Heidelberg. Rund 39 Prozent aller Haushalte in Heidelberg werden aktuell mit Gas beheizt. 37 Prozent nutzen das Fernwärmeangebot der Stadt. Die Uni hat ein eigenes, ausschließlich auf Gas basierendes Fernwärmenetz mit einem Anteil von zwölf Prozent. Alle anderen Heizsysteme spielen kaum eine Rolle in der Unistadt: Sieben Prozent heizen mit Heizöl, zwei mit Holz und ein Prozent aller Haushalte mit Strom. Der Anteil an Wärmepumpen beträgt zwei Prozent. Erklärtes Ziel der Stadt ist es nun, möglichst viele der Haushalte, die mit Gas heizen, für die Fernwärme zu begeistern. Das ist Teil des Plans, der schon vor Jahren gestartet ist. Im Herbst soll die Wärmeplanung vorliegen - mit straßengenauen Plänen, wo Fernwärme in absehbarer Zeit möglich ist.
Stichwort: Fernwärme
- Schon heute verfügt der Kernbereich der Metropolregion über eines der größten Fernwärmenetze Deutschlands.
- Es reicht von Mannheim bis nach Heidelberg und Speyer.
- Insgesamt beziehen 165 000 Haushalte in der Region aus dem Netz Fernwärme.
- Fernwärme soll künftig auch über eine neue Flusswärmepumpe mit einer thermischen Leistung von 20 MW eingespeist werden.
Gleich zwei Mal war in der vergangenen Woche die kommunale Wärmeplanung der Stadt Heidelberg Thema im Fernsehprogramm - und das fast zeitgleich: In den Tagesthemen stellte Stadtwerke-Chef Michael Teigeler die Herausforderungen seines Unternehmens in Sachen Umstellung auf umweltfreundliche Heizsysteme vor. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann berichtete unterdessen bei Markus Lanz von seinem jüngsten Gespräch mit Oberbürgermeister Eckart Würzner. Der habe ihm berichtet, dass die gesamte Heidelberger Altstadt ans Fernwärmenetz angeschlossen werde. Damit sei zumindest dort die Diskussion über das Für und Wider beim Einbau von Wärmepumpen beendet. Es ist dort schlicht nicht nötig.
Erster Entwurf liegt vor
Bekanntlich hat die Bundesregierung nach langem Streit den gordischen Knoten durchschlagen: Ihr Gebäudeenergiegesetz verknüpft nun die Erneuerung von Heizungsanlagen mit der Wärmeplanung der Kommunen. Städte und Gemeinden müssen diese Pläne bis Ende 2028 vorlegen, nicht aber in Baden-Württemberg. Hier hat die Landesregierung zumindest die großen kreisfreien Städte schon zur Abgabe Ende dieses Jahres verdonnert. Ganz vorne mit dabei: Mannheim und Heidelberg.
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In Heidelberg liegt ein erster Entwurf der kommunalen Wärmeplanung bereits vor. Die nötige Expertise haben sich Stadt und Stadtwerke mit einem Konsortium aus den Unternehmen Enerko und dem Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) ins Boot geholt. Das Ziel dieser Wärmeplanung: auf dem Weg zur CO2-neutralen Stadt bis spätestens 2040 so viele fossile Heizungsanlagen wie möglich durch umweltfreundliche Systeme ersetzen.
Dabei setzt Heidelberg nicht nur in der Altstadt, sondern ziemlich flächendeckend auf die Versorgung durch Fernwärme. „Das wird allerdings nicht in allen Bereichen funktionieren“, weiß Umweltamtsleiterin Sabine Lachenicht. Das liege unter anderem an besonderen topografischen Lagen. Wo Fernwärme nicht möglich sei, werde man in den Quartieren Alternativen anbieten, stellt die Amtsleiterin in Aussicht.
Wenn die Stadt mit ihrer Wärmeplanung im Herbst in die parlamentarischen Gremien und an die Öffentlichkeit geht, dann weiß sie straßengenau, welche Gebäude an Fernwärme angeschlossen werden können. Schon jetzt hat die Verwaltung über Schornsteinfegerprotokolle genaue Kenntnis darüber, wo die Heidelberger welche Heizungen betreiben.
Im Visier hat die Stadt nun diejenigen Hausbesitzer, die noch mit Gas heizen. Ihnen solle das Angebot zum Umstieg auf die Fernwärme gemacht werden. Insgesamt 75 Prozent an die Fernwärme anschließen, lautet das ehrgeizige Ziel. Bis dahin gibt es aber noch viel Arbeit. Zum bestehenden Netz von 225 Kilometern müssen rund 140 Kilometer Leitungen dazukommen, sagt Umweltamtsleiterin Lachenicht. Und Stadtwerke-Geschäftsführer Teigeler nennt die Summe von 850 Millionen Euro, die die Stadt die Wärmewende kosten werde.
Umstieg im vollen Gange
Einen Haken hat die Sache mit der Fernwärme allerdings derzeit noch. Heidelberg hängt am Mannheimer Grosskraftwerk mit dran, wo warmes Wasser noch bis 2030 durch Kraft-Wärme-Kopplung mit Hilfe von Steinkohle produziert wird. Der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen ist aber in vollem Gange. Eine riesige Luft-Wasser-Wärmepumpe entsteht mittlerweile im Gewerbepark Pfaffengrund direkt neben der „Thermoskanne“, dem Zukunfts- und Energiespeicher mit seinen 20 000 Kubikmetern kochend heißem Wasser. Ein Biomassekraftwerk gibt es auch schon. Flusswärmepumpen im Neckar sind geplant, ebenso ein massiver Ausbau der Photovoltaik. Bis 2030, so das ambitionierte Ziel, soll die Fernwärme CO2-frei zur Verfügung stehen.
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