Literatur regional

Moderner "Romeo und Julia"-Roman: Heidelberger Liebesdrama mit Happy End

In ihrem Debütroman lässt die Heidelberger Autorin Inge Diederichs Welten aufeinanderprallen: In "Fliederduft und Klassenfrust" geht es um die dramatische Liebe zwischen zwei Jugendlichen

Von 
Maria Herlo
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Unter einem Fliederbusch beginnt die Geschichte von Marie und Tim. © dpa

Heidelberg. In ihrem Debütroman erzählt Inge Diederichs von der großen Liebe zwischen zwei Jugendlichen und lässt ihre unterschiedlichen Welten mit voller Wucht aufeinanderprallen. Die Handlung ist an Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ angelehnt, doch Inge Diederichs bringt sie zu einem guten Ende: Da ist Tim, der aus einer zerrütteten Familie kommt, bei Pflegeeltern lebt, nur Armut und Gewalt kennt und in der Schule, wo er mehrmals kurz vor dem Realschul-Abschluss stand, seelische Verletzungen erfährt.

Seine Frustration entlädt sich in Wut und Versagensängste. Und da ist Marie, eine Millionärstochter, die auf ein Gymnasium mit dem besten Ruf in der Stadt geht, eifrig lernt und in allen Fächern gute Zensuren nach Hause bringt. Ihre Zufallsbegegnung in der Heidelberger Altstadt steht wie ein Paukenschlag am Anfang des Romans: Es knisterte gewaltig zwischen ihnen. Ihre erste Liebesnacht verbringen sie im großzügigen Garten von Maries elterlicher Villa unter einem Fliederbusch mit betäubendem Duft. Es folgen weitere Nächte zwischen Balkon und Maries Schlafzimmer, wo beim ersten Ton der Amsel Tim die Fassade der Villa hinunterklettert, um pünktlich im Altenheim seinen sozialen Dienst anzutreten. Und es kommt, wie es kommen muss: Die minderjährige Marie wird schwanger.

Infos zum Buch

Inge Diederichs: Fliederduft und Klassenfrust,

Verlag tredition, 224 Seiten, 12,99 Euro

Sie will jedoch, gegen den Willen ihrer Eltern, das Baby behalten. Dafür haben diese kein Verständnis und verbannen sie in ein Internat im Schwarzwald. Nie würden sie einer Ehe mit Tim zustimmen. Der einflussreiche Vater Maries sorgt auch dafür, dass Tim zu Pflegeeltern weit weg, ins Ruhrgebiet, geschickt wird. Die beiden können nichts gegen ihre Trennung tun. Ihre Liebe jedoch ist stark und tief und sie kämpfen gegen die ungünstigen Umstände an.

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Tim schafft das Abitur und will studieren. Marie tritt nach der Geburt ihres Kindes selbstbewusster auf, erkundigt sich nach ihren Rechten und verbietet sich jede Einmischung in ihr Leben mit Tim. Sie hat wegen der Geburt ihr Schuljahr unterbrochen, doch ist sie fest entschlossen, wieder einzusteigen, ihr Abitur zu machen und zu studieren. Tim und Marie wussten: Es wird nicht einfach sein, doch gemeinsam werden sie es schaffen. Schließlich erkennen auch Maries Eltern, dass sie sich getäuscht haben und strecken ihre Hand zur Versöhnung aus.

Als Pädagogik-Professorin hat die Autorin zahlreiche Projekte betreut

Bei der Lektüre des Romans merkt man, dass die 1944 geborene Autorin Inge Diederichs (ein Pseudonym, hinter dem sich die Heidelberger Pädagogik-Professorin Ingrid Dietrich verbirgt) sehr gut die Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen aus problematischen Verhältnissen kennt. Als Professorin an der PH hat sie sich intensiv mit „Brennpunkt-Schulen“ beschäftigt sowie zahlreiche Projekte zur Deutschförderung von Flüchtlingskindern und -jugendlichen durchgeführt.

Dieser Roman ist zwar emotional stark aufgeladen - bei der Lektüre darf man sich vor Rührung nicht scheuen -, doch bürgt die Konstruktion auch für Spannung.

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