Heidelberg. Derzeit macht sie jede Woche drei Dienstreisen. „Erst muss ich alles kennenlernen, ehe ich nachdenken kann, ob ich etwas anders machen will“, sagt Patricia Alberth. Die 46-Jährige ist die neue Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, zuständig für 62 historische Monumente im Südwesten. Dazu zählen in der Kurpfalz die Schlösser Heidelberg und Mannheim, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen sowie die Burgfeste Dilsberg.
Alberth folgt auf Michael Hörrmann, der sich im Dezember 2022 nach rund 14 Jahren an der Spitze der in Bruchsal ansässigen Schlösserverwaltung in den Ruhestand verabschiedete. Jurist Manuel Liehr ist an ihrer Seite für Interne Dienste, Justiziariat, Finanzen und Objektmanagement zuständig, Alberth für den inhaltlichen Teil, für Sammlungen und Besucherangebote.
Neue Chefin der Schlösser und Gärten kommt aus Baden-Württemberg
„Ein wunderschöner Schatz, herrliche Kleinode“ seien das, wofür sie nun verantwortlich sei, freut sich die Mutter einer Tochter auf die neue Aufgabe. Dabei könne sie auf ein „ganz tolles Team“ zählen, sagt sie dankbar. Immerhin 550 Mitarbeiter, Kunsthistoriker ebenso wie Restauratoren oder die Zuständigen für Vermietungen und Kassen, umfassen die Zentrale in Bruchsal sowie die elf Ortsverwaltungen, „und die brennen alle für das, was sie da tun“, hat sie schnell festgestellt.
Eigentlich hatte sie gar nicht vor, eine neue Stelle anzutreten. „Ich habe nicht gesucht“, betont Alberth. Aber es habe sich ihr so „die Chance geboten, in mein Heimatbundesland zurückzukehren“ – und diese Chance hat sie gerne ergriffen, stammt sie doch aus Bad Mergentheim, wo sie auch Abitur gemacht hat. Doch seither war sie rund um den Globus unterwegs.
Für die UNESCO in Paris
Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in den Niederlanden und des Welterbe-Managements in Brandenburg war sie rund zehn Jahre bei der UNESCO, der Kulturorganisation der Vereinten Nationen, tätig. Sie arbeitete im Asien-Pazifik-Büro in Bangkok und war im Welterbezentrum in Paris mit dem Erhaltungszustand der Welterbestätten in Westeuropa und Nordamerika betraut. Zuletzt leitete Patricia Alberth zehn Jahre lang das Zentrum Welterbe in Bamberg, verantwortlich für den Schutz, die Vermittlung und die Weiterentwicklung des UNESCO-Welterbes „Altstadt von Bamberg“.
Das sei „sehr touristisch geprägt“, habe sie aber auch „sehr gut vorbereitet“, nun für 62 Schlösser, Burgen, Klöster, historische Parkanlagen und andere Kleinode im gesamten Südwesten zuständig zu sein. Dabei handele es sich immerhin „um einen wichtigen Teil der kulturellen Identität Baden-Württembergs“, betont sie: „Das ist steingewordene Geschichte“, die es zu bewahren gelte – aber nicht nur: „Wir haben nicht allein die Aufgabe, sie für künftige Generationen zu erhalten, sondern auch, sie in die Zukunft zu führen, ja den Sprung in die Zukunft zu schaffen“, formuliert Alberth, was sie sich vorgenommen hat.
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Da gebe es „viele Herausforderungen“, wie sie vorsichtig die zahlreichen Aufgaben beschreibt. An erster Stelle nennt sie da die Digitalisierung. „Das läuft schon, aber da müssen wir mehr tun“, so Alberth. Intern gelte das für die elektronische Akte, aber noch mehr im Blick auf die Besucher. Man brauche junge Gäste, ein diverseres Publikum. „Da gucken viele auf ihr Smartphone, darauf muss man reagieren“, hat sie vor, in die App „Monument BW“ – die es zum Beispiel für das Mannheimer Schloss schon gibt – weitere Monumente einzubeziehen.
Sorgen durch Klimawandel
Auch mehr dreidimensionale digitale Modelle wünscht sie sich. Dazu gab es ein Modellprojekt im Mannheimer Schloss, wo ein prachtvoller Raum – das Paradeschlafzimmer von Kurfürst Carl Philipp – digital per 3D-Brille besichtigt werden kann. „Auf dem Weg müssen wir weitergehen“, sagt Alberth, denkt sie da etwa an die Burg Dilsberg.
In Mannheim wiederum müsse es „gelingen, mehr auf das Schloss aufmerksam zu machen und mehr Leute in das Haus zu locken“. Das biete zwar viel, werde aber zu oft nur als Sitz der Universität wahrgenommen, hat sie schon festgestellt. „Mehr Schnittstellen mit anderen Kultureinrichtungen zu schaffen“ kann sie sich da vorstellen. Für Heidelberg gelte es, „ganz viele Baustellen, die da auf uns zukommen, zeitlich aufeinander abzustimmen“. Aber auch da wünscht sie sich eine digitale Rekonstruktion, etwa vom Hortus Palatinus, dem einst prachtvollen Schlossgarten.
Den Schwetzinger Schlossgarten indes hat sie bereits als Sorgenkind identifiziert. Gerade mussten der englische Landschaftsgarten sowie die beiden Boskette vorübergehend gesperrt werden, weil wegen der enormen Hitze und Trockenheit und gleich darauf der heftigen Regenfälle dort die Gefahr von umstürzenden Bäumen und abbrechenden Ästen droht. „Da spüren wir ganz enorm den Klimawandel, und darauf müssen wir weiter reagieren“, sagt Alberth, auch wenn gerade in Schwetzigen durch ihre Vorgänger „schon beispielhaft gearbeitet worden ist“, etwa durch die Reaktivierung der historischen Baumschule oder eine neue Form der Tröpfchenbewässerung.
Sorgen macht Alberth schließlich der Fachkräftemangel: „Der ist dramatisch,“ seufzt sie. Das sei auch der Grund, warum sich die meisten Monumente der Kurpfalz zuletzt nicht am landesweiten Schlosserlebnistag oder anderen Aktionen beteiligt hätten. Es fehlten einfach Fachkräfte und Gästeführer, um die Besucher zu betreuen, bedauert sie.
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