Emmertsgrund - Infoveranstaltungen von „terranets bw“ auf dem Emmertsgrund von Protestaktion begleitet / Gasleitung soll 2026 gefüllt werden

Protestaktion begleitet Infoveranstaltung zu Gasleitung

Von 
Michaela Roßner
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Über den Plan gebeugt, der den grün eingefärbten Vorzugskorridor zeigt: Besucher der Infoveranstaltung zur geplanten Erdgasleitung. © Michaela Roßner

Heidelberg. Vor dem Bürgerhaus Emmertsgrund sind Traktoren abgestellt. Landwirte, Naturschutzverbände und besorgte Anwohner vor allem aus den Stadtteilen Rohrbach, Emmertsgrund und Boxberg protestieren davor. Der geplante Bau der Süddeutschen Erdgasleitung zwischen Heidelberg und Rohrbach, so der Tenor der Reden und Transparente, wird hier nicht kampflos hingenommen.

Drinnen „terranets bw“ am Donnerstag zu zwei Infoveranstaltungen geladen. Nur wer sich vorher angemeldet hatte, durfte dabei sein: Die Pandemie war der Grund dafür. Weil das Interesse aber so groß gewesen sei, habe man noch den zweiten Termin anberaumt, erklärt Rebecca Penno, Leiterin der Umweltkommunikation bei der Bauherrin. Rund 50 Bürger kommen am Abend, vorher haben sich rund 20 informiert. Drinnen sind Infotafeln und Tische zu vier Gruppen arrangiert. Auf den Tischen liegt je ein etwa zwei Meter langer Kartenausdruck, in dem eine dicke grüne „Schlange“ auffällt: Der bis zu 600 Meter breite Vorzugskorridor, in dem nach der besten Lage für die Leitung gesucht werden soll. Der grüne Streifen führt zwischen Plankstadt, Eppelheim und Patrick-Henry-Village hinter Kirchheim Richtung Rohrbach, geht weiter auf Boxberg und Emmertsgrund. „Mitten im Grünen“ liegt unter anderem das Weingut Clauer. Winzer Jörg Clauer wird bestätigt, das die 1,20 Meter dicke Erdgasleitung theoretisch bis zu fünf Meter an Bebauungen heranreichen darf. Schon sein Vater Philipp musste sich mit einer geplanten Erdgasleitung durch den Wingert herumschlagen. Anfang der 2000er-Jahre war das.

Die 2006 planfestgestellte Trasse wurde nie aufgebaggert. Im vergangenen Jahr überraschte das neu eingestiegene Unternehmen damit, die Pläne wieder aufzunehmen. Dafür ist wegen der verstrichenen Zeit eine neue Planfeststellung notwendig, die mit dem Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe geplant werden soll, erklärt Projektleiterin Maren Raubenheimer. Der grüne Korridor basiert auf der alten Strecke. 2026 soll durch die neue Leitung Erdgas fließen. Mit 1,20 Metern Durchmesser sei die Leitung noch ein paar Zentimeter dicker als die Rohre von Nord Stream 2, kritisiert Cornelia Wiethaler, die als Leiterin des AK Umweltpolitik im NABU Heidelberg die Protestaktion des Stadtteilvereins begleitet. Naturschützer sehen - abgesehen von den ökologischen und landschaftsprägenden Aspekten - keine Notwendigkeit für eine Erdgasleitung. Klimaschutz und Energiewende erforderten vielmehr, alle Kräfte in den Ausbau klimafreundlicher Energiegewinnung zu stecken.

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Nach Abschluss des Baus müsste ein Streifen von zwölf Metern um die Leitung von Bäumen freigehalten werden. Auf 250 Kilometer Länge würde sich das auf drei Millionen Quadratmeter addieren, haben BUND und NABU ausgerechnet.

Winzer Clauer beugt sich über den Tisch mit der Karte. Neben ihm tippt auch Stadträtin Larissa Winter-Horn („Die Heidelberger“) auf einzelne Punkte. „Schauen Sie, hier gibt es inzwischen einen Weinkultur-Wanderweg, den gab es 2004 noch nicht.“ Moderator Sebastian Fellner nimmt einen Klebepunkt und versieht ihn mit einer dreistelligen Nummer. Die gleiche Nummer notiert er auf einem Zettel, der um Namen und Kontaktdaten der Hinweisgeber ergänzt werden. „Wir sind hier, weil Sie die Experten sind. Wir kennen das Areal nicht annähernd so gut wie sie“, formuliert sein Kollege Timo Breitenbücher. Der bislang grün dargestellte Streifen, der ein bisschen an das Kinderbuch „Kleine Raupe Nimmersatt“ erinnert, sei „nicht das letzte Wort“. Immer wieder hören sie an diesem Abend auch den Hinweis, dass ein Steinbruch in Nußloch gerade stillgelegt wird. Wäre es nicht besser, die geplante Leitung südlich von Leimen Richtung Osten zu führen? Auch diese Anregung, verspricht der Mitarbeiter, werde man gerne näher prüfen. Skeptisch ist ein Landwirt, dessen Name hier nicht genannt werden soll. Auch er zeigt auf die Karte, allerdings auf eine gelbe Linie südlich von Plankstadt. „Das war auf Jahre alles kaputt“, erinnert er sich an den Bau dieser Gas-Pipeline in den 1970er-Jahren: „Der Tabak wuchs nur noch halb so hoch“, lässt er zwischen seinen beide Händen einen Raum entstehen, der etwa einen halben Meter misst. „Heute werden die Leitungen ganz anders gebaut“, betont Projektleiterin Raubenheimer. Schicht für Schicht würde der Boden abgetragen, gelagert und nachher wieder „zusammengesetzt“, um die Schäden möglichst gering zu halten.

„Grundstücksscharf“ ist der Korridor noch nicht. Sollte Privatgelände gequert werden müssen, würden die Eigentümer entschädigt, heißt es an einer anderen Stellwand. „Wir sind noch in einer sehr frühen Phase der Planung“, versichert Breitenbücher. Im nächsten Jahr soll die Umweltverträglichkeitsprüfung gestartet werden, ergänzt Penno, Mitte 2023 könnte das erneute Planfeststellungsverfahren angestrengt werden.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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