Heidelberg. Der Bereich zwischen Kurfürsten-Anlage und Belfortstraße, in Sichtnähe zum Heidelberger Hauptbahnhof, trägt nicht nur für die Polizei den Titel „gefährlicher Ort“. Drogen, Gewalt - psychische Ausnahmesituationen, Menschen auf der Suche nach Orientierung: Hier treffen viele Probleme aufeinander. Mehrere hundert Mal rollten allein in den ersten sechs Monaten des Jahres hier Einsatzfahrzeuge der Polizei vor.
Trauriger Höhepunkt: ein 29 Jahre alter Schwerverletzter mit Stichverletzungen nach einer Auseinandersetzung mit einem etwas älteren Kontrahenten am Samstagabend. Nun setzt die Stadt eine bereits angekündigte Maßnahme um: Ab diesem Wochenende wird dieser Bereich zu einer Waffenverbotszone erklärt.
Waffenverbotszone zwischen Kurfürsten-Anlage und Belfortstraße
Was bedeutet das? Ordnungskräfte brauchen nun keinen Vorfall mehr, um auch Messer mit kürzerer Klinge, Schlagringe oder Tier-Abwehrspray einzuziehen. Jeweils freitags von 20 Uhr bis samstags 6 Uhr, samstags von 20 Uhr bis sonntags 6 Uhr sowie an Tagen vor gesetzlichen Feiertagen von 20 bis 6 Uhr des folgenden Tages dürfen in der Waffenverbotszone auch jene Messer nicht mitgebracht werden, die sonst nicht unter das Waffenverbot fallen.
Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp
Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt!
Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen
Genauer: Messer mit einer Klingenlänge ab vier Zentimetern sind verboten. Gemeint ist dabei die sogenannte „wirksame Klingenlänge“: von der Spitze der Klinge bis zur Griffkante. Vier Zentimeter entsprechen in etwa der Länge eines Streichholzes.
Selbstverständlich ist das Mitbringen aller Waffen, die bereits durch das Waffengesetz verboten sind, ohnehin untersagt - also auch zum Beispiel bestimmte Schlagringe. Wer trotz Verbots ein Messer in der Tasche hat, muss damit rechnen, dass es eingezogen wird - und dass ein Bußgeld in Höhe von 150 bis 350 Euro fällig wird.
Rund um die Heidelberger Belfortstraße wird mit allen gängigen Drogen gehandelt
Außerdem können die Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) eine Sicherheitsleistung von 200 Euro fordern. „Wir werden nicht der Seniorin das Küchenmesser wegnehmen, wenn sie sich gerade einen Apfel schält“, betonte Ordnungsbürgermeisterin Martina Pfister Anfang des Monats, dass die Ordnungskräfte sensibel vorgehen werden.
Ob Amphetamin, Cannabis oder Kokain: Der Leiter des Polizeireviers Heidelberg-Mitte, Uwe Schrötel, weiß, dass in den Grünflächen rund um die Belfortstraße mit allen gängigen Drogen gehandelt wird. „Mit der Waffen- und Messerverbotszone ergänzen wir weiter unseren Maßnahmen- und Aktionsplan für die Kurfürsten-Anlage. Die Verbotszone kann und soll nicht allein eine Lösung herbeiführen, aber: Jedes eingezogene Messer verbessert die Sicherheit und hilft dabei, Leben zu schützen“, sagt Pfister.
„Die Erkenntnisse der Polizei zeigen deutlich, dass es im Bereich der Kurfürsten-Anlage besonders häufig zu Straftaten im Zusammenhang mit Messern kommt. Die Einführung einer Verbotszone gibt der Polizei und dem Kommunalen Ordnungsdienst die Möglichkeit, Messer früher aus dem Verkehr zu ziehen. Das ist unmittelbarer Opferschutz“, ergänzt Bernd Köster, Leiter des Bürger- und Ordnungsamts.
Shuttlebus aus Patrick-Henry-Village soll weitere Haltestelle bekommen
Zu dem von Pfister genannten Maßnahmenpaket gehören stärkere Kontrollen. Der KOD habe in diesem Jahr bereits mehr als 280 Kontrollen im Bereich durchgeführt. 2023 waren es insgesamt 159 Kontrollen.
Die Stadt versprach zudem, bis Monatsende eine weitere Haltestelle für den Shuttlebus aus Patrick-Henry-Village im Bereich Stadtgarten einzurichten. Seit der Bereich vor dem Landgericht eine Großbaustelle ist, stoppte der Bus vor dem „Tipico“-Wettbüro an der Belfortstraße - und ließ die Geflüchteten in einem Bereich aussteigen, in dem schon vorher viele Probleme aufeinandertrafen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-warum-heidelberg-eine-waffenverbotszone-einrichtet-_arid,2227989.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-blutiger-angriff-in-heidelberger-hauptbahnhof-_arid,2227625.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-heidelberg-fuehrt-waffenverbotszone-ein-_arid,2227704.html