Klimakonferenz in Ägypten

Mannheimer nach der Klimakonferenz: „Die Zeit läuft davon"

Der Mannheimer Maximilian Jungmann hat mit einer Delegation der Uni Heidelberg an der Klimakonferenz COP 27 im ägyptischen Sharm el-Sheikh teilgenommen. Die Botschaften, die er mit nach Hause nimmt, sind alarmierend

Von 
Michaela Roßner
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Der Mannheimer Maximilian Jungmann hat anderthalb Wochen an der Klimaschutzkonferenz „COP27“ in Ägypten teilgenommen. © privat

Mannheim. Die Problemstellung riesig, der Diskussionsbedarf groß – das Ergebnis offen: Im ägyptischen Scharm el-Sheikh ist am Freitag die Climate Change Conference (COP27) offiziell zu Ende gegangen. Mit dabei war auch eine Delegation aus Mannheim und Heidelberg. Welche Eindrücke die deutschen Wissenschaftler mit nach Hause nehmen, skizziert Maximilian Jungmann im Gespräch mit dieser Redaktion: „Es ist eine riesige, aber auch eine schwierige ,COP’“, verweist er darauf, dass Geopolitik eine starke Rolle spiele – und damit die Befindlichkeiten jeweiliger Regionen.

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Anderthalb Wochen hat die Delegation an Konferenzen, Diskussionen und Begleitveranstaltungen teilgenommen. Am Abend reiste Jungmann zurück in die Metropolregion – mit „sehr gemischten Eindrücken“, wie er zugibt.

Jungmann, Jahrgang 1991, hat in Heidelberg Politikwissenschaften studiert und promoviert. 2018 gründete er eine Nachhaltigkeitsberatungsagentur in Mannheim. Mit seinen Kollegen Rainer Sauerborn und Patricia Nayna Schwerdtle sowie Computerlinguistin Sandra Barteit – alle vom Global Health Institute der Heidelberger Universität – boten die Wissenschaftler Veranstaltungen an, unter anderem zu hochauflösenden Treibhausgasemissionen (Jungmann im IASS-Pavillon), Klimawandel und Gesundheit (Rainer Sauerborn im Pavillon der Bundesregierung) und Klimawandel und Migration (Patricia Schwerdtle in verschiedenen Pavillons und offiziellen UNFCCC-Veranstaltungen).

Das Buch des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore „Unbequeme Wahrheit“ (2006) war für Jungmann eine Art „Erweckung“, erzählte er dieser Redaktion einmal. Noch immer beschäftigt Jungmann, dass die Auswirkungen des Klimawandels so deutlich zu spüren seien – aber die Bereitschaft, dagegen etwas zu unternehmen, so gering. Die Zeit laufe davon: „Wenn wir überhaupt noch etwas erreichen wollen, müssen wir jetzt sehr schnell sehr viel tun“, sagt er.

Verlängerung bis Sonntag?

Bei 28 Grad im Schatten unter Palmen trafen sich die Vertreter 197 Staaten. Auch Russland ist offiziell dabei – tritt aber offenbar nicht auf. Im Laufe des letzten Veranstaltungstags, des Freitags, drangen bereits Verlängerungsgerüchte durch. Es wäre nichts Neues, dass noch Zeit angehängt wird, um eventuell doch noch Vereinbarungen zu vollenden. Bis Sonntag soll dieses „Nachsitzen“ in Sachen Klimaschutz wohl anberaumt werden. „Es ist kaum abzusehen, was am Ende dabei herauskommt“, sagt der Politologe aus Mannheim.

Strenge Vorgaben in Ägypten

Proteste übrigens wie jene der „Letzten Generation“ in Deutschland, bei denen am Ende der Woche die Zufahrt zum BER-Flughafen in Berlin blockiert wurden, kennen andere Länder nach Einschätzung Jungmanns in dieser Größe eher nicht. Bei der Konferenz selbst sei das Ausmaß der Kritik deutlich geringer als im Vorjahr, als Hunderttausende protestierten. „In Ägypten sind strenge Vorgaben gemacht worden“, verweist Jungmann darauf, dass Proteste gegen Länder oder Personen nicht erlaubt sind. Ist der Eindruck richtig, dass bei der COP27 mehr über Geld als über Klimaschutz debattiert wird? „Ausgleichszahlungen an Länder, in denen die Auswirkungen der Klimakatastrophe deutlich zu spüren sind, nehmen einen zentralen Raum ein“, bestätigt Jungmann. Die Forderungen seien sehr verständlich, denn in der Regel seien die, die besonders unter den Auswirkungen wie Hitze, Hunger oder Überschwemmungen litten, höchstens zu einem ganz geringen Anteil Verursacher.

Geld an die richtige Stelle schieben

Drei Wege gebe es aus Sicht Jungmanns: gerechte Finanzierungsmodelle zu entwickeln und auszuhandeln, sich mehr um die Prozesse zu kümmern, die dem zugrunde liegen – oder das Thema auf die Konferenz 2023 zu vertagen. In welche Richtung es gehen könnte, schien Jungmann am Freitagmittag „noch völlig offen“: Ständig kämen neue Eingaben herein. Dennoch reist er mit „einigen Funken Hoffnung“ im Gepäck zurück – etwa der Idee, dass das Thema Klimaschutz bei den Banken auf dem Vormarsch sei. „Wenn Unternehmen oder Staaten nur noch Geld bekommen, wenn sie Klimaschutz-Ambitionen nachweisen“ beispielsweise. Aber auch da befinde man sich „noch in einer sehr frühen Phase“. Allein mit öffentlichen Geldern jedenfalls, sagt Jungmann, „ist der Klimawandel nicht zu schaffen“.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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