Demo gegen rechts

Nach Demonstrationen in Heidelberg: „Wir haben jetzt die Chance, die Guten zu sein“

Rund 18 000 Menschen sind am Samstag in Heidelberg gegen rechts auf die Straße gegangen - das hat nicht zuletzt auch die Organisatoren baff und glücklich gemacht. Wie geht es nun weiter mit dem  Bündnis gegen rechts?

Von 
Michaela Roßner
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Miriam Lemdjadi und Bonyad Bastanfar (v.l.) organisierten die Demo. © Philipp Rothe

Heidelberg. Rund 18 000 Menschen sind am Samstag in Heidelberg gegen rechts auf die Straße gegangen - das hat nicht zuletzt auch die beiden Organisatoren Miriam Lemdjadi und Bonyad Bastanfar baff und glücklich gemacht. Wie geht es nun weiter mit dem geschmiedeten Bündnis gegen rechts, und sind die Beiden am kommenden Samstag, 27. Januar, ab 16 Uhr dabei, wenn auf dem Mannheimer Alten Messplatz eine weitere Kundgebung startet?

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Die Mannheimerin Lemdjadi ist Regisseurin, Theaterpädagogin und Performerin. Eine Demo hatte sie vorher noch nie organisiert. Aber die Enthüllung des Recherche-Netzwerks Correctiv über das geheime Treffen von Rechtsextremen in Potsdam und das formulierte Ziel, Millionen Menschen aus Deutschland auszuweisen („Remigration“) haben sie wie viele schockiert. „Ich konnte überhaupt nicht nachvollziehen, warum es danach so lange ruhig blieb“, beschreibt sie ihre Gedanken. Dann sei die Idee gereift, eine Demo zu organisieren. „Ich habe meine Kontakte überflogen und am Donnerstag der Woche vor der Kundgebung geschätzt, dass es 160 Teilnehmer werden könnten“, erinnert sie sich.

Dreimal so viele Demonstrierende wie erwartet

Die erwartete Teilnehmerzahl hob sie dann bald auf 3000 an und bekam von der Polizei die Einschätzung, dass eher mit 6000 Menschen zu kalkulieren sei. Dass es dann tatsächlich dreimal so viele wurden, damit rechnete niemand. Als Anmelderin der Demo war sie die Verantwortliche - und ist dankbar und froh, dass alles friedlich und ohne Zwischenfälle über die Bühne ging. „Ich war ständig im Kontakt mit der Polizei, die Zusammenarbeit lief wirklich toll“, blickt die 36-jährige Lemdjadi zurück.

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Als Bonyad Bastanfar als einer der ersten die Anfrage der Theatermacherin erhielt, musste er überhaupt nicht lange nachdenken und sagte sofort seine Unterstützung zu. Unter anderem als Initiator der irankritischen „Hamseda Together“-Aktion, aber davor auch schon in Initiativen gegen die Pegida hat er schon viele Großveranstaltungen auch zum Frauenrecht veranstaltet. Etwa eine Baumpflanzung vor der Heidelberger Stadtbücherei für die nach der Festnahme der iranischen Sittenpolizei verstorbene Zhina Mahsa Amini.

Über Social Media im Umlauf gebracht

Einmal über soziale Netzwerke in Umlauf gebracht, stieg die Zahl der zugesagten Unterstützung beinahe von Minute zu Minute, erinnert sich Lemdjadi. Das für die Demo gegründete Bündnis „Kein Schritt nach Rechts“ hat heute rund 100 Unterstützer - keine Einzelpersonen wohlgemerkt, sondern Institutionen, Parteien, Vereine und vieles mehr. „Wir haben extra Orange und Lila als Farben fürs Plakat gewählt - Farben, die keine Partei für sich beansprucht“, sagt Lemdjadi.

Organisation von Groß-Demos

Zu den Bündnispartnern gehören neben dem Studierendenrat auch „Fridays for Future“, die ihre Erfahrung in der Organisation von Groß-Demos einbrachte. Rund 120 Helfer waren an der Strecke im Einsatz. In Netzwerktreffen und mit weiteren Aktionen will das Bündnis „dranbleiben“, sagt Bastanfar: „In den nächsten beiden Jahren wird sich entscheiden, wie es in Deutschland weitergeht“ - er sieht keinen Anlass durchzuatmen. Und: „Wir haben nun die Chance, in die Geschichtsbücher einzugehen als die, die einen Rechtsruck verhindert haben. Wir können die Guten sein.“

Am Samstag sind die beiden Heidelberger Organisatoren in Mannheim „natürlich“ bei der Demo gegen rechts dabei. „Ich bin allerdings froh, dass ich diesmal ,nur’ mitlaufen darf“, gibt Lemdjadi zu.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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