Heidelberg. Von Champagner bis Zirkus, von der Provinz bis Paris, von Film bis Frauenzahlen: Die 17. Französische Woche in Heidelberg steht bevor. Mehr als 60 Veranstaltungen gibt es zwischen dem 13. und 23. Oktober. Ein Schwerpunkt liegt auf Okzitanien. Aber auch der 90. Geburtstag des 1995 verstorbenen Filmemachers Louis Malle und der 400. Geburtstag Molières bilden sich im Programm des Festivals ab.
Festivalleiterin Erika Mursa und ihr Team sowie der Deutsch-Französische Kulturkreis, der die Veranstaltungsreihe verantwortet, haben gemeinsam mit 25 frankreichinteressierten Institutionen und Kulturschaffenden seit Monaten geplant und vorbereitet. „Heidelberg und Frankreich, das ist eine lange Geschichte von Auseinandersetzung und Anziehung, wie es Frieder Hepps Vortrag ,Heidelberg deleta’ zeigt“, verweist die Kuratorin auf die Veranstaltung am Mittwoch, 19. Oktober, um 16 Uhr im Kurpfälzischen Museum. „Noch mehr Geschichte gibt es zum Thema Napoleon, und bei einem Frühschoppen wird die politische Aktualität Frankreichs unter Emmanuel Macron diskutiert.“
Okzitanien-Tag
- Okzitanien ist die größte Region Frankreichs. Sie entstand am 1. Januar 2016 durch den Zusammenschluss der bisherigen Regionen Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées.
- Der Name stellt einen Bezug zur historischen Region Okzitanien her, in der traditionell Okzitanisch gesprochen wird. Es ist die zweite Sprache, die sich in Gallien aus dem Latein entwickelt hat. Okzitanisch verfügt aber, anders als das Französische, nicht über eine Schriftsprache und wird zuweilen auch als Gaskognisch bezeichnet.
- Toulouse und Heidelbergs Partnerstadt Montpellier sind Beispiele okzitanischer Städte.
- Innerhalb der Französischen Woche ist der Samstag, 22. Oktober, als „Okzitanien-Tag“ ausgerufen. Um 15 Uhr gibt es im Heidelberger Theater zur Eröffnung ein Gastspiel der Compagnie IETO („Pour hetre“). Tickets unter 06221/582 00 00.
- Im Montpellier-Haus (Kettengasse 11) und im Romanischen Keller (Seminarstraße 3) gibt es den ganzen Nachmittag und Abend über Programm – von Malatelier bis zu einem Vortrag zu Molière, der vor 400 Jahren geboren wurde.
Spaziergang im Wald
Höchst aktuell, ja dringlich sei laut Mursa zudem das Plädoyer des angesehenen Montpellieraner Botanikers Francis Hallé für den respektvollen Umgang mit der Natur, insbesondere mit heimischen und tropischen Wäldern, wofür er sich seit Jahrzehnten einsetzt (Dienstag, 18. Oktober, 19 Uhr im Altbau der Pädagogischen Hochschule). Bereits um 16.30 Uhr bietet Hervé einen Waldspaziergang an.
Pierre Theunissen, einem Lehrrersohn vom Niederrhein, der in die Provence auswanderte, hat Autorin Marion Tauschwitz nachgespürt. Um 17 Uhr am Freitag, 14. Oktober, stellt sie die Biografie dieses Künstlers im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei vor. Das Karlstorkino in der Altstadt startet am gleichen Abend (um 19.30 Uhr) eine Louis-Malle-Filmreihe.
Eine fotografische Reise durch Frankreich bietet die Ausstellung von Christine Mercier in der Volkshochschule (bis 26. Oktober, 8 bis 18 Uhr). Auf Spurensuche begibt sich das Stadtarchiv, das in einer Ausstellung Bilder, Dokumente und Schülerbriefe aus 60 Jahren Partnerschaft mit Montpellier gesichtet hat. Am Freitag, 14. Oktober, ab 13.30 Uhr kann man die Erinnerungen in der Max-Joseph-Straße 71 anschauen (Anmeldung unter www.stadtarchiv. heidelberg.de/ archivbenutzung).
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In keinem Land der Erde gibt es bisher wahre Geschlechtergerechtigkeit, betont Künstlerin Kornelia Roth. „Frauenzahlen zählen – Dénombrer les femmes“ hat sie ihre Ausstellung überschrieben, die am 15. Oktober um 17 Uhr im 1. Obergeschoss der ehemaligen Kantine der Heidelberger Druckmaschinen (Kurfürsten-Anlage 58) eröffnet wird und bis 23. Oktober jeden Tag dort von 17 bis 19 Uhr besucht werden kann. Dort ist auch am Sonntag, 16. Oktober, um 17 Uhr die deutsch-französische Journalistin und Luise-Büchner Preisträgerin für Publizistik 2021 zu Gast. Sie liest aus ihren Büchern „Frauen der Wüste“, „Frauen und Berge“ sowie „Wasserfrauen“.
Traditionell dabei sind wieder die Mensen der Universität, die französische Rezepte nachkochen. Motto: „Délicieux“. Zwei Tage lang (17. /18. Oktober) ist die Autorin Camille Laurens zu Gast. Am Montag um 19.30 Uhr liest sie bei Schmitt & Hahn (Brückenstraße 4) aus „Fille (Es ist ein Mädchen)“, das die Geschichte von Laurence erzählt, die in den 1960er-Jahren in kleinbürgerlichen Verhältnissen in Rouen aufwächst.
Akrobaten eröffnen
Mit zeitgenössischem Zirkus („Cirque nouveau“) beginnt die 17. Französische Woche: Der Jongleur Jean-Baptiste Diot, Einradfahrer Paul Keaton und Reifen-Akrobat Thibault Theyssens nennen sich „Les objets volants (Die fliegenden Objekte“) und eröffnen das Programm am Donnerstag, 13. Oktober, im Bürgerzentrum „Chapel“ in der Südstadt. Die junge Jongleurtruppe aus Reims war schon einmal zu Gast in Heidelberg und hat das Publikum mit seiner flinken Körperkunst begeistert.
Zum Ausklang gibt es eine (Vortrags-)Reise nach Collioure, das Claire Muchir, Direktorin des dortigen Kunstmuseums, als „Babel der Künste“ beschreibt, weil der Ort am Mittelmeer seit dem 20. Jahrhundert Künstler aus ganz Europa anzieht (Sonntag, 23. Oktober, 11 Uhr im Palais Prinz Carl auf dem Kornmarkt.
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