Kongress

Schönheitschirurgen treffen sich in Heidelberg

Sie sind Experten im Schönermachen- aber auch im Wiederherstellen nach Unfällen oder Krankheiten: Plastische und Ästhetische Chirurgen. Rund 1000 Teilnehmer kamen zum Fachkongress nach Heidelberg

Von 
Michaela Roßner
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Wie näht der Profi? Tipps fürs Vernähen von Gefäßen holte sich die angehende Fachärztin Elena Frey (links) von Adrien Daigeler aus Tübingen. © Michaela Roßner

Heidelberg. Modernste Mikroskope, ein OP-Roboter der Mikrochirurgie und ein Firmenstand, der Expertise für Hyaluron-Unterspritzung präsentiert: Das Foyer der Neuen Universität in der Heidelberger Altstadt hat sich in eine Messehalle verwandelt. Drei Tage lang treffen sich hier rund 1000 Plastische Chirurgen aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich zum Austausch in Vorträgen und Diskussionen.

Jahrestagung für plastische Chirurgie in Heidelberg

Eingeladen haben die Deutsche Gesellschaft für Plastische Rekonstruktive Chirurgie (DGPRÄC), die ihre 53. Jahrestagung ausrichtet, und die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), die die 27. Jahrestagung veranstaltet. Am Samstag geht der dreitägige Kongress zu Ende.

36 wissenschaftliche Symposien mit annähernd 300 Vorträgen, dazu weitere Formate bis hin zu kurzen Präsentation-Sitzungen (Science Slams): Das Programm ist dicht gestrickt. Rund 2200 Mitglieder zählt die DGPRÄC, die 1968 in Bochum als „Vereinigung Deutscher Plastischer Chirurgen“ gegründet wurde. Rund 30 Jahre jünger ist die in Leipzig 1995 gegründete VDÄPC. Sie hat sich besonders der Forschung und permanenten Weiterbildung verschrieben. Plastische Chirurgen indes sind längst nicht nur für „Verschönerungen“ wie gestrafften Wangen oder Stupsnasen zuständig.

Verunsicherung bei Schönheitschirurgen über Brustimplantate

Sie kümmern sich vielmehr um Unfallopfer genauso wie um Patienten, die etwa nach einer Krebs-OP wieder am sozialen Leben teilhaben können sollen - ohne entstellt zu sein.

Große Verunsicherung herrsche aktuell im Bereich der Brustimplantate, berichtet Henrik Menke. Der DGPRÄC-Präsident ist Professor und Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie am Klinikum Offenbach und am Marienkrankenhaus Mainz. Obwohl die Qualitätskontrollen nach dem Skandal mit billigem Industriesilikon in Brustimplantaten strenger geworden seien und die Hersteller lebenslange Garantie geben, plädiert Menke für einen Austausch der Implantate nach zehn bis zwölf Jahren.

Außerdem seien jährliche Kontrollen anzuraten. Der Heidelberger „Ethianum“-Chef Günter Germann ist einer der beiden Kongresspräsidenten. „Sewing with the masters (Nähen mit den Experten)“ hieß ein Angebot, das in einem Seminarraum im Erdgeschoss des Unigebäudes regen Zuspruch findet: Namhafte Chirurgen setzen sich mit jungen Kollegen an einen OP-Tisch, um sie von ihrem Wissen profitieren zu lassen.

Elena Frey ist aus Luzern nach Heidelberg gekommen. Die angehende Chirurgin stammt aus Mainz, absolviert aber ihre Facharztausbildung in der Schweiz. Ihr gegenüber sitzt der Tübinger Universitätsprofessor Adrien Daigeler. Direktor der Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie Tübingen. Gemeinsam ziehen sie konzentriert winzige Knoten in ein Stück Gewebe vor sich.

Tipps für den Nachwuchs

„Legen sie die Hände immer möglich nah an der Operationsstelle ab“, rät der Profi unter anderem. „Das ist toll, dass ich hier die Möglichkeit habe, von einem so erfahrenen Operateur Tipps zu bekommen“, sagt Frey. Dass sie heute hier sein kann und der Kongress in Heidelberg stattfindet, hat für sie eine besondere Bedeutung: „Mein Vater hat in Heidelberg studiert.“

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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