Tourismus - Beliebtes Wanderziel am Gaisberg erhält überdachte Aussichtsplattform / Kosten von 16 000 Euro und eigene Hölzer

Neue Plattform bietet Blick über den Rhododendron im Heidelberger Stadtwald

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Michaela Roßner
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Weiß und Rosarot: Die ersten Blüten sind geöffnet. © Jegliche Verwendung ist honorarp

Heidelberg. Die ersten Blütenkissen sind aufgesprungen: Der Rhododendron-Hain bildet gerade eine weiße und rosarote Pracht mitten im Heidelberger Stadtwald. Die Naturschönheit auf dem Gaisberg, am Wandererparkplatz Blockhütte und in Nachbarschaft zum Arboretum, kann nun noch leichter bewundert werden. Die Forstverwaltung hat - unterstützt vom Naturpark Neckartal-Odenwald - eine neue, überdachte Aussichtsplattform bauen lassen. Peter Hauk, baden-württembergischer Landwirtschaftsminister, genoss den Blick gemeinsam mit Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner. Klimaschutz-Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain und Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamts, gaben die Plattform am Montag frei.

Viele Erwartungen

„Der Heidelberger Stadtwald ist seit Jahrtausenden ein wichtiger Rückzugsort und Lebensraum für Menschen, wie wir auf den historischen Stätten des Heiligenbergs sehen können“, betonte Würzner die „enorme Bedeutung“ des Grüns über der Altstadt.

Hauk ging auf die vielen Bedürfnisse ein, die ein Stadtwald befriedigen soll: Neben der Nutzung für Ausflüge und sportliche Betätigung für Wanderer und Radler liefere der Stadtwald auch einen unschätzbaren Wert als CO2-Speicher. Damit er diese Funktionen aber erfüllen könne, müsse wenigstens ein Teil des Waldes auch als Wirtschaftsraum genutzt werden. Dafür aber, sieht der Minister immer wieder Diskussionen im Land, sinke das Verständnis. Totholz, das im Wald liegen bleibe, ging er auf eine aktuelle Forderung auch von Waldfreunden in und um Heidelberg ein, sei indes nur ein CO2-Speicher und gebe das Kohlendioxid beim Verrotten wieder ab. Werde das heimische Holz indes verarbeitet, ersetze es anderes Material, das - wie etwa Beton - nur mit großem Energieaufwand und Entsorgungsproblemen hergestellt werde.

Genießen den Ausblick vom Pavillon über den prächtigen Rhododendren am Königstuhl: Peter Hauk (v.l.), Eckart Würzner und Ernst Baader. © Philipp Rothe

Für den Aussichtssteg mit Pavillondach über dem Rhododendron ist vorwiegend einheimisches Robinienholz verwendet worden. Es gilt als besonders robust und wurde über längere Zeit im Stadtwald gesammelt, erklärte Baader. Der Zimmereibetrieb Alfred Kilian verbaute die unregelmäßig geformten Stämme dann zu einem rustikalen Pavillon. Schon während der Minister und die Bürgermeister das Holzbauwerk würdigten, liefen die ersten Besucher darauf, um den Blick auf die Stadt und über die Rhododendren zu genießen. „Sie können schreiben, der erste Tourist hier drauf war ein Schwede“, rief ein blonder hochgewachsener Mann in Wanderkluft. Kurz nach ihm freute sich eine Frau aus Leimen mit einem Gast aus Serbien über den Pavillon.

Rhododendron

  • Rhododendren – auch Alpenrosen genannt – sind Heidekrautgewächse. Sie umfassen eine große Zahl von Arten und Sorten und wachsen als Sträucher.
  • Azaleen gehören ebenfalls zu den Rhododendren.
  • Es gibt immergrüne und laubabwerfende Rhododendren.
  • Die Farbskala der Blüten reicht von Weiß über Orange und Rosa bis zu Rot und Violett.
  • Als Moorbeetpflanze benötigen Rhododendren einen sauren Boden und fühlen sich in den feuchten Gebieten der Nordhalbkugel am wohlsten.
  • Blätter, Blüten, Nektar und Pollen sowie zum Teil der Honig enthalten giftige Inhaltsstoffe (Grayanotoxine).
  • In Heidelberg gibt es zwei große Rhododendren-Standorte: am Waldparkplatz „Blockhaus“ und südlich des Ehrenfriedhofs.

Schon berühmte Heidelberg-Besucher wie Mark Twain, Johann Wolfgang von Goethe und Matthäus Merian ließen sich einst von der Blütenpracht inspirieren: Der Rhododendron wurde vor mehr als 100 Jahren auf dem Gaisberg gepflanzt. Der damalige Leiter des Forstamts Heidelberg, Karl Krutina, soll gute Beziehungen zu einem Pflanzenhändler gehabt haben, der aus Fernost importierte. 1904 ließ er die ersten Alpenrosen mitten im Stadtwald pflanzen. Eine Sichtschneise in die Altstadt sollte erhalten bleiben. In den 1960er Jahren wurde der Rhododendron arg durch schwere Schneelast zerstört, aber wieder aufgerichtet und ständig durch Neupflanzungen ergänzt.

Zertifiziert als Kur- und Heilwald

Dass Heidelbergs gesamter Stadtwald seit 2021 offiziell als Kur- und Heilwald gewürdigt ist, entlockt Minister Hauk Respekt: „Das hat manche Bäderstadt noch nicht geschafft.“ Seit 2015 ist der Wald nach PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) zertifiziert - als erster in Deutschland. Thuja, ebenfalls aus dem Revier, und Kiefern liefern das übrige Material für den Pavillon. Von 16 500 Euro Gesamtkosten übernahm der Naturpark 60 Prozent, erklärte Geschäftsführer Paul Siemes.

Am Promenadenweg beim Ehrenfriedhof gibt es den zweiten Rhododendron-Hain auf dem König-stuhl. Auch er lässt seine Blütenknospen gerade anschwellen.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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