Naturschutz

Lehrgarten in Heidelberger Imkerschule: Nicht nur für Bienen eine Oase

Die Imkerschule in Heidelberg-Wieblingen ist ein Paradies für Honigbienen. Doch ein neuer Lehrgarten rückt nun auch den Erhalt anderer Insekten in den Vordergrund. Was der Garten zu bieten hat

Von 
Filip Bubenheimer
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Heidelberg. In der Imkerschule in Heidelberg-Wieblingen findet sich, was man hier erwarten würde: Bienenstöcke, lautstark umschwirrt, und stählerne Zentrifugen, mit denen der Honig aus den Waben geschleudert wird. Aber auch Haufen mit Ästen und Gestrüpp und ein toter Baum gehören zu den Anschauungsobjekten im Garten der Schule für Hobby-Imker. Denn die Honigbiene und der süße Ertrag ihrer Fleißarbeit stehen nicht mehr allein im Mittelpunkt des Imkerns - sondern auch, wie man Lebensräume für andere Insekten schafft.

„Inzwischen ist auch für uns Imker der Artenschutz eine der wichtigsten Aufgaben geworden“, sagt Norbert Uttner vom Landesverband Badischer Imker bei der Vorstellung des neuen Jahresprogramms von „Natürlich Heidelberg“, dem städtischen Umweltbildungsangebot. Im Programm sind die Imker unter anderem mit einem kurzen Einblick in die „Faszination Honigbiene“ vertreten. Außerdem hat die Imkerschule ihren Garten gemeinsam mit dem Umweltamt und dem Unesco-Geopark Bergstraße-Odenwald zu einem Insektenschutz-Lehrgarten umgebaut, der nach Anmeldung besichtigt werden kann.

Mit dem Lehrgarten zeige die Imkerschule „auf exemplarische Weise“, wie man Naturraum erhält, sagt Geopark-Geschäftsführerin Jutta Weber. Dabei gehe es vor allem darum, was man „auch im Kleinen bewirken kann“, betont Norbert Uttner vom Imkerverband - also zum Beispiel im eigenen Garten.

In stark versiegelten Städten können Gärten den Insekten einen Lebensraum bieten. „Insektenfreundliche Gärten sind im Stadtraum besonders wichtig“, erläutert Sabine Lachenicht, die Leiterin des Umweltamts. Die Stadt Heidelberg wolle daher nach den Gemeinderatswahlen ein neues Förderprogramm für insektenfreundliche Gärten auflegen, so Lachenicht.

Lehrgarten der Imkerschule in Heidelberg-Wieblingen will Lebensraum schaffen

Auch wenn im Lehrgarten die Bienenstöcke der Imkerschule stehen, geht es hier nicht um Schutzmaßnahmen speziell für Honigbienen, sondern vor allem um das Schaffen von Lebensraum für andere Insekten - zum Beispiel Wildbienen. Im Gegensatz zur gezüchteten Honigbiene sind viele Wildbienenarten vom Aussterben bedroht. Wie andere Insekten haben auch diese mit der intensiven Landwirtschaft zu kämpfen, auf deren Flächen sie wenig Lebensraum finden.

Gleich am Eingang des Gartens wurde vor allem für Wildbienen ein „Insektenhotel“ aufgestellt. Diese Nisthilfe besteht hauptsächlich aus offenen Bambusröhrchen, die die Stängel imitieren, in die einige Wildbienen ihre Eier ablegen. Andere Wildbienen nisten im Boden. Für sie soll im Garten der Imkerschule ein „Sandarium“ entstehen, also eine Sandfläche, in die die Bienen ihre Nistgänge graben können. Das Totholz im Garten dient ebenfalls als Nistplatz.

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Auch die Honigbiene hat mit Problemen zu kämpfen: In Heidelberg-Kirchheim und der Bahnstadt wurde vergangenes Jahr die „Amerikanische Faulbrut“ festgestellt - eine bakterielle Seuche, die zum Absterben der Brut führt. Außerdem breitet sich seit langem die Varroamilbe, ein Parasit, in den Bienenstöcken aus. „Wir erwarten, dass jetzt auch noch der Kleine Beutenkäfer kommt“, sagt Matthias Meisel, der Leiter der Imkerschule.

Dieser Käfer macht sich nicht nur über Honig und Pollen, sondern auch über die Brut her. Und auch der frühe Frühling sei „für die Honigbiene nicht unbedingt nur gut“, sagt Norbert Uttner.

Blühwiese des Lehrgartens der Imkerschule Heidelberg-Wieblingen noch nicht fertig angelegt

Der wohl schönste Teil des Gartens ist eine Blühwiese. Sie ist allerdings noch nicht fertig angelegt. „Hier ist noch viel zu Gras“, sagt Meisel. Das viele Gras signalisiert, dass der Boden noch zu nährstoffreich ist, um als Standort für viele Wildblumen attraktiv zu sein. In drei Jahren, so schätzt Meisel, werde es hier „bilderbuchmäßig“ aussehen. Viele verschiedene Blumen sollen Insekten dann Nahrung bieten.

Norbert Uttner will die Schulungen zum Naturschutz in den nächsten Monaten weiter ausbauen. Auch für Exkursionen von Schulklassen steht der Garten offen. Besucher müssen übrigens keine Angst vor Angriffen durch die Bienenvölker im Garten haben: Die dortigen Honigbienenarten - die „Kärtner Biene“ und die „Buckfastbiene“ - sind laut Schulleiter Meisel „auf Gutmütigkeit gezüchtet“.

Wer noch mehr über Insekten lernen möchte, findet im neuen Programm von „Natürlich Heidelberg“ außerdem eine Ameisenexkursion, einen Vortrag zu „Hornissen in Heidelberg“ und einen Nisthilfen-Bastelkurs für Kinder. Diese und alle weiteren Angebote lassen sich online unter natuerlich.heidelberg.de einsehen und buchen.

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