Radverkehr

„Nur eine Trasse möglich“: Wie aus Dossenheim und Wieblingen Unterstützung für eine Radbrücke an der A 5 kommt

Nicht nur Pendler ins Neuenheimer Feld, sondern auch Freizeitradler zwischen Schwetzingen, Eppelheim, Schriesheim könnten von einer Radbrücke an der A 5 zwischen Wieblingen und Dossenheim profitieren. Was dafür spricht

Von 
Michaela Roßner
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Sie machen sich stark für eine Radbrücke an der A 5 zwischen Dossenheim und Wieblingen. © Philipp Rothe

Heidelberg. Eine Radwegbrücke zwischen Wieblingen und Dossenheim könnte gleich mehrere Infrastrukturprobleme lösen: Sie wäre eine umweltfreundliche Erschließung des Neuenheimer Feldes aus dem Süden, böte kürzere Wege zu Schule und in den Job und schaffe eine Verbesserung des regionalen Radwegenetzes auf der Nord-Süd-Achse. Die Idee ist nicht neu, doch ein Anlauf vor etwa drei Jahren scheint nun ins Stocken geraten zu sein.

Mitglieder von BUND, Stadtteilverein, Arbeitskreis Mobilität sowie aus dem Bezirksbeirat Wieblingen und dem Dossenheimer und Heidelberger Gemeinderat möchten sich hingegen dafür stark machen und trafen sich am Mittwochmittag zu einem Ortstermin am Neckar.

Organisiert hat das Treffen Inge Winkler-Hansen vom Stadtteilverein Wieblingen. Sie begleitet die Überlegungen und auch das Masterplanverfahren für das Neuenheimer Feld, das eine Brücke über den Neckar vorsieht, seit Jahren und weiß: „Da hier der Alt-Neckar und die umgebende Auenlandschaft fast durchgängig unter Naturschutz stehen und europäisches Flora-Fauna-Habitat (FFH) sind, ist eine naturverträgliche Trasse für die Brücke in Wieblingen schwer zu finden.“

Auenlandschaft und Ufer sind Naturschutzgebiete

Aus ihrer Sicht ist ein Brückenbau an der vorhandenen Brücke der A 5 die einzige Lösung. Denn nur einige hundert Meter östlich beginnt bereits das Naturschutzgebiet Altneckar - es ist Teil des Natur- und Landschaftsschutzgebietes „Unterer Neckar“ und genießt zum Teil als FFH-Gebiet sogar einen europäischen Schutzstatus.

Mit 45,2 Hektar Größe ist es das größte Heidelberger Naturschutzgebiet. In der anderen Richtung schließt sich das Edinger Naturschutzgebiet an. Eines dieser gebiete für eine Radwegbrücke zu durchschneiden, hätte fatale Folgen für die Ökologie, betont auch Regine Buyer (BUND und GAL). Doch die Autobahn 5 stellt bereits eine Schneise dar, eine angeschlossene Radwegbrücke wäre eine sinnvolle „Bündelung“, betonen die Organisatoren des Ortstermins.

Neckar-Brückenpläne ungleich fortgeschritten

Eine Neckarbrücke für den Rad- und Fußgängerverkehr zwischen dem Heidelberger Stadtteil Wieblingen und der Gemeinde Dossenheim entlang der Autobahn 5 - dafür setzt sich unter anderem der Bezirksbeirat Wieblingen ein, wie diese Redaktion von einem Vororttermin am Mittwoch berichtete. Nun liegen Ergänzungen aus dem Rathaus zu diesem Thema vor. „Eine neue Verbindung über den Neckar von Wieblingen-Nord in Richtung Dossenheim befindet sich in der städtischen Radstrategie, da diese für bestimmte Wegebeziehungen im Radverkehr eine Verkürzung der Wegstrecke darstellt. Der nächste Projektschritt wäre die Vergabe einer Machbarkeitsstudie zu einer neuen Trassenfindung“, erklärt eine Sprecherin der Stadt. Doch für eine Realisierung, hatte der Bezirksbeirat im Oktober vom kommunalen Mobilitätsmanager Jasdeep Singh gehört, ist wegen der angespannten Haushaltslage aktuell kein Geld da.

Entwürfe für Querung weiter östlich

Schon sehr viel weiter sind indes die Planungen für eine Radwegbrücke zwischen dem Heidelberger Stadtteil Bergheim und dem Neuenheim Feld: Sie beginnt demnach an der künftigen Gneisenaubrücke am Ochsenkopf (westlich des Hauptbahnhofs) und endet am nördlichen Neckarufer. Diese neue Brücke über den Neckar wird zwischen der Ernst-Walz-Brücke und dem Wieblinger Wehr liegen, erklärt die Sprecherin. Die Initiative aus Wieblingen plädiert dafür, diese in der Masterplanung fürs Neuenheimer Feld enthaltene Flussquerung nach Westen „zu verlagern“.

