Heidelberg. Die Diagnose Parkinson zu bekommen, kann deprimierend sein. Doch wie wäre es, trotzdem etwas Neues anzufangen? In der Chapel in der Heidelberger Südstadt beginnt am 24. September ein Tangokurs, der sich speziell an von der chronischen Krankheit Betroffene richtet.
Parkinson ist eine fortschreitende Erkrankung, die zu steifen Muskeln, verlangsamten Bewegungen und unkontrollierbarem Zittern (Tremor) führt. Als Ursache gilt, dass bestimmte Zonen des Mittelhirns (Substantia nigra) sich zurückbilden. In diesem Areal wird der Nervenbotenstoff Dopamin produziert. Dieser Botenstoff steuert nicht nur Bewegung, sondern gilt auch als Glückshormon.
Beim Tanzen ganz im „Hier und Jetzt“
Bewegung und Freude – beides fördert Tango bestens, weiß Ina Bratherig. Sie leitet den Kurs und bringt viel Erfahrung mit. Sie ist nicht nur seit vielen Jahren Tango-Lehrerin, sondern auch ausgebildete Tanzpädagogin und Tanztherapeutin. Viel Jahre lang hat sie Parkinson-Patienten an der SRH betreut. Tango tanzt sie seit 30 Jahren: „Ich habe es einmal probiert – und war sofort in Bann gezogen.“
Anders als bei anderen Gesellschaftstänzen gehe es beim Tango Argentino nicht darum, exakte Schrittfolgen durchzutanzen. „Dieser Tango ist viel Improvisation, Hingabe an die Musik, Leidenschaft“, beschreibt die Tanzpädagogin. Bewegungen seien immer in vier Richtungen möglich, die Kooperation mit den Bewegungen des Partners erfordern es, „ganz im Hier und Jetzt“ zu bleiben. „Man bewegt seinen Körper anders, nimmt Haltung an, ist mit seiner Körperwahrnehmung beschäftigt“, beschreibt die Tanzpädagogin die positiven Effekte des Tangos.
Nicht nur die Last tragen, sondern etwas Neues anfangen
Bratherig berichtet von einer 80-Jährigen, die ihrem Umfeld stolz verkündete: „Ich lerne jetzt Tango tanzen“ und seither einer von Bratherig geleiteten Gruppe angehört. „Es macht viel mit den Menschen, wenn sie nicht nur die Last der Diagnose auf ihren Schultern tragen, sondern noch einmal etwas Neues anfangen“, macht sie Interessierten Mut.
Weltweit hat sich die Zahl der Parkinson-Patienten von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf etwa 6,1 Millionen im Jahr 2016 erhöht. Allein in Deutschland sind laut der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen rund 400 000 Menschen betroffen.
Wer sich für den Tango-Tanzkurs interessiert, kann erstmal für 20 Euro (ermäßigt zehn Euro) eine Schnupperstunde buchen. Die integrative Tangogruppe startet dann mit einem Kurs (zwölf Stunden) am 24. September. Die Kursgebühr richtet sich nach dem Einkommen der Teilnehmenden. Treffpunkt ist immer dienstags von 11 bis 12.15 Uhr in der Chapel (Rheinstraße 12/4).
Tanzen mit Neffen oder Nachbarin möglich
Gewünscht ist eine Anmeldung als Paar – aber das muss nicht der (Ehe-) Partner sein: „Tante, Sohn, Cousine oder Nachbarin geht auch“, erklärt Bratherig. Wer mitmacht, muss keine Vorkenntnisse im Tanzen mitbringen. Menschen mit anderen neurologischen Erkrankungen als Parkinson sind ebenfalls willkommen. miro
Info: Infos im Internet unter www.tangodeseos.de
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