der Stadt im Einsatz. Von Handschuhsheim bis Kirchheim haben sie ihren Arbeitsplatz bei den Feldern und Gärten. Von Landwirten und Gärtnern, die hier ihr Geld verdienen, sind sie sehnlichst erwartet.
„Ich bin wirklich froh, dass wir im Doppelhaushalt die beiden Stellen neu einrichten konnten“, freut sich Oberbürgermeister Eckart Würzner über die Feldranger. Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die etwa im Handschuhsheimer Feld spazieren gingen oder auf den Feldwegen radelten, verhielten sich freundlich und rücksichtsvoll. Aber es gebe eben auch solche Menschen, die Feldwege zuparkten und Landwirte mit ihren schweren Fahrzeugen ausbremsten und dabei vielleicht sogar noch glaubten, im Recht zu sein und den Traktorfahrer „maßregeln“ zu müssen.
Städtische Mitarbeiter passen auf Äcker auf
„Wir erhalten immer wieder Hinweise von Landwirten oder Naturschutzwarten, dass Personen zu wenig Rücksicht auf die Natur nehmen“, hofft auch Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain auf ein besseres Miteinander der unterschiedlichen Natur-Nutzergruppen.
Die Idee, städtische Mitarbeiter auf den Äckern aufpassen zu lassen, ist nicht neu. Nach dem Krieg und bis in die 1970er-Jahre hinein waren Feldschütze unterwegs. Sie wurden auch Flurhüter genannt und sollten vor allem Diebe in Schach halten, die es im Nachkriegsdeutschland auf Gemüse und Obst abgesehen hatten. Die Hüter der Felder waren meist mit einem Rad unterwegs und sogar bewaffnet. Als in den 1970er-Jahren wieder Wohlstand herrschte und Feldfrüchte zum Billigartikel wurden, wurden Feldschütze überflüssig. Doch zuletzt nahmen Beschwerden von landwirtschaftlichen Betrieben zu. Und regionale Nahrungsmittel haben wieder einen höheren Stellenwert - und ihren Preis.
Kommunikation statt Gewehr und Einschüchterung
Die modernen Feldranger setzten indes nicht auf Waffen und Einschüchterung, sondern auf Kommunikation und Information. Schröder und Düssel sind - anders als die Mitarbeitenden des Kommunalen Ordnungsdienstes, die etwa in der nächtlichen Altstadt aufpassen oder bei Geschwindigkeitskontrollen „Knöllchen“ verteilen - nicht im Ordnungsamt angesiedelt, sondern im Umweltamt in der Abteilung Lernort Natur, Geo- und Naturpark „untergebracht“. Unterwegs mit E-Bike und Hybrid-SUV, behalten sie aktuell zusammen, später allein, die landwirtschaftlichen Flächen im Blick.
Kennt jeden Baum und jeden Grashalm
Die neuen Uniformen finden die Ranger doppelt praktisch: „Ich muss nicht lang erklären, wer ich bin“, sagt Schröder. Die Kombination aus dunkler Hose und dunklem Hemd mit dem städtischen Logo auf dem Oberarm wecke aber auch Respekt.
Schröder ist in der Gärtnerei der Familie groß geworden und kennt im Handschuhsheimer Feld jeden Baum und jeden Grashalm. Sein junger Kollege Düssel hat Forstwirtschaft und Waldökologie studiert - und wollte immer Ranger werden: „Mein Onkel ist Geopark-Ranger“, erzählt er.
Die Ranger erreicht man per Mail an feldranger@heidelberg.de
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