Opferschutz

Weißer Ring sucht ehrenamtliche Unterstützer

Wer Opfer von Gewalt oder einer anderen Straftat geworden ist, benötigt schnelle und unkomplizierte Hilfe. Der Weiße Ring hat viel Erfahrung darin - und sucht ehrenamtliche Unterstützung

Von 
Michaela Roßner
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Wenn Menschen Opfer von Gewalt und Kriminalität werden, ist unbürokratische, schnelle Hilfe notwendig. © Fredrik von Erichsen

Rhein-Neckar. Die Zahlen sind beeindruckend: 828 Mal hat der Weiße Ring Kriminalitätsopfern in Baden-Württemberg allein im ersten Halbjahr 2022 geholfen. Rund 280 000 Euro zahlte der Verein aus, um die Folgen von Straftaten für die Geschädigten abzufedern. Doch hinter den Zahlen stecken viele Schicksale - und viel ehrenamtliche Arbeit. Aktuell werden Menschen gesucht, die Zeit und Energie investieren können und möchten, um Kriminalitätsopfer zu unterstützen. Das berichtet Günther Bubenitschek, Landespräventionsbeauftragter des Weißen Rings Baden-Württemberg, im Gespräch mit dieser Redaktion: „Diese Betreuung erfordert viel Einfühlungsvermögen, eigenes Engagement, Eigeninitiative, die Fähigkeit zuzuhören und die Bereitschaft, einiges an Freizeit einzubringen.“

© DOROTHEA BURKHARDT

Wie genau hilft der Weiße Ring? „Wir hören zu“, erklärt der Landespräventionsbeauftragte der Organisation eine sehr wichtige Aufgabe. Das geschehe unvoreingenommen und ohne Vorurteile. Dabei sei es nicht Bedingung, dass die Straftat angezeigt oder ein Täter gar bereits verurteilt sei. Die Opfer an die Hand zu nehmen, ihnen ein Lotse zu sein bereits ab dem Beginn des Verfahrens, ist eine damit verknüpfte Aufgabe. Die vielleicht größte Hürde, sich ehrenamtlich beim Weißen Ring zu engagieren, ist die zeitliche Flexibilität, die nötig ist.

Wie kam Bubenitschek selbst zur Aufgabe des Landespräventionsbeauftragten? „Ich bin über meine Arbeit als Beamter der Polizeidirektion Heidelberg dem Weißen Ring seit mehr als 20 Jahren verbunden“, erklärt Bubenitschek. Richtete sich seine Arbeit berufsbedingt früher vor allem auf die Täter aus, kann er nun nach der aktiven Berufszeit den Blick in die andere Richtung lenken. Die Arbeit für die Kriminalitätsopfer und im engen Netzwerk der Region empfindet er als „sehr gewinnbringend“.

Präventionstag in Mannheim

Der Weiße Ring arbeitet eng mit anderen Organisationen zusammen, die sich um Prävention und Unterstützung von Opfern kümmern. Seit 2004 gibt es etwa in der Rhein-Neckar-Region das Projekt „Würde“. Gemeinsam kümmern sich der Weiße Ring mit dem Verein Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar und dem Verein Sicheres Heidelberg darum, dass hygienische und neuwertige Kleidungsstücke für die Opfer von Gewalt und Verbrechen bereitliegt. „Kriminalitätsopfern, die ihre getragene Kleidung als Beweismittel und Spurenträger abgeben mussten, erhalten wenigstens teilweise ihre Würde zurück und das Gefühl von ,Sauberkeit’“, erklärt Bubenitschek. Anfang März gab es daher gerade wieder eine „Lieferung“ an den Kriminaldauerdienst in Heidelberg. Neu angeschaffte Wechselkleidung (Unter- und Oberbekleidung sowie Schuhe) haben Bubenitschek, die Geschäftsführerin des Vereins Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar, Tanja Kramper, sowie der Geschäftsführer des Vereins Sicheres Heidelberg, Knut Krakow, übergeben. Kriminaldirektorin Roswitha Götzmann sowie der Leiter der Kriminalinspektion 7, Frank Stadtmüller, haben die Kleidung entgegengenommen. Schnell und unbürokratisch können Kriminalitätsopfer auf diese Weise ausgestattet werden.

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Esther Lehnardt
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Für die Außenstelle Heidelberg würden dringend ehrenamtliche Unterstützer benötigt, betont Bubenitschek. Wer daran interessiert ist, muss nicht nur zeitlich flexibel sein, sondern auch ein erweitertes Führungszeugnis vorweisen. „Zunächst begleiten die Interessenten aber erfahrene Mitarbeiter des Weißen Rings und bekommen so einen Einblick in die Aufgaben.“ Der Opferschutzverein hat einen Verhaltenskodex für die ehrenamtlichen Mitarbeitenden erarbeitet. Außerdem gilt ein „Sechs-Augen-Prinzip“: Niemand berät einen Hilfesuchenden allein. Passen der Weiße Ring und die potenzielle Unterstützerin zusammen, gibt es interne Schulungen und regelmäßige Fortbildungen.

Der Weiße Ring ist auch Partner des Deutschen Präventionstages, der unter der Überschrift „Krisen und Prävention“ am 12. und 13. Juni im Mannheimer Rosengarten stattfindet. Zur Eröffnung werden unter anderem Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth und der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl erwartet.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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