Heidelberg. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr: Noch wenige Stunden vor Beginn müssen die Damen des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs bangen: Wird der 60. Pfennigbasar wegen des Coronavirus abgesagt? Es wäre eine Katastrophe gewesen, nicht nur wegen der tonnenweise gespendeten Kleider, die dann hätten entsorgt werden müssen. Auch viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit wären umsonst gewesen. Nicht zuletzt hätte der Erlös gefehlt: Rund 30 000 Euro können die Damen jedes Jahr für soziale Projekte zur Verfügung stellen.
Doch während der Mannheimer Krempelmarkt, der auf dem Neuen Messplatz am Samstag unter freiem Himmel stattfinden sollte, abgesagt wurde, geben die Heidelberger Stadtverwaltung und das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises schließlich – unter Auflagen – grünes Licht. Insgesamt drei Tage lang kann man beim Pfennigbasar Kinder-, Damen- und Herrenbekleidung gebraucht und günstig kaufen.
Die Traditionsveranstaltung, zu der Pfennigbasar-Organisatorin Susanne Dolan mit einer „60er“-Brille gemeinsam mit der deutschen Club-Präsidentin Carolyn Harris begrüßt, ist kein Flohmarkt, sondern ein gut sortiertes, nachhaltiges Kaufhaus: Jedes Stück, das in Säcken oder Kartons gespendet wurde, ist einzeln in die Hand genommen, begutachtet und sortiert worden. Und nun liegen Hosen der jeweiligen Größe auf dicken Stapeln ordentlich bereit, während an einem anderen Stand Blusen, Mäntel oder Anzüge aufgehängt auf neue Träger warten.
70 Helferinnen sind für den Basar stunden- und tagelang im Einsatz. Einige haben, wohl auch aus Angst vor einer Corona-Infektion, kurzfristig abgesagt, erzählt Pressesprecherin Margarete Mörmann. Für sie – und viele andere – kam das nicht in Frage: „Wir sitzen doch mit im Boot.“ Auch Marie-Chantal Zimmer zeigt sich eher abgeklärt: „Man kann es sich ja überall holen.“ Mit ihrem Mann ist sie für den Schmuck-Stand in einer Ecke des großen Bürgersaals zuständig. Ein offenes Fenster weht frischen Wind in den Saal. Vor ihr liegen fein sortiert Ringe, Ketten und Sammlerstücke wie zwei „Steiff“-Meckies.
Bürgermeister Wolfgang Erichson ist ein Fan des Pfennigbasars und kauft jedes Jahr einen Plüsch-Teddy. Diesmal hat es ihm ein Oktoberfest-Petzi angetan. Es ist Erichsons zehnter Pfennigbasar. Am Vortag habe man mit dem Gesundheitsamt eine Risikoabschätzung vorgenommen. Auch um die Damen selbst zu schützen, habe man ihnen zu Handschuhen und Desinfektionsspray geraten. Außerdem dürften nie mehr als 200 Menschen gleichzeitig ins Bürgerhaus, bat Erichson um Verständnis für eventuelle Wartezeiten vor der Tür.
Auch heute, Freitag, 6. März (10 bis 18 Uhr) und am Samstag, 7. März (10 bis 14 Uhr) kann man noch im Bürgerhaus (Forum 1) im Emmertsgrund auf Schnäppchenjagd gehen.
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