Heidelberg. Von Jonglier-Spektakel über Mensa-Menüs bis zum Bistro-Quiz: Vom 10. bis 20. Oktober bietet die 19. Französische Woche in Heidelberg rund 50 Veranstaltungen. Das Besondere: Von Volkshochschule über Theater und Schulen bis zu Museen sind viele Institutionen und Veranstalter unter dem Dach des Deutsch-Französischen Kulturzentrums dabei. Im Gespräch mit Festivalleiterin Erika Mursa erfahren wir auch, was ein vakuumverpacktes Hähnchen im Programm zu suchen hat – und wann man mit anderen zusammen französische Lieder singen darf.
Neuer Name, neue Adresse, neues Programm: Rund um die deutsch-französische Freundschaft hat sich in Heidelberg in den vergangenen Wochen einiges verändert. Der Verein „Deutsch-Französischer Kulturkreis“ hat sich umbenannt in „Deutsch-Französisches Kulturzentrum“. Warum das? „Zentrum“ klinge viel mehr als „Kreis“ nach einer Institution – vor allem im internationalen Kontext. Und das kann eine Rolle spielen bei der Suche nach Sponsoren sowie nach Künstlern aus dem Ausland, erklärt Mursa den Gedanken hinter der Umbenennung.
Ehrenamtliche Organisation stößt an ihre Grenzen
Eine Institution ist das „dfk“ ohne Frage. Rund 60 Veranstaltungen im Jahr zu allen kulturellen und politischen Themen des Nachbarlandes werden angeboten – die etwa 50 Programmpunkte während der „Französischen Woche“ kommen da noch oben drauf. „Rein im Ehrenamt ist das nicht mehr zu leisten“, betont Mursa – und hofft auf mehr finanzielle Unterstützung der Stadt in den nächsten Jahren.
25 000 Euro überweist der Kämmerer für die Organisation der Französischen Woche. Dazu gibt es Unterstützung von der Französischen Botschaft in Berlin für die Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung, zu denen jeweils renommierte Künstlertruppen anreisen, die auch untergebracht und verpflegt werden. Zum quirligen Treffpunkt hat sich schon jetzt die neuen Räume in der Heidelberger Altstadt erwiesen: Das helle Ladenlokal in der Oberbadgasse/Ecke Ingrimstraße wird nicht nur für die Sitzungen und Verwaltungsarbeit des Vereins genutzt, sondern auch für kleinere Veranstaltungen. Das sei zwar ein zusätzlicher Fixposten im Etat, spare aber andererseits auch Raummieten für Veranstaltungen, sagt Mursa. Und es ermöglicht, neue Veranstaltungsformate ohne größeres finanzielles Risiko zu testen. Zum Beispiel „Rendez-vous Chez nous (Kommen Sie zu uns)“. Die Idee dahinter: Kulturschaffende aus der Stadt stellen ihre Arbeit vor. Am Montag, 14. Oktober, ist es der neue Flur-Verlag von Andrea Beilharz, der drei Projekte präsentiert (20 Uhr). Wer schon um 18 Uhr ins Deutsch-Französische Zentrum kommt, darf übrigens mitsingen: Christian Minuth, Sänger und Gitarrist der Band „Sales gosses“ bietet unter der Überschrift „En chantant“ eine unkomplizierte Singstunde an. Künftig werden immer montags einmal im Monat zwei bis drei Chansons vorgestellt und gesungen. Rudimentäre Französischkenntnisse sind ausreichend. So wie fast alle Angebote der Französischen Woche übersetzt oder untertitelt werden – es kann also jeder kommen, der an Sprache und Kultur des Nachbarlandes interessiert ist.
Auch wenn die Französische Woche 2025 das 20-Jährige feiern kann, bleibt sie jung. Nicht nur, weil das Studierendenwerk wieder dabei ist und eine Woche lang französische Rezepte nachkocht und zudem einen „Bistro-Quiz“ (17. Oktober, 19 Uhr, Marstall-Café) veranstaltet. Es gibt auch zum ersten Mal eine Serie im Angebot. Und das schon vor dem offiziellen Start, nämlich am 8. Oktober. In Kooperation mit dem Kultursender Arte wird die französische Serie „Polar Park“ gezeigt. Es ist eine Krimiserie, die ein ungleiches Ermittlerduo in die Kälte schickt. Die sechs Episoden der französischen Fassung laufen am 8. (Folge 1-3) und 9. Oktober (Folge 4-6), jeweils ab 18.30 im Marstallcafé. Die deutsche Version zeigt das Karlstorkino am 9. (Folge 1-3) und 12. (Folge 4-6) Oktober jeweils ab 19 Uhr.
Neuer Veranstaltungsort: Eröffnung im Betriebswerk
Neu ist auch der Veranstaltungsort der Eröffnung: Die Compagnie Chant de Balles tritt mit ihrem Stück „Ballade à quatre“ im Betriebswerk im Pfaffengrund auf. Vincent de Lavanère und seine drei Compagnons lassen die Jonglierbälle nicht nur fliegen, sondern machen auch Musik (Donnerstag, 10. Oktober, 19.30 Uhr). Vom Institut Français Mannheim finanziert und vom dfk ideell unterstützt, realisiert dfk-Vorstandsmitglied Sibylle Treugut mit Schülerinnen und Schülern des Hölderlin-Gymnasiums das Theaterstück „Contre l’oubli (gegen das Vergessen)“ , das am Sonntag, 13 Oktober, um 15 Uhr Premiere hat und später zu belasteten Orten der deutsch-französischen Geschichte reist. Ob Montpellierhaus oder Völkerkundemuseum: Überall gibt es spezielle Angebote zur Französischen Woche. Eine Chabrol-Filmreihe und Literaturveranstaltungen gehören ebenfalls zum Programm. Der Roman „Die Ballade vom vakuumverpackten Hähnchen (Le Chant du poulet sous vide)“ ist gerade bei Matthes und Seitz erschienen. Autorin Lucie Rico (Jahrgang 1988) wird daraus am Freitag, 11. Oktober, um 17.30 Uhr im Montpellierhaus lesen.
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