Heidelberg. „Wenn es nach mir ginge, könnte man das ehemalige Gefängnis Fauler Pelz in Heidelberg schnell ertüchtigen“: Mit dieser Aussage hat der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha auch Oberbürgermeister Eckart Würzner überrascht. Doch noch ist offenbar nichts entscheiden, heißt es am Montag aus dem Ministerium in Stuttgart.
Hintergrund der Überlegungen von Sozialminister Lucha vom Mittwoch gegenüber dpa sind die Ausbrüche aus forensischen Abteilungen in den vergangenen Wochen. Im „Faulen Pelz“, so seine Überlegung, „könnten wir temporär rund 75 Maßregelvollzugsplätze schaffen“. Der Standort eigne sich gut: „Das Psychiatrische Zentrum befindet sich ganz in der Nähe in Wiesloch, daher würde das Sinn machen.“ Allerdings räumte der Grünen-Minister auch ein: „Dazu müssen wir aber noch entscheidende Gespräche führen. Für einen weiteren Standort sind wir ebenfalls noch in einem Suchlauf.“ Das Ministerium befinde sich „momentan in einem sehr frühen Planungsstadium“ und könne deshalb noch keine konkreten Details nennen, ergänzte eine Sprecherin gestern.
Noch keine Entscheidung
Eine Entscheidung zu dem Standort sei noch nicht gefallen. Es gehe bei den Diskussionen um den Faulen Pelz im Übrigen „nicht um eine Dauerlösung“, sondern um Überlegungen, wie man „temporär und relativ kurzfristig Druck aus dem überlasteten System nehmen kann“.
Das historische Gefängnis in der Heidelberger Altstadt steht seit Jahren leer. Es wurde bis 2015 als Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Mannheim genutzt. Im Volksmund wird der 1847/48 errichtete Sandsteinbau „Fauler Pelz“ genannt – wohl aufgrund seiner Adresse „Oberer Fauler Pelz 1“ im ehemaligen Gerberviertel.
Ursprünglich hieß das Gebäude Pfaffenburg, weil reihenweise revolutionäre Geistliche dort einsaßen. Die Pläne lieferte der Heidelberger Bezirksbaumeister Ludwig Lehndorff (1808-1853).
Die Immobilie gehört dem Land Baden-Württemberg. Die Universität und das Studierendenwerk haben Interesse angemeldet und wollen so unter anderem Raumprobleme der Geisteswissenschaften lösen.
Kulisse für „Tatort“
Auch als Filmkulisse hat das rote Sandsteingebäude schon von sich reden gemacht: Ende Januar fanden Dreharbeiten zu einer „Tatort“-Folge des Schwarzwald-Teams statt. Das seit rund fünf Jahren leerstehende Gebäude wieder in Betrieb zu nehmen, gestalte sich sicher „nicht leicht“, bewertete Würzner die Idee aus Stuttgart am Montag in einem Pressegespräch.
Eine langfristige Nutzung des Gefängnisses für den Maßregelvollzug könne nicht im Interesse der Stadt sein – allenfalls eine vorübergehende provisorische Umwidmung. Eine offizielle Bestätigung aus dem Sozialministerium hatte die Stadt am Mittwochmittag noch nicht vorliegen.
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