Nahverkehr - Mögliche Linien nach Patrick-Henry-Village und Schwetzingen haben laut Analyse wenig Chancen auf Zuschüsse

Scheitern Heidelbergs Straßenbahnpläne nach Patrick-Henry-Village?

Von 
Michaela Roßner
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Wie der neue Heidelberger Stadtteil Patrick-Herny Village an das Straßenbahnnetz angeschlossen werden soll, ist noch nicht entschieden. © Philipp Rothe

Heidelberg. Wie geht es weiter mit den Straßenbahnplänen im Heidelberger Südwesten, Richtung Patrick-Henry-Village (PHV) und vielleicht sogar bis nach Schwetzingen? In seiner nächsten öffentlichen Sitzung am 5. Mai soll der Gemeinderat entscheiden, welche Varianten aus der Voruntersuchung weiter verfolgt werden sollten. In zwei Ausschüssen ist das gerade vorberaten worden.

Zwischen Eppelheim, Kirchheim und Schwetzingen entsteht bald ein neuer Stadtteil: In der seit 2013 verlassenen einstigen amerikanischen Siedlung PHV wird für 10 000 Einwohner und Tausende Arbeitsplätze geplant. Doch wie wird das Zukunftsviertel mit dem öffentlichen Personennahverkehr erschlossen? Diese Frage spielt eine zentrale Rolle.

Ohne Förderung kaum realisierbar

Seit Jahren wird über eine Straßenbahn-Anbindung nachgedacht – und im Schulterschluss mit dem Verkehrsverbund scharf gerechnet. In einem zweiten Anlauf – der erste hatte keine günstigen Prognosen ergeben in Bezug auf die Förderfähigkeit einer Straßenbahntrasse – sind nun sehr viele weitere und unterschiedliche Varianten untersucht worden. Im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität gab es dazu nun das Ergebnis der Bewertungen.

Am besten schnitt bei allen denkbaren Linien die Variante 1.4 ab. Die Trasse könnte über PHV nach Eppelheim („Wildwerke“) in den Pfaffengrund führen. Sie beinhalte zudem eine Verlängerung ins Neuenheimer Feld mit einem Potenzial von Tausenden Pendlern an Studierenden, Beschäftigten an Kliniken und Instituten sowie Nutzerinnen der Freizeiteinrichtungen.

Doch eine dafür notwendige zusätzliche Neckarquerung mindestens für Straßenbahnen ins Neuenheimer Feld ist politisch nicht gewollt: Diese Erschließungsmöglichkeit war bei der jüngsten Sitzung des Heidelberger Gemeinderats mit großer (grüner) Mehrheit ausgeschlossen worden. Begründung unter anderem: Der Fluss genießt an dieser Stelle Naturschutz von europäischem Rang. Als Alternative wurde eine Seilbahnverbindung befürwortet.

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Neckarquerung ausgeschlossen

Als „eine Schande für die Stadt“, bezeichnete CDU-Fraktionschef Jan Gradel die Ausschuss-Entscheidung, auf eine Straßenbahn-Anbindung ins Neuenheimer Feld verzichten zu wollen. Die Variante 1.4 sei „völlig unattraktiv“, verteidigte Mathias Michalski (SPD) die Entscheidung, „es wäre mit Abstand die teuerste und die, die mit Abstand am längsten dauern würde“, verwies er auf zu erwartende rechtliche „Extraschleifen“ bis zu einer notwendigen Planfeststellung. „Wir schließen die Variante aus, die die größte Förderungschance besitzt“, bilanzierte Stadtchef Eckart Würzner kühl, „und konzentrieren uns auf Varianten, die deutlich geringere Fördermöglichkeiten besitzen.“ Nun bleiben zwei Varianten einer Trassenführung über Eppelheim und den Pfaffengrund in die Stadtmitte, die – wenn die Entscheidung am 5. Mai positiv ausfällt – weiter untersucht werden können.

Dann gilt es auch, zusätzliche Planungsmittel freizugegeben: Rund 40 000 Euro hat die Stadtverwaltung bereits im Haushalt vorgesehen; die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) geht von Zusatzkosten in Höhe von 45 000 Euro aus. Die Berechnung und Ausarbeitung der bisherigen Straßenbahn-Varianten nach PHV hat laut Kämmerer seit 2019 insgesamt rund 210 000 Euro verbraucht.

Enttäuschung zeigten die Parteienvertreter im Haupt- und Finanzausschuss, dass Nachbarkommunen die Straßenbahnpläne nicht unterstützen. „So kann man in einem Ballungsraum keine Zukunft gestalten“, kritisierte Larissa Winter-Horn (Die Heidelberger). Unter anderem war Plankstadt von den Plänen abgerückt. Dankbar verwies Winter-Horn indes auf die zurückliegende Entscheidung im Zusammenhang mit der Masterplanung für PHV, dass bei der Erschließung auch auf Busse gesetzt werden soll, die mit Wasserstoff betrieben werden.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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