Heidelberg

Was die Frau des Bundespräsidenten nach Heidelberg geführt hat

Deutschlands First Lady Elke Büdenbender hat eine ihrer Vorgängerinnen geehrt: Bundespräsident Steinmeiers Ehefrau eröffnete in Heidelberg eine Ausstellung über Louise Ebert, Gattin des ersten Reichspräsidenten

Von 
Konstantin Groß
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Elke Büdenbender, Frau von Frank-Walter Steinmeier, vor dem Bild von Louise Ebert, Gattin des Reichspräsidenten Friedrich Ebert. © Heidi Larionova (RFE-Gedenkstätte)

Heidelberg. Wären wir in den USA, dann hätte sie den offiziellen Titel „The First Lady“. In Deutschland läuft das alles unprätentiöser. Trotzdem ist die Ehefrau eines Bundespräsidenten natürlich eine herausragende Persönlichkeit. Und ein Besuch von ihr ein bedeutendes Ereignis.

So auch, als Elke Büdenbender, Gattin von Frank-Walter Steinmeier, am Freitagvormittag in der Heidelberger Friedrich-Ebert-Gedenkstätte eine Ausstellung über eine ihrer Vorgängerinnen eröffnet. „Es hätte niemand Besseren dafür geben können“, lobt Heidelbergs Bürgermeisterin Stefanie Jansen.

Elke Büdenbender sieht Gemeinsamkeiten mit Louise Ebert 

„Frau Reichspräsident. Louise Ebert 1873-1955“ lautet das Motto der Schau. „Denn als ’Frau Reichspräsident’ wurde sie damals angesprochen“, erläutert Elke Büdenbender in ihrer Eröffnungsrede. Und so mancher Gast erinnert sich später im Gespräch, dass noch in den 1960er Jahren eine Arztgattin als „Frau Doktor“ angesprochen wird. Diese Zeiten sind vorbei, stellt die Rednerin fest, und ist selbst ein Beispiel dafür: Selbstbewusst in der Botschaft, verbindlich im Ton, ab und an mit einem Lächeln versehen, hält sie ihre Rede, in der sie aber auch mahnt: „Es gibt immer noch Einiges zu tun.“ Von den Spätfolgen der Corona-Krise etwa seien Frauen überdurchschnittlich betroffen: „Da muss man schon schlucken, wie stark uns das zurückgeworfen hat.“

Und dennoch: Es gibt manche Gemeinsamkeiten zwischen Louise Ebert und ihr. Elke Büdenbender zählt sie auf, und man merkt, dass sie dies nicht unbeteiligt lässt: „So wie sie habe ich mir nicht vorstellen können, einmal als Frau eines Staatsoberhauptes Deutschland mitrepräsentieren zu dürfen“, bekennt sie.

Louise Ebert ganz sicher nicht, im Alter von zwölf Jahren Magd, danach Dienstmädchen, schließlich Fabrikarbeiterin: „Ich kann ermessen, wie mutig man angesichts eines solchen Hintergrundes sein muss, um sich vorne hinzustellen“, bekennt Büdenbender, selbst Tochter einer Hauswirtschafterin und eines Stahlbauschlossers, über den Zweiten Bildungsweg in ihre eindrucksvolle juristische Karriere gestartet, bis hin zur Verwaltungsrichterin, als die sie seit einem Jahr wieder tätig ist.

„Was mich auch mit ihr verbindet, ist das gewerkschaftliche Engagement“, fügt die Rednerin an. Louise Ebert ist Co-Vorsitzende einer Gewerkschaft der „auf Holzplätzen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen“, wie der umständliche Name lautet - „schon damals wird in der Arbeiterbewegung also die weibliche Form mit genannt“, wie Büdenbender bemerkt, wenn auch in anderer Reihenfolge als heute. Auch sie selbst wird 1979, zu Beginn ihrer Ausbildung, Mitglied der IG Metall: „Das hat mein Leben geprägt.“

Louise Ebert wurde auch von manchen Konservativen geschätzt

Und doch ist Louise Ebert singulär - als erste nicht-adelige First Lady Deutschlands. Für viele ist es nach dem Sturz der Monarchie 1918 schwer erträglich, dass ein Sattler und eine Fabrikarbeiterin jene Plätze einnehmen, die zuvor der Kaiser und die Kaiserin innehaben. Und so werden beide in den konfliktreichen Jahren von Eberts Amtszeit als Reichspräsident (1919 bis 1925) zum Hass-Objekt der rechtsradikalen Gegner der Weimarer Demokratie. Gleichwohl ist Louise Ebert dank ihres würdevoll-zurückhaltenden Wesens auch von manchen Konservativen geschätzt, wie Stiftungsvorstand Günter Schmitteckert erinnert.

Das alles thematisiert die Ausstellung, für die Patricia Reister in einjähriger mühevoller Arbeit 70 historische Fotos zusammengestellt hat.

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