Heidelberg

Stützmauer am Wolfsbrunnen saniert: 200 Farne sind umgezogen

Die Stadt hat eine Mauer in der denkmalgeschützten Wolfsbrunnen-Anlage mit großem Aufwand saniert

Von 
Filip Bubenheimer
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Eine verfallende Mauer am Wolfsbrunnen-Areal ist in mühevoller Kleinarbeit saniert worden. Die Gesamtkosten betrugen 300 000 Euro. © Philipp Rothe

Die rund 200 Farne auf den Sandsteinen am Wolfsbrunnen wirken, als wären sie schon immer hier gewesen. Tatsächlich wuchsen sie bis vor kurzem noch wenige Meter entfernt, in den bröckelnden Fugen einer Stützmauer. Um sie vor dem Einsturz zu bewahren, mussten die Farne weichen und in mühevoller Handarbeit an ihren neuen Standort verpflanzt werden. Nun ist die 1872 errichtete Mauer fertig saniert – ein Beitrag, um die denkmalgeschützte Anlage in Heidelberg-Schlierbach für die Zukunft zu erhalten.

Romantiker hätten den Charme der verfallenden Mauer vielleicht zu schätzen gewusst. Auch Amphibien fühlten sich in ihren Ritzen wohl. Aber letztlich, so Umweltbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, war der Zustand der 50 Meter langen Mauer so schlecht, dass wir „dringend ran mussten“.

300 000 Euro nahm die Stadt für die monatelange Sanierung in die Hand. Eine „Sisyphusarbeit“ sei die Sanierung gewesen, sagt Garten- und Landschaftsarchitekt Bernd Tornow. Die Mauer wurde stellenweise abgetragen und dann großteils mit den selben Steinen wieder aufgebaut. Teilweise genügte es aber, „Ausbauchungen“ der Mauer zu korrigieren. An diesen Stellen, so Tornow, wurde die Mauer im Laufe der Zeit nach vorne gedrückt.

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Zusätzlich wurde eine Drainage eingebaut – sie leitet den Niederschlag aus dem Garten oberhalb der Mauer ab und verringert so die Wassermenge, die an der Mauer versickert. Außerdem ersetzten die Arbeiter zwei Treppen, die in den oberen Quellgarten führen. Vorher waren hier schnöde Betonstufen gesetzt worden; diesmal kam Sandstein zum Einsatz. Alle Steine kämen „aus der Odenwaldregion“, so Tornow.

Auch die Amphibien wurden teilweise umgesiedelt. Für sie sei die Anlage ein „tolles Kleinod“, erklärt Umweltamtsleiterin Sabine Lachenicht. Am Wolfsbrunnen fühlen sich der Feuersalamander, der Grasfrosch oder die Erdkröte wohl. Viele Amphibien, vor allem der Bergmolch, laichen im Frühjahr im Teich unterhalb der Mauer. Dazu wandern sie aus ihrem Winterquartier im nahe gelegenen Wald zum Teich. Im Sommer leben die Amphibien am liebsten auf Wiesen und am Waldrand.

Doch auch auf den Menschen musste bei der Sanierung Rücksicht genommen werden. Denn der idyllische Wolfsbrunnen ist ein beliebtes Ausflugsziel. „Man entspannt ein wenig, wenn man hierher kommt“, stellt Schmidt-Lamontain fest. Am Wolfsbrunnen befindet sich ein Restaurant mit Biergarten – seinem Betrieb nicht in die Quere zu kommen, sei während der Arbeiten wichtig gewesen, sagt Forstamtsleiter Ernst Baader.

Rainer Nobis vom Verein der „Freunde und Förderer des Wolfsbrunnen“ weist schon auf weiteren Sanierungsbedarf in der Anlage hin. So müssten jahrhundertealte Mauern im oberen Quellgarten wieder hergerichtet werden. „Sie sind bereits teilweise eingestürzt“, sagt Nobis. Sein Verein kümmert sich um die Pflege des Wolfsbrunnen-Areals und organisiert ein Kulturprogramm.

Die Geschichte der Wolfsbrunnen-Anlage reicht bis in die Zeit um 1550 zurück. Damals ließ Kurfürst Friedrich II. an der Stelle ein Jagd- und Lusthaus, Fassungen für die Quellen, Teiche und einen Brunnen errichten. Der Name ist vermutlich auf den in der Nähe lebenden kurfürstlichen „Wolfskreiser“ zurückzuführen. Seine Aufgabe war es, Wölfe vor der Jagd einzukreisen.

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