Heidelberg. Emirson (7) trägt ein weißes Fußballtrikot mit dem Namen seines Kicker-Idols Christiano Ronaldo. Doch mit Hingabe bearbeitet der Junge aus Mazedonien nicht einen Fußball – sonder ein Schlagzeug. Ganz versunken in Takt und Ton versorgt er auch noch die nähere Umgebung des Wohnhauses im Hasenleiser mit dem Rhythmus. Das Projekt „Bridges“ ermöglicht jungen Geflüchteten und Kindern aus der Nachbarschaft, ihr Musiktalent hervorzukitzeln. Initiatorin ist die bekannte Jazzsängerin Jutta Glaser.
Musik baut Brücken
- Der interkulturelle Verein IKUMU aus Heidelberg hat im Rahmen des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona“, gefördert vom Bundesministerium für Familie , Senioren, Frauen und Jugend mit Unterstützung der deutschen Kinder-und Jugend-Stiftung einen Antrag für das Förderprogramm „AUF!leben“ gestellt.
- Das Projekt „Bridges“ soll Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von fünf bis 28 Jahren mit verschiedenen musikalischen Angeboten erreichen, unterstützen und fördern.
- Die Überzeugung : Musik baut Brücken zwischen Kulturen, zwischen den Generationen, zwischen Einheimischen und Hinzugezogenen und zwischen Kindern, welche durch die Corona-Pandemie seit nun fast zwei Jahren mit Einschränkungen und Herausforderungen konfrontiert sind.
- Gemeinsames Singen und Musizieren stärkt das Gemeinschaftsgefühl, das seelische Wohlbefinden, das soziale Miteinander und den Respekt untereinander.
- Ein Musikinstrument zu lernen unterstütze das Selbstwertgefühl und die Möglichkeit, die eigenen Gefühle auszudrücken.
- Bandarbeit biete ein emotional entlastendes Ventil für die Herausforderungen des Alltags in Pandemiezeiten und mobilisiert die seelische Widerstandsfähigkeit.
Der interkulturelle Verein IKUMU aus Heidelberg hat im Rahmen des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona“, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit Unterstützung der deutschen Kinder-und Jugend-Stiftung einen Antrag für das Förderprogramm „AUF!leben“ gestellt.
Niederschweillige Talentsichtung
„Bridges“ – auf Deutsch „Brücken“ soll Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von fünf bis 28 Jahren über verschiedene musikalische Angebote erreichen, unterstützen und fördern. Neben Glaser ist Musiktherapeutin Cordula Reiner-Wormit für das Konzept und die Umsetzung zuständig. Cellistin Elisa Herbig verantwortet den „Spielraum Musik“ mit, der Teil des „Bridges“- Projektes ist. „Musik baut Brücken: zwischen verschiedenen Kulturen, zwischen den Generationen, zwischen Einheimischen und Hinzugezogenen und zwischen Kindern, welche durch die Corona-Pandemie seit nun fast zwei Jahren mit Einschränkungen und Herausforderungen konfrontiert sind“, erklärt Glaser. Letzteres stelle eine Belastungsprobe für die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. Gemeinsames Singen und Musizieren in der Gruppe stärkt das Gemeinschaftsgefühl, das seelische Wohlbefinden, das soziale Miteinander und den Respekt untereinander.
Eine Stunde in der Woche spielen die angehenden jungen Musiker seit März im Erdgeschoss der Gemeinschaftsunterkunft in der Kolbenzeil. „Zu Beginn singen wir gemeinsam ein Lied“, erklärt Reiner-Wormit. Neben kleinen Melodien werden dann viel interpretiert: Die Musikschüler sollen ein Gefühl für Töne und das jeweilige Instrument bekommen. Wenn so Interesse geweckt wird, gibt es außerdem die Möglichkeit, ein Instrument auszuleihen sowie Einzelunterricht zu bekommen. Und eventuell im Sommer schon bei uns bei Konzerten mit auf der Bühne zu stehen, denkt Glaser schon weiter. Die Lieder, die im kleinen Chor angestimmt werden, stammen aus den Heimatländern der Mädchen und Jungen oder aus den aktuellen Charts.
„Dieses Konzept hat sich seit sechs Jahren in der Gemeinschaftsunterkunft in der Henkel-Teroson-Straße bewährt“, ergänzt Glaser. Es sei professionell wissenschaftlich begleitet worden und werde von den dort lebenden Kindern sehr dankbar angenommen. Nach der pandemiebedingten Winterpause soll es auch dort im Pfaffengrund nun bald wieder weitergehen. „Die Kinder dort singen übrigens lieber aktuelle Hits, als Lieder aus ihren Heimatländern“, sieht Reiner-Wormit ein großes Bedürfnis der Nachwuchsmusiker, sich zu integrieren: „Sie möchten auch eigentlich gar nicht mehr gefragt werden, woher sie kommen.“
Kinder spüren sich selbst
Heran aus Eritrea ist viereinhalb Jahre alt und in ihre Leih-Gitarre vernarrt. Auch wenn das Instrument noch ein bisschen zu groß ist, entlockt das Mädchen den Saiten ganz versunken neue Tonfolgen „Sie ist immer sehr ausgeglichen und zufrieden, wenn sie vom Musikunterricht kommt“, berichtet ihre Mutter später, als sie die Tochter abholt.
„Musik ist die eigentliche Muttersprache des Menschen“, zitiert der Verein IKUMI den Geiger Yehudi Menuhin. „Die Kinder spüren sich selbst“, beschreibt Glaser. Ein Musikinstrument zu lernen unterstütze das Selbstwertgefühl und die Möglichkeit, die eigenen Gefühle auszudrücken, wissen die Initiatorinnen. Zum Team gehören außerdem Erziehungswissenschaftlerin Stefanie Ferdinand, der Mannheimer Musiktherapeuten Samuel Gracida sowie seinem Kollegen Sergio Rojas Sanz.
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