Bahnstadt

Richtfest im 100 Millionen Euro teuren Heidelberg Congress Center

Von 
Michaela Roßner
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Das Kongresszentrum "Heidelberg Congress Center HCC" in der Bahnstadt steht als Rohbau, was mit dem traditionelleen Richtfest gefeiert wird. © Philipp Rothe

Heidelberg. s ist 19,5 Meter hoch und umfasst eine Fläche von 1500 Quadratmetern: Das neue Heidelberg Congress Center macht zwischen dem entstehenden Europaplatz und den Hochhäusern der Bahnstadt bereits eine gute Figur. Der Rohbau des rund 100 Millionen Euro teuren Gebäudes steht. Für 2023 ist die Fertigstellung geplant.

Rund 300 geladene Gäste sind am Montagnachmittag zum Richtfest gekommen. Am Abend gab es dann ein paar Stunden „Tag der offenen Tür“ für Interessierte.

Schon jetzt ist ein Blick in den Komplex zwischen Czernyring und Max-Jarecki-Straße beeindruckend: Über zwei große Eingänge betreten Besucher das fast gebäudehohe Entree. Von hier aus geht es zu den beiden Sälen. Im größeren der beiden zieht es die Blicke – ein wenig demütig – automatisch nach oben: Die wellenförmige Betondecke endet an zwei gegenüberliegenden Wänden mit halbrunden Aussparungen, durch die der Himmel zu sehen ist.

Erstes eigenes Kongresszentrum in Heidelberg

Und so vergleicht Peter Bresinski, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft Grund- und Hausbesitz (GGH) und der BSG, die das Congress Center baut, den Rohbau auch mit einer „Kathedrale“. Der gebürtige Kölner bemüht Vergleiche zum Dom am Rhein: 1500 Sitzplätze habe der maximal – der große Saal des HCC hingegen sogar 1800. Mit 19,5 Metern Höhe bleibe das Kongresszentrum indes nur 30 Zentimeter niedriger als die Seitenschiffe des Kölner Doms. Während Letzterer hingegen mehrere Jahrhunderte benötigte bis zur Vollendung, soll der Bahnstadt-Bau in drei Jahren bezugsfertig sein. Der symbolische Spatenstich unter Pandemie-bedingtem Ausschluss der Öffentlichkeit war im März 2020.

Heidelberg Congress Center (HCC)

  • Das Heidelberg Congress Center hat 26 600 Quadratmeter Nutzfläche. Der große Saal ist 1500 Quadratmeter groß, der kleine Saal 660 Quadratmeter.
  • Weitere zehn Tagungsräume sind zwischen 60 und 230 Quadratmeter groß.
  • 3300 Quadratmeter der Dachfläche sind begrünt, 1800 Quadratmeter mit 1100 Photovoltaik-Modulen besetzt.
  • Es gibt 330 Pkw-Stellplätze (70 für E-Fahrzeuge) und 338 Fahrradabstellplätze (50).
  • Die Fassade besteht aus 4800 Quadratmeter Buntsandstein. miro

„Zum ersten Mal in seiner mehr als 800-jährigen Geschichte bekommt Heidelberg ein eigenes Konferenzzentrum“, freut sich Oberbürgermeister Eckart Würzner. Den Standort am Eingang zur Bahnstadt und direkt gegenüber des südlichen Ausgangs des Hauptbahnhofs bezeichnet er als „perfekt“. Mehrere Jahrzehnte war in der Stadt über ein solches Kongresszentrum diskutiert worden. Mehrere Standorte wurden erwogen und verworfen, Investoren sprangen auf – und wieder ab.

Die alte Stadthalle sollte saniert und zu einem modernen Kongresszentrum erweitert werden – doch dagegen wehrte sich eine Bürgerinitiative erfolgreich. Ein Bürgerentscheid ließ die bereits vom Gemeinderat genehmigten Pläne scheitern. Daraufhin, blickt Würzner zurück, habe man eine „wohl in der Bundesrepublik in Form und Ausmaß außergewöhnliche Bürgerbeteiligung“ gestartet. Im Ergebnis sei der ideale Standort gefunden worden.

Das Kongresszentrum "Heidelberg Congress Center HCC" in der Bahnstadt steht als Rohbau, was mit dem traditionelleen Richtfest gefeiert wird. Es sprechen Peter Bresinski, Geschäftsführer der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbh Heidelberg (GGH), Oberbürgermeister Eckart Würzner, Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Congress, und Rechtsanwalt Jobst Wellensiek. Foto: Philipp Rothe, 30.05.2022 © Philipp Rothe

Jobst Wellensiek, renommierter Anwalt und Experte für Insolvenzverwaltungen, erinnert sich gut an den Anruf aus Heidelberg, der ihn 2012 in den USA erreichte: Er möge die Moderation des Prozesses übernehmen. In den folgenden sechs Jahren habe es allein 49 Treffen mit den Beteiligten gegeben, um das Konzept der Bürgerbeteiligung zu entwickeln. Danach ging die Arbeit weiter – unter anderem in 13 öffentlichen Veranstaltungen.

Video-Produktionsstudio dank Pandemie

2018 fasste eine Mehrheit von 81 Prozent im Gemeinderat den Beschluss zum Bau des Heidelberg Congress Centers, erinnert sich Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing und Heidelberg Congress, der neuen Marke der Heidelberger Kultur- und Kongressgesellschaft mbH. Die hundertprozentige Tochter der Stadt vermarktet außerdem den SNP dome, der wie das Kongresszentrum von der Bau- und Servicegesellschaft mbH Heidelberg (BSG) – einer Tochter der GGH – gebaut wurde. Schiemer betont, dass hier nicht eine Hülle gebaut worden sei, die dann mit Leben gefüllt werde, sondern dass das Center funktional „von innen nach außen“ geplant wurde. Wichtig sei dabei die Anbindung an den Czernyring: „Hier sollen keine 40-Tonner durch die Bahnstadt fahren“, verweist er auf eine intelligente Lkw-Andienung auf der Rückseite des Neubaus.

Das Schweizer Architektenbüro DEGELO überzeugte die Jury beim internationalen Wettbewerb, der anschließend ausgelobt wurde. Die wellenförmige Fassade soll an einen großen Bühnenvorhang erinnern. Innen wird das HCC mit weißem Sichtbeton gestaltet, außen bekommt es eine Fassade aus rötlichem Buntsandstein – ein gestalterisches „Augenzwinkern“ in Richtung Schloss. Das Gebäude bekommt ein flexibles Raumkonzept auf drei Ebenen. Neben den beiden großen Sälen gehören zehn Tagungs- und Konferenzräume dazu. Insgesamt bieten sie Raum für 3800 Sitzplätze.

Rund 87 000 Quadratmeter Schalungsmaterial, 4400 Tonnen Bewehrungsstahl und 45 000 Kubikmeter Beton sind unter anderem für den Rohbau bewegt worden. Und die Pandemie sorgte dafür, dass auch noch ein komplettes Video-Produktionsstudio eingebaut wird: So können die Kongresse ohne große Umstellung live gestreamt und mitgeschnitten werden.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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