Tatsächlich gibt es für die „Masterplan-Brücke“ bereits erste Entwürfe: „Im Juli 2020 hat das Team Schlaich Bergermann Partner, LAVA Berlin und Latz + Partner den ersten Preis beim zweistufigen Planungswettbewerb zur Gestaltung der neuen Brücke gewonnen“, heißt es aus dem Rathaus. Der Siegerentwurf sehe eine zurückhaltend gestaltete Brücke vor, die „mit einer großzügig geschwungenen Linienführung vom Ochsenkopf kommend entlang des östlichen Randes des sogenannten Gneisenauplatzes durch die Wipfel der weitgehend erhaltenen Bäume führt“. Am nördlichen und südlichen Ufer reichten Aufenthaltsflächen und Sitzgelegenheiten bis an das Wasser. Die Initiative aus Wieblingen hingegen betont, dass es nur eine ökologisch verträgliche Trasse geben könne, nämlich die an der A 5. Weite Bereiche des Ufers zwischen Heidelberg und Wieblingen stehen unter Naturschutz.

Heidelberg, Dossenheim und der Rhein-Neckar-Kreis machten sich gemeinsam auf den Weg, stellten Planungsmittel bereit und gaben eine Machbarkeitsstudie auf den Weg, die zu einem positiven Ergebnis kam. Im Oktober brachte Jasdeep Singh vom Heidelberger Amt für Mobilität dennoch schlechte Nachrichten in den Bezirksbeirat Wieblingen: Die Brücke sei bei der aktuellen Haushaltslage wohl nicht zu finanzieren. Das Geld werde dringend zur Sanierung von Projekten wie etwa der maroden Ziegelhäuser Brücke benötigt.

Die ursprüngliche Idee, die Radwegbrücke an die Betonkonstruktion der Autobahnbrücke „anzuhängen“, war bereits 2021 aus statischen Gründen verworfen worden. Aber warum nicht ein filigraner Neubau, neben oder sogar unter der großen Brücke? Im Doppelhaushalt der Stadt Heidelberg 2023/2024 wurden 40 000 Euro Planungsmittel eingestellt, die bisher nicht abgerufen wurden, erklärt Winkler-Hansen.

Justus Heine, Bezirks- und Kreistagsabgeordneter sowie Bundestagskandidat (Die Linke) aus Dossenheim betont, dass Dossenheim das Geld habe und zur Verfügung stellen würde. Man sei von der jüngsten ablehnenden Haltung aus Heidelberg überrascht worden und habe trotz Anfrage vor Wochen bisher keine erklärende Antwort aus dem Rathaus erhalten.

Was Winkler-Hansen nicht versteht: Während für diese Radbrücke offenbar aktuell kein Geld mehr da sei, ginge die Planung für eine Rad- und Gehwegbrücke im Zusammenhang mit der Masterplanung für das Neuenheimer Feld weiter - und im Januar solle die Suche nach einem Standort dafür intensiviert werden, hat sie aus dem Amt für Mobilität erfahren. Für Winkler-Hansen ist klar: „Es kommt nur ein Standort in Frage - und der muss an der A 5 liegen.“

Zusätzlichen Charme bekomme diese Lösung, weil der neue Radschnellweg Heidelberg-Mannheim sehr leicht an die neue Brücke angeschlossen werden könne, findet Winkler-Hansen.

Eine deutliche Aufwertung bekäme auch der Freizeit-Radverkehr, sind die Befürworter sicher, denn die neue Brücke würde eine Verbindung schaffen zwischen den beiden Neckarseiten. Die Auenlandschaft erfülle - wie Moore - die Aufgabe einer biologischen Kläranlage, ergänzt Buyer: „Wenn wir Naturschutz ernst nehmen - und das müssen wir, denn es ist unsere Zukunft - ist eine Brücke nur hier möglich“, unterstreicht sie.

Querung über Kanal und Altneckar

Vor acht Jahren sei auf Dossenheimer Seite die Planung zum Brückenbau an der A 5 angestoßen worden, berichtet Florian Knappe vom AK Mobilität in Dossenheim: „Für uns kommt nur diese Trasse in Frage.“ Über dem Neckarkanal müsste wegen der Schifffahrt eine bestimmte Brückenhöhe erreicht werden, über dem parallel verlaufenden Altneckar könnte die Rampe wieder abwärts führen, meint er.

Oder vielleicht braucht es gar keinen Neubau, sondern der Mittelstreifen oder eine Fahrspur der A 5 könnte für Radler reserviert werden, denkt Stadtrat Michael Pfeiffer (GAL) laut. „Ich hoffe, dass wir die Idee wieder aufnehmen können“, sieht auch Ingrid Herrwerth vom Stadtteilverein Wieblingen das letzte Wort in Sachen Radbrücke nach Dossenheim noch nicht gesprochen.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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