Heidelberg. Die Stadt Heidelberg hat Wolfgang Marguerre zum Ehrenbürger ernannt. Bei einem Festakt am Freitag sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner, die Stadt wolle dem Unternehmer damit danken für sein „überragendes Engagement zum Wohle unzähliger Menschen in aller Welt, aber insbesondere auch hier in Heidelberg“. Der Dank gelte auch seiner Familie, die sein Engagement mittrage und sich daran beteilige. Zu der Feier im Rathaus hatten sich neben Familie und Freunden Marguerres auch Vertreter der Verwaltung und des Gemeinderats sowie weitere Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft eingefunden. Vor dem Rathaus kritisierten indes vier Demonstranten Marguerres Wirken in der Stadt und sein Unternehmen Octapharma.
„Kulturelles Herz gerettet“
Würzner nannte viele Beispiele für Marguerres Engagement, darunter die Sanierung des Theaters, für die der Mäzen 15 Millionen Euro gespendet hat. Es sei darum gegangen, „unser kulturelles Herz in Heidelberg zu retten“, sagte der Oberbürgermeister. Dank Marguerre habe das Theater nicht nur saniert, sondern auch um einen zweiten Saal erweitert werden können. Aktuell finanzieren Marguerre und seine Familie mit über 40 Millionen Euro auch die komplette Sanierung der Stadthalle. „Ohne eure Unterstützung hätten wir uns nur die allernotwendigsten Reparaturen leisten können und hätten die Stadthalle vielleicht in 15 Jahren vollendet“, sagte Würzner. Marguerres Unternehmen Octapharma gehöre außerdem zu den „treuesten und größten Sponsoren“ des „Heidelberger Frühlings“. Ohne ihn „wäre ein solches Festival gar nicht denkbar“.
Infos zu Wolfgang Marguerre
- Wolfgang Marguerre wurde 1941 in Heidelberg geboren, ist verheiratet und Vater von fünf Kindern.
- Nach Politik- und Wirtschaftswissenschaften in Heidelberg studierte er in Frankreich.
- Marguerre machte Karriere in der Pharmabranche und gründete 1983 das Blutplasma-Unternehmen Octapharma. Er ist auch Mehrheitsaktionär der Heidelberger Softwarefirma SNP.
- Das Magazin „Forbes“ schätzte sein Vermögen zuletzt auf rund fünf Milliarden Euro.
Auch in Krisen unterstützte Marguerre die Stadt. Während der Corona-Pandemie spendete er eine Million Euro für die Anschaffung von Laptops zum Homeschooling und für die Unterstützung von inhabergeführten Geschäften. 2015 habe Marguerre der Stadt „spontan und mit großem Mitgefühl“ bei der Flüchtlingsarbeit geholfen, sagte Würzner. Marguerre habe damals gesagt: „Die Stadt weiß am besten, wo man meine Hilfe sinnvoll und schnell einsetzt.“ Auch in Entscheidungen bei der Stadthallensanierung mische er sich nicht ein.
In einer weiteren Laudatio berichtete der Cellist Christian Delacroix von der großen Rolle der Musik in Marguerres Leben. Ein Klavierstück von Schubert könne dem „äußerst empathischen“ Marguerre Tränen in die Augen treiben, weil es ihn an das Musizieren in seinem Elternhaus erinnere. Marguerre hat lange Violine gespielt und mit Delacroix und dem Pianisten Eugen Polus Kammermusik gemacht. Beide musizierten zusammen mit Thierry Stöckel (Violine) auch beim Festakt.
In seinen Dankesworten ging Marguerre nur kurz auf sein Wirken als Mäzen ein. „Ich liebe diese Stadt“, sagte er. Auch wenn er lange Jahre außerhalb Heidelbergs „eine Karriere aufgebaut“ habe, sei die Stadt immer „ein Magnet“ für ihn geblieben. Nun könne er dank seines wirtschaftlichen Erfolgs „die kulturelle Vielfalt Heidelbergs für die Zukunft fit machen“.
Karriere als Musiker erwogen
In den Mittelpunkt seiner Rede stellte der 82-Jährige persönliche Erinnerungen. „Ich habe meine Kindheit in Frieden erlebt.“ Er habe nur eine einzige Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg - an den großen Luftangriff auf Mannheim 1943, den er aus der Distanz in Heidelberg wahrnahm: „Ich stand auf dem Balkon meiner Eltern an der Bergstraße und es roch nach verbranntem Papier. Ich kriege jetzt, während ich rede, diesen Geruch in die Nase.“
Sein Vermögen sei ihm aber nicht in die Wiege gelegt worden, betonte Marguerre. Er sei in einem bürgerlichen, bildungsorientierten Haushalt aufgewachsen, doch „Geld und Reichtum gab es bei uns nicht“. Das Studium habe er sich selbst finanzieren müssen und dafür auch als Taxifahrer und Hilfsarbeiter auf dem Bau gearbeitet.
Auch Marguerre betonte die Bedeutung des Musik für ihn. Als Kind die erste Geige im Schulorchester zu spielen, „war mein erster Erfolg“. Er habe lange eine Karriere als Musiker erwogen, aber „zum Glück rechtzeitig meine Beschränkung erkannt“. „Die Musik bringt uns sehr viel bei, etwa im Team zu arbeiten und sich einzufügen.“ Auch sein Motto nannte Marguerre: „Es geht nicht darum, Recht zu haben- es geht darum, das Richtige zu tun.“
Wolfgang Marguerre ist übrigens nicht der erste Ehrenbürger in seiner Familie: 1954 ernannte die Stadt Mannheim seinen Großvater Fritz Marguerre zum Ehrenbürger. Er leitete das Mannheimer Kohlekraftwerk und initiierte die Planung des Fernwärmenetzes. Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an seinen Großvater habe er damals als „eindrucksvolles Ereignis“ erlebt, sagte Marguerre.
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