Wissenschaft - Neues EMBL Imaging Centre nach zwei Jahren Bauzeit fast fertig / Hochkomplexe Mikroskopsysteme

„Schaufenster der Forschung“ füllt sich bis Herbst mit Leben

Von 
Michaela Roßner
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Das Imaging Centre (übersetzt Bildgebungszentrum) ist fast fertig. Koordinator Jan Ellenberg und Projektleiterin Stephanie Alexander (v.l.) stellen es vor © Philipp Rothe

Heidelberg. Breite Glasfronten außen lassen den Blick frei ins Innere des Gebäudes, drinnen machen Hochleistungsgeräte den Blick tief ins Innere der Zelle möglich: 24 Monate nach der Grundsteinlegung ist das EMBL Imaging Centre fertiggestellt. Bis zu 300 Gastwissenschaftler sollen hier oberhalb der Stadt jährlich Unterstützung bei ihrer molekularbiologischen oder medizinischen Forschung bekommen. Bund und Land finanzieren den Großteil der mit 48 Millionen Euro angegebenen Investition.

Heidelberg ist das Hauptquartier des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL), das fünf weitere Standorte unter anderem in Grenoble und Hamburg besitzt. Bislang sei am Stammsitz zu etwa 90 Prozent eigene Forschung betrieben worden, erklärt Jan Ellenberg, der den Bereich Zellbiologie und Biophysik leitet und Koordinator des neuen Imaging Centres ist. Das soll sich nun ändern: Jährlich bekommen dank der neuen Räumlichkeiten und Geräte bis zu 300 Gastwissenschaftler die Möglichkeit, Licht- und Elektronenmikroskope für ihre Forschung zu nutzen, die sie sonst so vermutlich auf der ganzen Welt nicht finden – auch nicht an Universitäten. Zehn EMBL-Forscher – selbst promovierte Experten auf ihrem Gebiet – haben zum Teil schon Labore und Büros im neuen Komplex bezogen. Ihre Aufgabe ist es, den Gästen bei der Arbeit und der Bedienung der Geräte zu helfen, sagt Projektmanagerin Stephanie Alexander.

Allein das Gebäude habe fast 30 Millionen Euro gekostet, geht Ellenberg auf die finanzielle Seite ein. Hinzu kommen die Geräte und Laboreinrichtungen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung übernimmt 30 Millionen Euro der Kosten insgesamt. Das Land Baden-Württemberg trägt 3,3 Millionen Euro der Baukosten plus den Erbzins. Das EMBL steuert aus dem eigenen Etat zwei Millionen Euro bei, und durch verschiedene Beiträge von Industriepartnern sowie durch Spenden der Boehringer Ingelheim Stiftung und HeidelbergCement kommen weitere 13 Millionen Euro zusammen.

Das an einen Hang gebaute Zentrum, welches das Heidelberger Planungsbüro „Gerstner und Hofmeister Architekten“ entworfen hat, ist eines der Projekte der Internationalen Bauausstellung (IBA): „Zugleich Schaufenster für die Wissenschaft, schafft das neue Imaging Centre durch die städtebauliche Geste eine Verbindung von Forschung, Gesellschaft und Natur“, begründete das IBA-Kuratorium diese Auswahl.

In der Krios-Halle wird gerade eines der beeindruckenden Elektronenmikroskope aufgebaut, das zwei mal zwei Meter breit und etwa 4,5 Meter hoch sein wird. Schon mit Analysen beschäftigt ist der „kleine Bruder“ im Vorraum. „Hier sollen Proben so vorbereitet werden, dass sie gut und zügig im Krios-Mikroskop ausgelesen werden können“, erklärt Stephanie Alexander.

Einzelne Module

Anwendungsspezialist Sebastian Schnorrenberg richtet ein kleines Lichtmikroskop ein, das fast „von der Stange“ ist und mit rund zwei Millionen Euro deutlich günstiger. Rein äußerlich hat das Gerät nichts mit einem Mikroskop zu tun, wie man es an der Schule kennengelernt hat – es sieht eher aus wie eine Produktionsmaschine. Hebt Schnorrenberg den Deckel ab, wird der Blick frei auf einzelne Komponenten, die wie in einem Steckkasten auf eine Schaltplatte montiert sind.

Wer hier forschen darf, sucht ein unabhängiges Komitee nach der Bewerbung aus. Ellenberg hofft, dass der eine oder andere künftige Nobelpreisträger dabei sein wird – und dass vor allem die Forschung insgesamt international noch besser vernetzt und unterstützt wird.

Führendes Forschungsinstitut in Europa



Das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) ist Europas führendes Forschungsinstitut in den Lebenswissenschaften, getragen von mehr als 20 Mitgliedstaaten.

Der Heidelberger Architekt Johannes Gerstner hat einen 2016 ausgelobten Planungswettbewerb gewonnen.

Der EMBL-Campus liegt an der Meyerhofstraße und gehört zum Heidelberger Stadtteil Rohrbach.

Etwa 1000 Mitarbeiter sind im EMBL Heidelberg beschäftigt. miro

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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