Literatur - Fotografin Sabine Arndt veröffentlicht „LockUp“ / Bekannte Heidelberger liefern Texte

Szenen einer stillen Stadt: Heidelbergerin veröffentlicht Bildband über Lockdown

Von 
Michaela Roßner
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Leere in der Weststadt: Im März 2020 legte der erste Lockdown Heidelberg lahm. © Sabine Arndt

Heidelberg. Leer gefegte Gassen, graue einsame Straßen: Heidelberg im Lockdown. Im März 2020 ist die sonst so quirlige und bunte Touristen- und Studierendenstadt zu einer Geistercity geworden. Geschäfte zu, alle Einrichtungen geschlossen, die Bars und Restaurants verwaist. Die Heidelberger Fotografin Sabine Arndt tritt aus ihrer Wohnung in der Altstadt in die Plöck - und erkennt ihre Heimatstadt nicht wieder. Im April geht sie intensiv durch die derart veränderte Stadt - und nun fängt die Kamera die stillen Szenen ein. „Heidelberg LockUp“ heißt das Buch von Sabine Arndt, das gerade erschienen ist.

„So seltsam es klingen mag, aber Heidelberg rief unentwegt nach mir“, schreibt die Fotografin in ihrem Kapitel „Heidelberg erblasst“. Die anderen Kapitel haben 15 Heidelbergerinnen und Heidelberger beigesteuert.

Bismarckplatz wirkt im 30 Jahre gealtert

Die Autorin und Übersetzerin Barbara Imgrund etwa dichtet auf das stehengeblieben Heidelberg ein Tanzlied, Journalist Sebastian Riemer notiert sachlich eine Art Chronik der wenigen Geschehnisse in diesem Lockdown-Monat. Trauerrednerin Ingrid Rupp erlebt die Zeit als eine „Welt, die schrumpft“. Wolfgang Erichson, Kirsten Baumbusch, Johanna Illgner, Caroline von Kretschmann und Jan Rische erlauben mit ihren Texten auch ein wenig Einblick in ihr Seelenleben. Künstlerin Silke Prottung überschreibt ihren Text mit „Warten“. Das große Warten ist im Gang, noch mit Staunen, aber auch mit Entsetzen erleben die Heidelberger - und alle anderen Städter - Ausgangssperre und andere Einschränkungen der persönlichen Freiheit.

Sabine Arndt wurde 1964 in Ulm geboren. Die Fototgrafin lebt seit den 1980er Jahren in Heidelberg

Im Kreativzentrum "Dezernat 16" hat sie ein Atelier. Ihre Kunstfotografie praäsentiert sie teils dokumentarisch, teils verspielt.

Über ihre Wahlheimat hat Sabine Arndt mehrere Bildbände veröffentlicht. Zudem komponiert sie fotografische Wimmelbilder, die "Spielplätze Heidelberg", aus verschiedenen, übereinandergelagerten Stadtansichten. 

Ihr Interesse an Alten Meistern zeigt Sabine Arndt in ihren Serien "Stillleben" und "ReNaissance".

Kontakt unter sabinearndt-kunst.de miro

Die Fotos, die Arndt dazu ausgewählt hat, bleiben teilweise Schwarzweiß, sind aber auch in Farbe. Der monochrome Bismarckplatz wirkt, als sei er plötzlich um 30 Jahre gealtert. Sabine Arndt stammt gebürtig aus Ulm und kam in den 1980er-Jahren der Liebe wegen an den Neckar. Da war sie 17. Vielleicht erlaubte sie sich auch mit dieser kleinen, eingebauten Distanz in der Biografie den wertschätzenden Blick auf Architektur oder Geschichte von Gebäuden, die viele Heidelberger eher nicht mit Negativem verbinden.

Arndts erstes Buch entsteht 2011: „Das Schlosshotel Heidelberg“ setzt einer ehrwürdigen Ruine ein Denkmal, bevor es zu Luxuswohnungen saniert wird. 2015 folgt „Altes Hallenbad Heidelberg“ - der Sanierung durch Investor Hans-Jörg Kraus gingen Jahrzehnte Diskussionen und gescheiterte Konzepte voraus.Generationen von Heidelbergern haben hier schwimmen gelernt, und Investoren gingen (beinahe) baden: Über das Alte Hallenbad zwischen Bergheimer und Poststraße können viele Menschen Geschichten erzählen. Arndt hat einige aufgeschrieben - und mit wunderbaren Fotografien versehen. Sie recherchierte in Archiven, sprach mit Zeitzeugen - und verbrachte viele Stunden in dem verwinkelten und langsam verfallenden Komplex.

Atelier im „Dezernat 16“

2016 folgte „Heidelberg einfach spitze!“. Alle drei Bildbände sind eine Hommage an die Stadt, die sie bis heute fasziniert. Die Mutter von drei großen Kindern hat 2013 ein Atelier im „Dezernat 16“ bezogen und sich von da an immer intensiver der Fotografie gewidmet. Dort ist sie zu finden - wenn sie nicht gerade durch die Straßen ihrer berühmten Stadt streift.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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