Heidelberg. Eins muss man ihm lassen. Wenn sich der Komponist und Keyboarder einem neuen Projekt zuwendet, denkt er nicht in klischeehaften Arrangements. Keine typischen, klar definierten Themen oder Melodien am Anfang der Kompositionen oder Abläufe in den Stücken sollen den Fluss in seiner Musik behindern.
Was Johannes Bartmes im Theater des Heidelberger Karlstorbahnhofs seinen Zuhörern präsentiert, entledigt sich strenger Strukturierung. Hier werden munter verschiedene Motive in meist rhythmischen Modulationen aneinandergefügt und so auch der schöpferischen Freiheit gehuldigt, die sich noch in einigen anderen Momenten Bahn bricht. So beginnen seine Stücke oft mit klitzekleinen Tönen oder Geräuschen, um im Verlauf wie eine Welle anzuschwellen und gegen Ende wieder in ihre Miniatur abzuebben.
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Mit dem Schlagzeuger Nicholas Stampf, der zusammen mit E-Bassist Tobias Schmitt ein bestens eingespieltes Rhythmusteam bildet, und der jungen Sängerin Lilly Löffler, schart Bartmes eine Formation um sich, die ihre spielerische Freiheit aufs Genüsslichste ausschöpft.
Johannes Bartmes' vielseitige Klanglandschaften und ihre unvorhersehbaren Wendungen
Der Heidelberger Komponist selbst gibt sich dabei mit dem reinen Tastenspiel nicht zufrieden. Pfeifend steuert Johannes Bartmes so manche Melodielinie bei und vermittelt damit eine Art musikalische Sorglosigkeit. Bei „Another Song“, einer Komposition, die Bartmes zusammen mit seiner Partnerin, der Sopranistin Cordula Stepp singend vorträgt, wünschte man ihm allerdings mehr Zurückhaltung. Hier übertönt seine untrainierte Männerstimme Stepps filigranen Gesang etwas zu stark.
Der ansonsten ausgewogene und transparente Sound kommt hervorragend zu Geltung beim vielleicht interessantesten Stück der funky gespielten Komposition „Strange“. Hierbei baut „Submaroon“ im Ablauf Kollektivimprovisationen von zwei Musikern ein, in denen sich die Interaktion und das genaue Aufeinanderhören am deutlichsten beweist.
Was bei fast allen von Bartmes konzipierten Stücken hörbar wird, ist ihre Lockerheit. In „Hypnosis“, einer Komposition im 9/8 Metrum, im Duo gesungen von Stepp und Löffler, plätschern Anfang und Ende ein- und aus und vermittelt so etwas von einem Session-Charakter, bei dem so manche Wendung dem Zufall geschuldet ist.
„Submaroon“ stellt sich als Projekt in Heidelberg vor und bietet einen Ausblick auf das Release-Konzert
„Submaroon“ präsentiert sich in Heidelberg als „Projekt“ und ihre Musik als „Release“-Konzert für eine CD, die allerdings voraussichtlich erst im ersten Quartal erscheinen wird. Hier darf man gespannt sein. Denn viel von ihrem musikalischen Charme entspringt einem Ad-hoc-Charakter, der sich auf CD gebannt nur einigermaßen erfahren lässt, wenn die Musik bei Konzerten live mitgeschnitten wird.
Wenn das gelingt und bei den Aufnahmen auch atmosphärische Elemente eingefangen werden, könnte das Projekt „Submaroon“ tatsächlich seinen Flair und seine Live-Faszination beibehalten.
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